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AHO Aktuell - 27.02.2000

Der Kleine Fuchsbandwurm - Infektionsrisiko Katze


(aho) In Europa wird seit einigen Jahren zunehmend über
die Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch den "Kleinen
Fuchsbandwurm" (Echinococcus multilocularis) diskutiert. Er wird
regelmäßig in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein,
Österreich, Deutschland, Polen und Tschechien nachgewiesen (1).
E. multilocularis gehört mit einer Länge von 1 - 4 mm zu den
kleinsten Bandwürmern und kommt vorwiegend beim Fuchs, aber auch
bei Hunden und Katzen vor. Die Infektion der Endwirte erfolgt über
den Verzehr von Zwischenwirten, die Larvenstadien (Metazestoden)
des Bandwurmes enthalten. Als Zwischenwirte sind insbesondere
Schermäuse, Feldmäuse oder andere Kleinsäuger von Bedeutung. Etwa
26 -37 Tage nach einer Infektion sind in Kotproben der befallen
Tiere erstmals Proglottiden (Bandwurmglieder), respektive Eier
nachzuweisen (6).

Man kann davon ausgehen, daß ca. 30% der Füchse in Bayern vom
Kleinen Fuchsbandwurm befallen sind, wobei die Befallsrate
regional schwanken kann. Befallene Tiere scheiden Bandwurmeier
aus, an denen sich Menschen infizieren können. Gefährlich wird
der Parasit dadurch, dass die Larven über den Blutstrom in die
Leber gelangen und dann mit infiltrativer Ausbreitung den
Charakter eines bösartigen Tumors aufweisen. Aufgrund der Struktur
der gebildeten Zysten spricht man von einer alveolären Echinokokkose.
Ferner tritt in seltenen Fällen auch eine spontane Metastasierung
in andere Organe (Gehirn, Lunge, Knochen) auf.

Offensichtlich besteht auch bei Hauskatzen ein reales
Infektionsrisiko für den Menschen. Schon im Jahre 1989 konnte
E. multilocularis als Parasit im Darm eine französischen Katze.
Dabei erscheint es nicht zwingend, dass Hauskatzen infizierte
Mäuse aus "der freien Natur" fressen. Bei einer Hausmaus wurde
1990 eine alveolären Echinokokkose diagnostiziert. Im gleichen
Haus lebten drei Menschen, die ebenfalls an einer alveolären
Echinokokkose litten (5).

Französische Wissenschaftler berichten jetzt in einer aktuellen
Veröffentlichung über ihre Untersuchungen an 81 Hauskatzen.
Bei drei Katzen konnte Echinococcus multilocularis nachgewiesen
werden (2).

Obwohl das Risiko für den Mensch recht gering ist, sind doch die
gesundheitlichen Folgen für einen infizierten Menschen dramatisch.
In unbehandelten Fällen ist mit einer kumulativen Mortalität von
>90% über 10 Jahre zu rechnen (6). Es sollte deshalb Katzen, die
"Freigang" oder Kontakt zu Hausmäusen haben, auch gegen
E. multilocularis behandelt werden. Der Wirkstoff Praziquantel
ist hochwirksam (3) und kann per Injektion, peroral und als
Spot - on - Formulierung verabreicht werden. Die Behandlung ist
für Katzen wenig belastend.

(1) Eckert J:
Epidemiology of Echinococcus multilocularis and E. granulosus
in central Europe.
Parassitologia 1997 Dec;39(4):337-44

(2) A.F. Petavy, F. Tenora, S. Deblock, V. Sergent:
Echinococcus multilocularis in domestic cats in France
A potential risk factor for alveolar hydatid disease
contamination in humans
Veterinary Parasitology Vol. 87 (2-3) pp. 151-156 (2000)

(3) Andersen FL, Crellin JR, Cox DD:
Efficacy of praziquantel against immature Echinococcus
multilocularis in dogs and cats.
Am J Vet Res 1981 Nov;42(11):1978-9

(4) Deblock S, Prost C, Walbaum S, Petavy AF:
Echinococcus multilocularis: a rare cestode of the
domestic cat in France.
Int J Parasitol 1989 Sep;19(6):687-8

(5) Petavy AF, Deblock S, Walbaum S:
The house mouse: a potential intermediate host for
Echinococcus multilocularis in France.
Trans R Soc Trop Med Hyg 1990 Jul-Aug;84(4):571-2

(6) IKMI- Info August 1994 (94/8)
 



 

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