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AHO Aktuell - 26.06.2000

Landkreis Cham: Geringes Infektionsrisiko durch den Fuchsbandwurm


(aho) - Bis zu 30 % der Füchse im Landkreis Cham sollen, wie frühere
Untersuchungen zeigten, Bandwürmer im Darm tragen und Eier ausscheiden.
Eine konkrete Befragung aller als Hausärzte im Landkreis tätigen
niedergelassenen Ärzte, Internisten und Radiologen zeigte, dass bisher
im Landkreis nur eine Fuchsbandwurmerkrankung beim Menschen
diagnostiziert wurde und erfreulicherweise konnte bei diesem Patienten
die Heilung durch eine Operation erreicht werden.

Zu Beginn der Beerensaison rückt jedes Jahr das Interesse der Bevölkerung
an den Gefahren durch den Fuchsbandwurm in den Vordergrund. Welche
Gefahren drohen beim Genuss von Walderdbeeren, Heidelbeeren oder
Himbeeren?

Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurmes

Der aus nur 3-5 Gliedern bestehende, insgesamt nur etwa 4 mm lange
Fuchsbandwurm schnürt das letzte, mit tausenden von mikroskopisch kleinen
Eiern beladene Glied ab. Mit dem Kot des bandwurmtragenden Tieres, z. B.
eines Fuchses, Hundes oder einer Katze, gelangt das Endglied ins Freie
und gibt dort zerfallend die Eier frei. Die Bandwurmeier sind gegenüber
Umwelteinflüssen äußerst widerstandsfähig und über längere Zeit
lebensfähig. Der natürliche Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurms
verläuft so, dass die Eier meist von Mäusen aufgenommen werden. Die im
Darm schlüpfende Larve wandert zumeist in die Leber ein und bildet dort
eine flüssigkeitsgefüllte, verzweigt in das Lebergewebe hineinwachsende
Blase. An der Innenseite dieser Blase bildet sich eine Vielzahl von
Bandwurmköpfen aus. Diese krebsartig wachsende "Finne" beeinträchtigt
die betroffene Maus zusehends, so dass sie leichter die Beute z. B.
wieder eines Fuchses wird. Im Darm des Fuchses löst sich die
Bandwurmfinne auf, die daraus frei werdenden Bandwurmköpfe heften sich
an der Darmwand des Fuchses an und wachsen zu Bandwürmern aus. Der
Entwicklungskreislauf ist damit geschlossen.

Nimmt nun ein Mensch z. B. beim Verzehr roher Waldfrüchte Bandwurmeier
mit auf, kann ihm ähnliches widerfahren, wie der oben erwähnten Maus:
In seiner Leber kann sich langsam, über Jahre wachsend, die Finne des
Fuchsbandwurms entwickeln. Diese fingerförmig in das Lebergewebe
einwachsende Geschwulst beeinträchtigt die Funktion der Leber und kann
z. B. zum Stau von Gallenwegen führen. Druck und Schmerz im rechten
Oberbauch, Völlegefühl, verringerter Appetit, Gewichtsverlust, eine
Gelbsucht oder der Anstieg von Leberwerten führen dann meist zur
Ultraschalluntersuchung der Leber und können die Verdachtsdiagnose
einer Bandwurmfinne begründen. Weitergehende Blutuntersuchungen können
den Verdacht erhärten.

Schwierige Therapie

Die verzweigte Wuchsform der Bandwurmfinne macht häufig eine operative
Entfernung unmöglich. Dies ist der wesentliche Unterschied zum
Hundebandwurm, der in einer geschlossenen, eiförmigen Hülle wächst, die
vom Chirurgen meist aus der Leber ausgeschält werden kann. Die
Behandlung erfolgt mit einem Medikament, welches das Wachstum der
Bandwurmfinne behindert und bei einem nicht operablen Befund u. U.
lebenslänglich eingenommen werden muss. Ohne Behandlung ist bei der
fortschreitenden Zerstörung der Leber mit einem tödlichen Ausgang
zu rechnen.

Wie hoch ist das Risiko?

Wir wissen, dass etwa 30 % der Füchse in unserem Landkreis Bandwürmer
im Darm tragen und damit Eier ausscheiden. Wie hoch aber ist die Zahl
von Erkrankungen an Bandwurmfinnen beim Menschen? Der Leberbefall durch
einen Fuchsbandwurm ist nach dem Bundesseuchengesetz nicht meldepflichtig,
es gibt deshalb keine statistisch gesicherten Daten. Um der Bevölkerung
einen Anhalt zu geben, wurden vom Gesundheitsamt Cham alle als Hausärzte
tätigen niedergelassenen Ärzte, die Internisten und Radiologen im Landkreis
befragt. Erfreulicherweise zeigte sich, dass die befragten Ärzte bei ihren
Patienten bisher nur eine Fuchsbandwurmerkrankung diagnostizierten. In
diesem Fall war zudem die Heilung durch eine Operation möglich.

Als Ergebnis der Befragung kann also festgestellt werden, dass das Risiko
einer Erkrankung an einem Fuchsbandwurm für die hiesige Bevölkerung
sicherlich nur sehr gering ist. Offensichtlich entwickelt sich beim Mensch
nicht aus jedem aufgenommenen Bandwurmei eine Leberzyste. Dem entgegen zu
halten ist, dass die Zahl der Füchse in den letzten Jahren zugenommen hat
und dadurch eventuell das Risiko gestiegen ist. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass die Diagnosestellung wegen des manchmal bis zu 15
Jahre dauernden Wachstums der Bandwurmfinne zeitlich verzögert erfolgt.

Ratschläge

Bodennahe Waldfrüchte, wie z. B. Heidelbeeren oder Preiselbeeren, sollten
zumindest gewaschen verzehrt werden. Will man völlige Sicherheit vor dem
Fuchsbandwurm, müssen die Beeren gekocht werden. Bei hochhängenden
Früchten, wie z. B. Himbeeren oder Brombeeren, ist mit einer Infektion
durch Bandwurmeier nicht zu rechnen.

Das Infektionsrisiko ist insgesamt gering. Es besteht kein Grund zur Panik,
wenn z. B. Kinder vom Verlangen nach den appetitlichen Beeren getrieben,
eine handvoll davon ungewaschen verzehren.

Pressemitteilung des Landratsamtes Cham
 



 

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