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AHO Aktuell - 30.03.2000

Im Visier der Knochenjäger - anhaltende Wilderei an Tigern


Frankfurt (ots) - Nur noch 5.000 bis 6.000 Tiger durchstreifen die
Wälder und Graslandschaften Asiens. Damit sind die Bestände in den
vergangenen Jahren zwar stabil geblieben, doch die größte Raubkatze
der Erde ist damit noch lange nicht über den Berg. Dieses Fazit zieht
der WWF in einem jetzt veröffentlichten Report von TRAFFIC, dem
gemeinsamen Artenschutzprogramm von WWF und der Weltnatur -
schutzunion IUCN. Die Studie zeigt zwar Erfolge im Tigerschutz auf,
unterstreicht aber, dass die Nachfrage in der traditionellen asiatischen
Medizin weiterhin ein Hauptproblem für das Überleben der Tiger bleibt.
Dazu kamen in den letzten zehn Jahren Konflikte mit Tigern in
bewohnten Gebieten, sowie der Schmuggel mit Tigerfellen und, vor
allem in Indonesien, mit Jungtieren.

"Der Herrscher der Taiga und seine Verwandten in Indien, China,
Sumatra und in Indochina können auf Dauer nur überleben, wenn es
gelingt, die Ursachen für anhaltende Wilderei und Schmuggel weltweit
in den Griff zu bekommen," so Roland Melisch, Artenschutzexperte der
Umweltstiftung WWF-Deutschland. Auf den Schwarzmärkten Asiens sind
die Körperteile toter Tiger weiterhin ein Vermögen wert. Zehn Kilo
Knochen bringen zwischen 3.000 und 20.000 Mark. Eine Flasche mit
Tiger-Pillen wurde noch vor kurzem in Japan für über 50.000 DM
gehandelt.

Erfolge im Tigerschutz zeigten sich in China und Südkorea, die
offiziell die Produktion von Tigermedikamente eingestellt haben.
Japan will zum April 2000 seine Vermarktungsgesetze ändern. Die
Nachfrage nach Tigerknochen ist in vielen Hauptabnehmerländern
aufgrund von Aufklärungsmassnahmen des WWF und dem Einsatz von
Ersatzstoffen gesunken. Trotzdem gibt der WWF keine Entwarnung: Auf
die Zahl der gewilderten Tiger hatte das bislang kaum Auswirkungen,
denn dafür stieg die Nachfrage nach Haut und Fellen. Der
TRAFFIC-Report zeigt, dass insbesondere auf den Märkten in
Südostasien, in Kambodscha, Indonesien, Laos und Vietnam der Handel
mit Teilen von gewilderten Tigern anhält. Und auch in Indien und
Russland werden noch immer tote Tiere beschlagnahmt. Zudem fand sich
ein erhöhtes Angebot von gefälschten Tigerprodukten sowie von
Fertigpräparaten asiatischer Medizin, die nach Herstellerangaben
Knochen der ebenfalls bedrohten Leoparden Asiens beinhalten.

Der WWF drängt die Heimatländer des Tigers zu einer strikten
Einhaltung der Handelsbeschränkungen. Gleichzeitig unterstützt die
Organisation Anti-Wilderer Brigaden am Ort des Geschehens, um die
tödliche Handelskette im Keim zu ersticken. "Wir müssen die
Verantwortlichen vor Ort davon überzeugen, dass Anreize gegen die
kommerzielle Tiger-Wilderei geschaffen werden," beschreibt Roland
Melisch die kommenden Aufgaben.

Die Aufklärungsarbeit in der traditionellen ostasiatischen Medizin
bleibt ein wichtiger Bestandteil der WWF-Aktivitäten. Einige Produkte
dieser Heilmethode geben weiterhin an, Tigerknochen zu enthalten und
sind deswegen illegal auf dem Markt - auch in der Europäischen Union.
In China und Hongkong, und zukünftig auch in Vietnam setzten sich
deshalb Vertreter des WWF und Pharmakologen gemeinsam mit
Heilpraktikern der traditionellen Medizin an einen Tisch, um
Alternativen im Heilmittelbereich zu etablieren.

Die Anstrengungen haben Wirkung gezeigt. Trotzdem bleibt der Tiger
weiter stark bedroht. In den vergangenen 100 Jahren nahm die Zahl der
Tiere um 95 Prozent ab. Die Unterarten Bali-Tiger, Java-Tiger und
Kaspischer Tiger blieben völlig auf Strecke und sind im letzten
Jahrhundert ausgestorben.

Weitere Informationen im Internet

Telefonische Auskunft und eine englische Zusammenfassung des TRAFFIC
Berichts "Far From A Cure: The Tiger Trade Revisted" bekommen sie
beim WWF-Deutschland:

Referat Artenschutz/TRAFFIC, Roland Melisch
Tel.: 069 791 44 180
Pressestelle, Jörn Ehlers,
Tel.: 069 791 44 145

Neue Tigerfotos und sendefähiges Betamaterial erhalten sie von
Jürgen Matijevic
Tel.:069 79144 152
 



 

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