Aktuelle Meldungen     Nachrichten suchen    kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 08.11.2000

Hausstaub und Katzenhaare nicht Ursache von Asthma bei Kindern


(aho) Epidemiologische Untersuchungen stellen seit Jahren eine
Zunahme der Häufigkeit von Asthma im Kindesalter fest. Die Gründe
dafür sind bisher nicht gefunden, gleichwohl wurden immer wieder
Umweltfaktoren als Verursacher angeschuldigt. Besonders verdächtig
erschienen Hausstäube, Milben und Katzenhaare. Außerdem war die
Vorstellung verbreitet, die Höhe der Belastung in Innenräumen
bestimme die Häufigkeit von Asthma.

Tatsächlich jedoch hängt es nicht von der Menge an Hausstaub oder
Katzenhaaren in der Umgebung von Säuglingen und Kindern ab, ob sie
an Asthma erkranken.

Dies hat eine an fünf deutschen Städten durchgeführte Studie (German
Multicenter Allergy Study) ergeben, bei der sieben Jahre lang rund
tausend Kinder beobachtet und untersucht wurden.

Dr. Susanne Lau von der "Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt
Allergologie und Immunologie" der Charité, wo die Studie koordiniert
worden ist, konnte die Ergebnisse jüngst in der Fachzeitsschrift
"Lancet" veröffentlichen (Band 356, [2000], Seite 1392-97).

Im Rahmen dieser großen, prospektiven Untersuchung wurde die
Entwicklung der Kinder über die ersten sieben Lebensjahre verfolgt
und in festgelegten zeitlichen Abständen immer wieder die häusliche
Belastung mit Hausstaub durch Probenentnahme aus Teppichen im Wohn-
und Schlafbereich bestimmt. Außerdem dokumentierte man die
Beobachtungen der Eltern zur Entwicklung von Atemwegserkrankungen ihrer
Kinder bis hin zu Asthma und hielt fest, wie oft von ärztlicher Seite
die Diagnose "Asthma" gestellt wurde. Zusätzlich wurden an Hand von
Blutproben das Ausmaß der Antikörperentwicklung gegen Hausstaubmilben,
Katzenhaar, Gräser- und Birkenpollen bestimmt. Im Alter von sieben
Jahren unterzogen sich die Kinder auch einer (objektiven)
Lungenfunktionsprüfung.

Es zeigte sich, dass Kinder durchaus auf Allergenbelastung in
Innenräumen mit ihrem Immunsystem reagieren. Sie bilden - individuell
unterschiedlich stark - je nach Belastung - Antikörper dagegen. Aber,
ob sich Asthma entwickelt, ist unabhängig von der Menge an Antikörpern
und unabhängig vom Ausmaß der Exposition. Offenbar bedarf es noch
anderer Faktoren, damit ein Kind in allergenreicher Umgebung Asthma
entwickelt. (Ist indessen ein Kind tatsächlich an Asthma erkrankt,
so wirkt sich eine allergenarme Umgebung günstig auf die Schwere der
Erkrankung aus.)

Die Ergebnisse bestätigen in gewisser Weise auch Studien in Frankreich
und Nordamerika, die zeigten, daß Schutz vor Allergenen (Hausstaub oder
Katzenhaar) nicht dazu führt, daß Kinder von Asthma verschont bleiben.
Denn die Rate an asthmatischen Kindern unter exponierten wird nicht
geringer, wenn die Kinder in sehr allergenarmer Luft, in Wüstenklima
oder in großen Höhen,
aufwachsen.

Die Erkenntnisse von Dr. Lau und ihren Mitarbeitern dürften auch von
ganz praktischer Bedeutung sein: Familien werden vom Vorwurf entlastet,
wegen zu hoher Innenraumbelastung mit allergisierenden Stäuben an der
Asthmaerkrankung des Kindes mitschuldig zu sein. Ebenso kann man Eltern
davor bewahren, ihre gesamte Wohnung zu kacheln, Matratzen ständig zu
erneuern oder auf Teppiche zu verzichten, in der Absicht dadurch Schutz
vor Asthma zu erzielen.

Charité
Medizinische Fakultät der
Humboldt Universität zu Berlin

Dekanat
Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

FON: (030) 450-70 400
FAX: (030) 450-70-940
e-mail
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de