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AHO Aktuell - 16.11.1999

Kaninchen und Meerschweinchen sind empfindliche Kostgänger


(bpt) Als Pflanzenfresser besitzen Meerschweinchen und
Kaninchen ein hochkompliziertes Verdauungssystem,
das dem des Pferdes vergleichbar und ebenso
störanfällig ist. Die Tiere haben einen nur schwach
bemuskelten Magen, der zum Weitertransport der
Nahrung in den Darm nur wenig beitragen kann.
Daher muß ständig Nahrung aufnenommen werden,
damit das nachdrängende Futter den Nahrungsbrei in
den Darm weiterschieben kann. Der Dünndarm, in
dem ein überwiegend enzymatischer
Verdauungsprozess stattfindet, ist mit drei Metern
beim Kaninchen bzw. eineinhalb Metern beim
Meerschweinchen extrem lang. Ein großer Blinddarm
beherrbergt unzählige Mikroorganismen, die die mit
der Nahrung aufgenommene Rohfaser durch
Vergährung aufschließen. Im Grimmdarm wird dem
Verdauungsbrei Wasser entzogen. So entstehen die
arttypischen Kotbällchen, die der Enddarm
ausscheidet.

Ist die Nahrungsaufnahme der Tiere behindert, die
Bewegung ihres Darmes einschränkt, die Bildung und
Abgabe von Verdauungsenzymen gestört oder die
Zusammensetzung des Darminhaltes verändert, führt
dies innerhalb kürzester Zeit zu Verdauungsstörungen.
In deren Folge können auch Herz, Kreislauf und
Atmung beeinträchtigt werden.

Besonders dramatisch verlaufen die akuten
Magenblähungen und Magenüberladungen. Sie
machen sich durch Unruhe der Tiere und
Nahrungsverweigerung bemerkbar. Als Zeichen
starker Schmerzempfindung knirschen die Tiere mit
den Zähnen. Ihre Bauchdecken sind stark gespannt.
Im weiteren Verlauf kommt es zu Atemnot und
Kreislaufversagen.

Die Magenblähung oder Trommelsucht wird
hauptsächlich durch Verfütterung leicht gärfähiger
Futtermittel ausgelöst. Dazu gehört feuchtes oder
selbsterhitztes Grünfutter, Kohlgewächse, zu kaltes
oder angefaultes Futter. Die Magenüberladung
entsteht, wenn sich die Tiere an nicht rationiertem,
quellfähigem Kraftfutter überfressen.

Zur Rettung solcher Patienten ist Eile geboten. Die
volksübliche Bauchschmerzbehandlung mit
Wärmeflasche darf hier keinesfalls Anwendung finden.
Die Wärme würde eventuelle Gärprozesse noch
zusätzlich anregen. Sofortiger Futter- und
Einstreuentzug, Verabreichung von Tierkohle an
geblähte Tiere und vorsichtige Bauchmassage sind
die angemessenen Notmaßnahmen, die vom
Tierbesitzer eingeleitet werden können. Aufgabe des
sofort verständigten Tierarztes ist es, durch
krampflösende, schmerzstillende,
kreislaufstabilisierende und gasbindende
Medikamente die lebensbedrohende Situation zu
entspannen.

Zur Vorbeugung ist es wichtig, nur einwandfreies und
gut temperiertes Saftfutter anzubieten und die Tiere,
besonders im Frühjahr, langsam und in kleinsten
Rationen an frisches Grünfutter zu gewöhnen. Auf die
gleiche Weise kann auch die Verträglichkeit von
Kohlgewächsen erreicht werden. Vorsicht bei jungem
Klee! Er wird von den Tieren gierig aufgenommen, ist
aber stark gärfähig.

Gutes Heu und frisches Wasser müssen zur freien
Aufnahme ständig zur Verfügung stehen, während
Körnerfutter auf zwei Eßlöffel pro Tier und Tag rationiert
werden sollte.

BpT-Pressedienst


 



 

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