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AHO Aktuell - 14.11.2000

Bessere Diagnostik durch invasiven Ultraschall


(aho) Veterinärmedizinern der Universität Leipzig ist es gelungen,
mit einer von ihnen entwickelten und bislang auch nur von ihnen
praktizierten neuen Untersuchungsmethode, dem invasiven Ultraschall,
die Diagnostik bei Pferden deutlich zu verbessern.

Die Mediziner - unter der Leitung von Prof. Dr. James Grant Ferguson
von der Chirurgischen Tierklinik - haben hierfür zwei bekannte
Techniken kombiniert, die intraoperative Sonographie (intraoperativer
Ultraschall)und die laparoskopische Sonographie. Ergebnis: Nicht nur
die Bildqualität ist im Vergleich zu einer normalen Ultraschallunter-
suchung "hervorragend", so Dr. Kerstin Gerlach, die Wissenschaftler
können zudem bisher nicht zugängliche Abschnitte von Organen
untersuchen und auch das Organinnere sehen. Weiterer Vorteil: Der
Eingriff ist relativ klein, womit Risiken und auch große Kosten
umgangen werden können.

Zur Erklärung: Intraoperative Sonographie ist eine Ultraschall-
untersuchung, die während einer Operation erfolgt, wobei der Arzt
den Schallkopf direkt auf die inneren Organe aufsetzt. Bei der
laparoskopischen Sonographie führt der Mediziner die Ultraschallsonde
durch einen sog. Laparoskopietrokar, das ist eine mit einem Dorn
versehene Hülse mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter, in die
Bauchhöhle ein und setzt sie auf das Organ auf. Das Verfahren beruht
auf dem Prinzip der Minimal-Invasiven Chirurgie, auch Laparoskopie oder
Schlüsselloch-Technik genannt. Diese stammt aus der Humanmedizin und
bedeutet, dass man - ohne große Schnitte - mit einer kleinen Kamera,
die durch die sog. Trokarhülse geführt wird, wie praktisch "durch ein
Schlüsselloch" in den Bauch des Patienten hineinsehen kann.

Bei dem neuen Verfahren setzen die Mediziner den Tieren unter örtlicher
Betäubung im Abstand von zehn Zentimeter zwei Trokare in die Bauchwand.
Durch den einen Trokar führen sie eine Kamera ein - wie bei der
normalen Laparoskopie -, durch die andere Hülse bringen sie die Ultra-
schallsonde in den Bauchraum, platzieren sie und versuchen, so Gerlach,
"durch fächerförmiges Bewegen möglichst viel des zu untersuchenden
Organs" zu erfassen. Beide Bilder, das Kamerabild und das Ultraschall-
bild, werden mit einem Bildmixer zusammen geschaltet. Auf diese Weise
sehen die Wissenschaftler nicht nur genau, wo sie sich mit ihren
Instrumenten gerade im Bauchraum des Pferdes befinden, sondern erkennen
durch das direkte Aufsetzen der Sonde auch viel mehr als beim
Ultraschall von außen durch die Haut.

Zur Verdeutlichung: Der Bauch eines mittelgroßen erwachsenen Pferdes
ist mit einem Durchmesser von ungefähr 60 bis 70 Zentimeter sehr groß.
Von seiner Oberfläche aus kommt man mit Ultraschall nicht tiefer als
etwa 20 Zentimeter. Bei dieser Eindringtiefe ist die Bildauflösung
nicht besonders gut. Außerdem behindern Rippen und Luft, wovon sich
viel im Bauch eines Pferdes befindet, die Sicht. Diese "natürlichen
Feinde des Ultraschalls" kann man mit der neuen Methode umgehen.

Andere Vorteile des Verfahrens: Das Tier muß nicht - wie beim
intraoperativen Ultraschall - in Vollnarkose gesetzt werden, sondern
ist "komplikationslos" stehend zu untersuchen. Die Trokare, die dabei
in der Bauchwand stecken bleiben, verursachen nur zwei kleine Löcher.
Damit kann man nicht nur die mit einer Vollnarkose beim Pferd möglichen
Risiken und Wundheilungsprobleme umgehen, sondern auch große Kosten für
die Besitzer der Tiere.
 



 

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