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AHO Aktuell - 09.06.2001

Röthel-Mäuse: Hanta-Virus-Infektionen in Aachen

Gesundheitsamt warnt vor möglichen Infektionsrisiken


Aachen (aho) - Innerhalb der letzten vier Wochen sind in der Stadt Aachen
vier Fälle von Hanta-Virus-Infektionen aufgetreten. Das Gesundheitsamt der
Stadt Aachen weist deshalb die Aachener Bevölkerung vorsorglich auf
mögliche Infektionsrisiken, Erkennungsmerkmale der Virus-Infektion und
Verhaltensempfehlungen hin.

Während des Koreakriegs Anfang der fünfziger Jahre wurde die exotische
Krankheit im Westen unter dem Stichwort "Korea-Fieber" bekannt. 2500
amerikanische GIs waren damals im Dschungel an einer geheimnisvollen
Plage erkrankt, 121 verstarben. Damals infizierten sich die amerikanischen
Soldaten durch Mäuse am Fluss Han.

Von dort hat sich der Krankheitserreger wahrscheinlich über die ganze
Welt ausgebreitet und zeigt überall verschiedene Gesichter: Von grippe-
ähnlichen Krankheitszeichen über Nierenversagen, einer schweren Form
von Lungenentzündung bis hin zu schwersten inneren Blutungen, ähnlich
dem Ebola-Virus.

Die gefährlichste Variante des Virus heißt Hantaan, die bisher aber nur
auf anderen Kontinenten nachgewiesen werden konnte. Grundsätzlich besteht
aber das Risiko einer Hanta-Virus-Infektion auch bei uns.

In Europa waren bislang nur milde Varianten der Hanta-Viren bekannt - der
Puumala-Stamm. Er wurde erstmals 1943 beschrieben, nachdem 10.000 deutsche
Soldaten in Lappland unter Übelkeit, Erbrechen und Kopfweh litten. Die
Puumala-Variante ist in Europa längst verbreitet und vermutlich immer
häufiger für Fälle von Nierenversagen verantwortlich. Hanta-Virus-
Antikörper lassen sich bei etwa 5 % der Bevölkerung nachweisen, die
Infektion als solche ist also nicht ganz selten.

Seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes Anfang diesen Jahres sind
in NRW 18 Fälle gemeldet worden. Bei aller gebotenen Zurückhaltung lässt
sich daraus eine Neuerkrankungsrate von 2,4 Fälle pro 1 Million Einwohner
und Jahr errechnen.

Die Röthel-Maus gilt bei uns als Hauptüberträger dieser Hanta-Variante.
Durch das Einatmen des verseuchten Mäusekots kann man sich beispielsweise
bei der Gartenarbeit anstecken. Ansteckend sind Speichel, Urin und Kot
sowie das Nestmaterial von infizierten Mäusen. Davon abgeleitet können
folgende Risikofaktoren benannt werden:

· Wohnen in Waldnähe, bevorzugt Buchenwald in weniger als 50 Meter Abstand

· Aufräumen von Räumen, die im Winter verlassen sind, wie Keller, Garagen

· Rauchen durch Reduzierung der Abwehrkräfte im Bronchialsystem

Die Krankheit wird nicht von Mensch zu Mensch, nicht durch medizinische
Eingriffe, nicht durch Blut oder Blutprodukte und auch nicht durch
Haustiere übertragen. Der folgende Krankheitsverlauf ist typisch:
Schweißausbrüche, allgemeine Müdigkeit und Schüttelfrost lassen den
behandelnden Arzt häufig zunächst auf einen grippalen Infekt schließen.
Manchmal werden erst nach einigen Tagen, wenn die Symptome trotz
Medikamentengabe nicht nachlassen, schlechte Nierenwerte festgestellt.

Eine schützende Impfung gibt es gegen diese Infektion ebenso wenig wie
eine wirklich ursächliche Behandlung. Bei rechtzeitiger Entdeckung der
Krankheit sind bei dieser Hanta-Variante die Heilungschancen jedoch
recht groß.

Empfehlungen zur Vorbeugung gegen Hantavirus-Infektion können nur ganz
allgemeiner Art sein:

· Feuchte Säuberung von Räumen, die längere Zeit unbewohnt waren
(Keller, Garagen).

· Vermeidung von Staubentwicklung, z.B. durch vorheriges Anfeuchten der
zu reinigenden Flächen. Das Tragen eines Mundschutzes, wie er in
Baumärkten angeboten wird zum Schutz bei stark staubenden Tätigkeiten,
bietet keinen hundertprozentigen Schutz, ist aber wohl in der Lage, das
Risiko weiter zu verringern.

· Vermeidung von Lebensmittelresten, Aufbewahren von Lebensmitteln nur in
geschlossenen Behältern.
 



 

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