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AHO Aktuell - 17.12.1999

Schlangen: Häufige Anfängerfehler


(aho) Da noch kein perfekter Schlangenpfleger vom Himmel gefallen
ist, macht der Anfänger mangels Erfahrung ungewollt Fehler. Nachfolgend
gibt der Dipl. Biol. Marcel Wiatrowski einige Tipps, was der
Reptilienfreund beachten sollte.

Die Auswahl des Tieres

Vor dem Kauf sollte man sich sehr intensiv mit den Ansprüchen der
gewählten Art auseinandersetzen. Nur so ist gewährleistet, dass sich das
Tier in seiner neuen Umgebung einlebt und sich wohl fühlt. Es ist immer
von Vorteil, das Tier bei einem Privatzüchter zu erwerben. Die Chance,
ein gesundes Tier zu erwerben, ist so viel größer. Zudem bekommt der
Anfänger hier sehr viele gute Tips zur Pflege der betreffenden Art,
da engagierte Züchter zumeist mehr Erfahrung mit der Haltung und
Pflege der speziellen Art als Zoohandlungen haben.

Die Feuchtigkeit im Terrarium

Viele unerfahrene Schlangenhalter sprühen ihre Becken und Terrarien
täglich aus und halten es so recht feucht. Dies ist für die meisten
Schlangenarten nicht nötig und sogar eher gefährlich. Die entstehende
Verdunstungskälte begünstigt Erkältung und Lungenentzündung. Für die
meisten Schlangenarten ist es günstiger, ein begrenztes, feuchtes Areal
zur Verfügung zu stellen und nur gelegentlich in der Häutungsphase mäßig
zu sprühen. So kann sich die Schlange die ihr zusagende Feuchtigkeit
selber aussuchen. Anders liegt der Fall natürlich bei Arten wie z. B.
dem grünen Baumpython, aber der gehört ja nicht zu den Tieren, die ein
Anfänger pflegen sollte.

Die Häufigkeit der Futteraufnahme

In freier Natur fressen Schlangen sehr unregelmäßig. So sollten auch
Terrarienschlangen nicht mit absoluter Regelmäßigkeit gefüttert werden.
Es sollte ab und zu eine kleine Futterpause einzulegt werden, da
Schlangen recht schnell verfetten. Überschüssige Fett baut sich dann
aufgrund des langsamen Stoffwechsels von wechselwarmen Tieren auch nur
langsam wieder ab. Die Tiere werden träge, sind kaum noch
vermehrungsfähig und haben eine verkürzte Lebenserwartung. Insbesondere
Riesenschlangenbesitzer tendieren dazu, ihren Tieren zuviel Futter
anzubieten, da vor allem Boas nur selten angebotenes Futter verschmähen.

Keine Panik bei Futterverweigerung

Nicht immer muss man bei einer Futterverweigerung an eine Krankheit
denken. So verweigern zum Beispiel viele männliche Schlangen zur
Paarungszeit die Nahrung. Diese kann mitunter einige (meist 1-2) Monate
andauern. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Ein vollgefressenes
Männchen hat gegen Kontrahenten weniger Chancen, da es weniger beweglich
ist. Schwangere Weibchen verweigern auch oft die Nahrung, was vermutlich
daran liegt, dass die sich entwickelnden Eier oder Embryonen den
Magen-Darmtrakt so weit einengen, daß kein Beutetier mehr hineinpaßt.
Eine Futterverweigerung ist erst dann besorgniserregend, wenn die
Schlange noch andere Krankheitssymptome zeigt oder sichtlich abmagert.


Der Bodengrund

Die größte Gefahr besteht im Verschlucken von Bodenbestandteilen, was
mitunter tödlich ausgehen kann (unverdauliche Sägespäne!). Dieses
Problem kann man aber vermeiden, indem man als Bodengrund sterile Erde
verwendet, oder die Tiere außerhalb des Behälters füttert, was
allerdings nicht mit jeder Schlange gelingt.

Die Heizung

Viele Schlangenhalter heizen ihr Becken prinzipiell richtig mit einem
Heizkabel zur Erwärmung des Bodens und einer Wärmelampe. Sie sorgt
für einen "Platz an der Sonne" und dient der Erwärmung der Luft.
Häufig wird die Temeratur nicht richtig kontrolliert. Die vielleicht
wichtigste Anschaffung ist ein vernünftiges und genaues Thermostat,
welches die Temperatur auch dort reguliert, wo die Wärmequelle ist.
Man kann mit einer Bodenheizung nur wenig Einfluß auf die
Lufttemperatur nehmen, d.h. der Meßfühler sollte sich deshalb auch
im Boden befinden. Die richtig eingestellte Temperatur ist für
Schlangen als wechselwarme Tiere lebensnotwendig und darf niemals
vernachlässigt werden. Wichtig sind tägliche Kontrollen, denn eine
defekte Heizung hat schon so mancher Schlange das Leben gekostet!

Versorgung mit Vitaminen

Erhalten Schlangen nur aufgetaute Nahrung, ist es wichtig, diese
gelegentlich mit Vitamintropfen oder -pulver aufzuwerten. Insbesondere
bei Jungtieren ist dies unabdingbar. Zu häufige Vitamingaben können
ebenfalls schädlich sein. Es genügen einmal im Monat wenige Tropfen
eines für Reptilien geeigneten Präparates. Nötigenfalls wird das
Präparat in das Futtertier injiziert, da der intensive Geruch
einiger Präparate empfindliche Tiere vom Fressen abhält. Andere
Präparate können über das Futter gestreut werden.

Die Winterruhe

Die Wichtigkeit dieser Ruhephase für Arten, die aus gemäßigten
Klimazonen kommen (Thamnophis, viele Elaphe-Arten), wird kontrovers
diskutiert. Schlangen haben ihren eigenen Rhythmus und benötigen
bestimmte Ruhephasen in ihrem Leben, um gesund zu bleiben. Ohne
Ruhephase im Winter gerät z. B. die hormonelle Regulation bei vielen
Tieren durcheinander und die Produktion der Keimzellen verläuft entweder
nicht synchron, oder bleibt sogar ganz aus. Die Folge ist, dass sie nur
in Ausnahmefällen für Nachwuchs sorgen können. Selbst wenn man seine
Tiere nicht vermehren möchte, kann sich ein Verzicht auf diese Ruhephase
negativ auswirken, da viele Tiere zu dieser Zeit keine Nahrung aufnehmen
wollen. Da der ihr Stoffwechsel auf "Winter" eingestellt ist, sind die
Tiere auch dementsprechend inaktiv. Keinesfalls sollte man versuchen,
das Tier mit Zwangsfütterung zur Futteraufnahme zu bewegen. In den
meisten Fällen wird die Schlange in dieser Jahreszeit nicht in der Lage
sein, ihr Futter zu verdauen, da der Darm wenig aktiv ist.

Dipl. Biol. Marcel Wiatrowski für AHO
 



 

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