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AHO Aktuell - 24.08.2000

Pflanzenarzneimittel in der Veterinärmedizin


(aid) - Zunehmende Erregerresistenzen, unerwünschte Nebenwirkungen
oder immunsuppressive Wirkungen sind einige der Ursachen, die auch
in der Tiermedizin die Nachfrage nach Natur-Heilmitteln anregen können.
Wie die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft in Gießen
berichtet, werden Phytopharmaka aus ganzen Pflanzen, Pflanzenteilen
oder Pflanzeninhaltsstoffen hergestellt und sind damit immer
Mehrwirkstoffpräparate. Vielfach ist ihre Wirksamkeit aufgrund
traditioneller Erfahrung nachgewiesen, seltener liegen pharmakologisch-
toxikologische und klinische Prüfungen vor, wie sie für synthetische,
halbsynthetische oder für isolierte pflanzliche Rein-Wirkstoff-
Arzneimittel vorgeschrieben sind. Die genaue Wirkungsweise von
Heilpflanzen ist häufig nicht bekannt, kann sich auch manchmal je nach
der gewählten Dosierung ins Gegenteil verändern. Außerdem können
Begleitstoffe den Therapieerfolg der eigentlichen Wirkstoffe
unterschiedlich - positiv oder negativ - beeinflussen. Für
lebensmittelliefernde Tiere gelten die gleichen Anwendungsbedingungen
wie bei Chemotherapeutika, d.h., es müssen eventuell Wartezeiten
wegen der Gefahr von Rückstanden in den tierischen Produkten
eingehalten werden. Manche der früher angewandten Heilpflanzen werden
heute wegen ihres ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses nicht mehr
eingesetzt. Hierzu zählen stark schleimhautreizende Wurm- und
Abführmittel aber auch solche, die Herz-, Leber- oder Nierenschäden
verursachen oder mutagene oder kanzerogene Wirkungen haben. Bei der
Verwendung von Präparaten aus Arnikablüten, Brechwurz oder
Beinwell ist beispielsweise eine Verbrauchergefährdung nicht
auszuschließen. Somit sind Heilpflanzen durchaus nicht immer
risikoärmer als gezielt wirkende synthetische Arzneimittel und daher
nicht unbedenklich einzusetzen. In der Humanmedizin werden
Phytopharmaka überwiegend bei leichteren Erkrankungen, längerfristig
bei chronischen Krankheiten oder zur Prophylaxe eingesetzt. Diese
Anwendungsbereiche sind überwiegend auch in der Tierheilkunde
angezeigt. Bisher gibt es jedoch nur wenig Erfahrungen mit Tieren,
und eine direkte Übertragung der Therapieergebnisse vom Menschen auf
alle Tierarten ist nicht zulässig. Auch durch relativ gut verträgliche
und frei verkäufliche Phytopharmaka kann mehr Schaden als Nutzen
bewirkt werden, deshalb sollte jede Anwendung bei Tieren sorgfältig
überlegt sein. Unverkennbar besteht ein hoher Forschungsbedarf
hinsichtlich der therapeutischen Wirkung von Phytopharmaka bei den
einzelnen Tierarten, der geeigneten Dosierung, der Nebenwirkungen
und der Rückstände in tierischen Lebensmitteln. Zahlreiche
therapeutisch erfolgreich bei verschiedenen Tierarten angewandte
Stoffgruppen wurden aufgeführt, wie zum Beispiel Catechingerbstoffe
in Okoubaka (afrikanisches Heilmittel aus getrockneten dünnen
Rindenteilen des 0. aubrevillei Baums) oder der heimischen Blutwurz,
Flavonoide, die in der keimhemmenden Substanz Propolis, einem
Sammelprodukt der Bienen, vorkommen oder Weihrauchbestandteile.

aid, Dr. Sigrid Baars, PresseInfo, Ernährung und Landwirtschaft,
10. August 2000, Nummer 32

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