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AHO Aktuell - 16.10.2000

Schwerverletzte nicht sofort behandeln


London (pte/aho) - Ein Bericht der BBC läßt sowohl Human - als
auch Veterinärmediziner aufhorchen. Bisher galt: >>Schwerverletzte
müssen so schnell wie möglich behandelt werden.<< Dieser zentrale
Glaubenssatz der modernen Medizin wird von immer mehr Spezialisten in
Frage gestellt. Der Trend geht jetzt dahin, auf die Selbst-
heilungskräfte des Körpers zu vertrauen und so wenig wie möglich
einzugreifen.

Bis jetzt wurde versucht, so schnell wie möglich einzugreifen. Viele
der vom Körper selbst getroffenen Maßnahmen wurden durch die
Behandlung rückgängig gemacht. Der Blutdruck fällt, also ist
Flüssigkeit zuzuführen. Der Körper kühlt ab, also ist er warm zu
halten. Heute beginnt man den Sinn hinter diesen Maßnahmen zu sehen.
Die Kriege des 20. Jahrhunderts haben den Medizinern in diesem
Bereich entscheidende Erkenntnisse ermöglicht.

Während des Vietnamkrieges starben viele der verletzten Soldaten,
obwohl sie innerhalb von Minuten durch Helicopter-Teams versorgt
wurden. Der Mediziner Jim Ryan fand beim Falkland Konflikt völlig
andere Bedingungen vor. Kämpfe in der Nacht und schlechtes Wetter
machten in vielen Fällen eine rasche Versorgung unmöglich. Die
Verletzten waren oft mehrere Stunden sich selbst überlassen.
Trotzdem überlebten viele der Soldaten. "Ich glaube, dass eine
ganze Reihe von Menschen in diesem Jahrhundert nicht an ihren
Verletzungen, sondern an der Behandlung gestorben ist," so Ryan
gegenüber der BBC.

Ryan glaubt, dass fallende Blutdruck zu den Sicherheitsmaßnahmen
des Körpers gehört. Der Körper reagiert auf Blutungen durch
Klumpenbildung. So entsteht eine Sperre, die weitere Blutungen
verhindert. Je niedriger der Blutdruck, desto größer die Chance,
dass diese Sperre an Ort und Stelle bleibt. Ein weiterer
wesentlicher Faktor in Falkland sei, laut Ryan, die Kälte gewesen.
Die Verlangsamung der Körpervorgänge könne die Überlebenschancen
entscheidend verbessern.

Diese Theorie wurde durch den Fall von Kate Close bestätigt. Die
Frau war an einem eiskalten Novembertag vom Pferd gestürzt. Es
dauerte fast zwei Stunden bis sie gefunden wurde. Der
Verletzungsspezialist Alistair Wilson entschied sich gegen das
Aufwärmen. Gehirnschäden entstehen nach Schädelverletzungen nicht
nur aufgrund der ursprünglichen Verletzung, sondern auch durch die
von den verletzten Zellen freigesetzten Chemikalien. Diese
Substanzen veranlassen die benachbarten Zellen Selbstmord zu
begehen. Sinkt die Körpertemperatur jedoch, wird diese Reaktion
aus bisher ungeklärten Gründen nicht ausgelöst.

Nähere Informationen finden sich im Internet auf den Internetseiten
des British Association for Accident and Emergency Medicine
und British Association for Immediate Care.
 



 

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