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AHO Aktuell - 09.12.2000

Warum machen Salmonellen krank?


(aho) Professor Dr. Friedrich Nolte und Privatdozent Dr. Friedrich Haag
aus dem Institut für Immunologie des Universitätsklinikums Hamburg-
Eppendorf (UKE) konnten mit ihrer Arbeitsgruppe einen Durchbruch in der
Salmonellen-Foschung erzielen. Die Ergebnisse wurden jetzt in der
Fachzeitschrift Molecular Microbiology publiziert. Die Wissenschaftler
hatten untersucht, auf welche Weise Salmonellen krank machen, und wie
der so genannte Virulenzfaktor funktioniert. Aus den Ergebnissen dieser
Forschung könnten sich in Zukunft gezielte Therapiemöglichkeiten
entwickeln lassen.

Salmonellen sind weit verbreitete, meist harmlose Bakterien, die im Darm
von Mensch und Haustieren sowie in Hühnereiern vorkommen. Bestimmte
Salmonellen-Stämme sind "virulent", das heißt, sie können schwere
Durchfallerkrankungen und, unter Umständen, tödliche Infektionen
verursachen. Bereits vor mehr als zehn Jahren zeigten mehrere
Arbeitsgruppen, dass die Virulenz davon abhängt, ob der
Salmonellen-Stamm ein genetisches Element, das Salmonella Plasmid für
Virulenz (spv), trägt. Innerhalb dieses Elements kommt dem spvB-Gen eine
Schlüsselfunktion zu. Fehlt das SpvB-Gen, oder ist es inaktiviert, dann
können sich Salmonellen wesentlich schlechter in menschlichen Zellen
vermehren. Zwar wurde die DNA-Sequenz des SpvB-Gens erfolgreich
entschlüsselt. Trotzdem gelang es jedoch keiner der international
renommierten Salmonellen-Forschergruppen, die Funktion des SpvB
aufzuklären.

Zu der Lösung fanden nun die Arbeitsgruppen des UKE aus einer
unerwarteten Richtung. Sie hatten untersucht, wie weiße Blutkörperchen
(Lymphozyten) über bestimmte Enzyme auf der Zelloberfläche reguliert
werden. Diese Enzyme, sogenannte ADP-Ribosyltransferasen (ARTs), können
eine kleine chemische Gruppe (ADP-Ribose) auf andere Proteine übertragen
und diese damit inaktivieren. Die UKE-Forscher fanden nun gewisse
Ähnlichkeiten der ARTs von Lymphozyten zu bereits bekannten bakteriellen
Toxinen und auch dem SpvB der Salmonellen. Damit schien es möglich, dass
auch das SpvB eine ART-Enzymaktivität besitzt und so menschliches
Protein inaktivieren könnte. Den Arbeitsgruppen gelang es dann, das SpvB
gentechnisch herzustellen, es aufzureinigen und seine Enzymaktivität
nachzuweisen. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Mikael Rhen am
Karolinska Institut in Stockholm konnten sie ferner das Zielprotein von
SpvB identifizieren, das in infizierten Zellen inaktiviert wird: Aktin,
ein Schlüsselprotein des zellulären Gerüstes, das Zellbewegungen und den
Transport innerhalb Zellen in so genannten Vesikeln steuert. Durch das
Ausschalten des Aktins können sich virulente Salmonellen vermutlich in
den Vesikeln vermehren und sich somit - nur schwer kontrollierbar - im
infizierten Organismus ausbreiten.

Die neuen Erkenntnisse könnten den Weg für die Entwicklung neuer
Therapeutika bei schweren Salmonellen-Erkrankungen bereiten.

Weitere Fragen: Professor Nolte, Tel. (040) 428 03 - 36 12
E-mail


Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 05.12.2000
 



 

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