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AHO Aktuell - 03.07.2001

Jungvögel sind meistens nicht verlassen +++ Tipps für Tierfreunde


(aho) - Aus dem Nest gefallene Jungvögel, hilflose Fledermäuse und andere
Tierkinder beschäftigen saisonbedingt in diesen Tagen viele Tierärzte und
die vier saarländischen "Auffang- und Pflegestationen für Wirbeltiere
besonders geschützter Arten". Doch nicht jedes junge Vogelkind, das von
seinen Eltern verlassen zu sein scheint, ist es wirklich. Darauf weist das
Umweltministerium des Saarlandes in diesem Zusammenhang hin. Letztlich
müsse der Mensch bei aller Tierliebe auch akzeptieren, dass ein beträcht-
licher Teil der Jungvögel in der freien Natur die ersten Lebenstage und
-wochen nicht überlebt. Diese natürliche Auslese ist Teil des normalen
Geschehens in der Natur.

Wenn man einen jungen Vogel gefunden hat, sollte man ihn zuerst aus
einiger Entfernung beobachten. Diese Jungvögel sind in den meisten
Fällen nicht verlassen, sondern werden - auch wenn sie aus dem Nest
gefallen sind - von den Altvögeln weiterhin gefüttert. Nur in den
seltensten Fällen benötigt ein Jungvogel tatsächlich menschliche Hilfe.
Sollte über einen Zeitraum von etwa einer Stunde kein Altvogel erscheinen,
kann man davon ausgehen, dass das Junge verlassen worden ist. Erst jetzt
sollte man sich um das Tier kümmern.

Viele Singvögel (wie z.B. Amseln, Stare, Finken), Tauben oder auch
Rabenvögel können in aller Regel auch von interessierten Laien versorgt
werden. Die vier Auffangstationen, die es im Saarland gibt, arbeiten
ehrenamtlich und sind in aller Regel durch die Pflege von Tieren besonders
geschützter Arten schon mehr als ausgelastet.

Jedoch sollten die nachfolgend aufgeführten Grundsätze für eine gesunde
Pflege und Aufzucht beachtet werden:

Futter: Für alle Kleinvögel kann folgende Futtermischung Verwendung finden:

100 Gramm mageres Hackfleisch, am besten Tartar;
3 gehäufte Esslöffel eines reinen Insektenfutter (aus der Zoohandlung);
ein halber Teelöffel Futterkalk. Mit der Gabel zu einem glatten Teig formen,
Futterklößchen formen und portionsweise eingefrieren; damit das Hackfleisch
nicht übergeht. Die tägliche Ration aufgetaut in Zimmertemperatur mittels
einer Pinzette oder einem Holzstäbchen verfüttern. Abstände zwischen den
Fütterungen 0,5 Std. bis 2 Std., besser sind mehrmalige kleine Rationen.

Wärme: Sind die Vögel noch teilweise unbefiedert, benötigen sie eine
Temperatur von ca. 35° bis 38° C. Stellen Sie das Nest in ein sonniges
Zimmer (nicht der direkten Sonne aussetzen!) oder benutzen Sei eine
Rotlichtlampe, falls vorhanden.

Ein sauberes Nest: Die Unterbringung kann in einem normalen Weidenkörbchen
oder einer Pappschachtel erfolgen, einem Styroporbehälter oder einem
kleinen Holzkistchen. Darin ein Nest aus Papier, z.B. Küchenkrepp formen
und den Vogel hineinsetzen. Das Nest muss unbedingt sauber gehalten werden,
Nistmaterial deshalb mehrmals am Tag wechseln.

Beginnt der junge Vogel mit den ersten Flugversuchen, sollten Sie ihn in
einen großen Käfig setzen, oder im geschlossenen Raum belassen. Jetzt
sollte man ihm lebendige Mehlwürmer oder andere Insektenlarven reichen,
damit er sich an Lebendfutter gewohnt. Ein Schälchen mit Wasser wird dann
ebenfalls benötigt. Kann der Jungvogel selbständig fressen und fliegen,
ist der Zeitpunkt gekommen, ihn bei schönem Wetter in die Natur zu
entlassen. Diese Anleitung gilt in aller Regel nur für die vorgenannten
Arten.

Alle anderen Arten wie z.B. Spechte, Wasservögel, Eisvögel oder Greifvögel
und Eulen stellen höhere Ansprüche an die Pflege und bereiten größere
Probleme bei der Bereitstellung von artgerechtem Futter. Diese Arten
sollten auch weiterhin in die Obhut der Pflegestationen gegeben werden.

Rechtlich gibt es übrigens für die Aufnahme von kranken oder verletzten
Vögeln keine Probleme, denn das Bundesnaturschutzgesetz sagt ausdrücklich:
"Abweichend von Besitz- und Entnahmeverboten ist es zulässig (vorbehaltlich
jagdlicher Vorschriften) verletzte oder kranke Tiere aufzunehmen und sie
zu pflegen. Die Tiere sind unverzüglich in die Freiheit zu entlassen,
sobald sie sich dort selbständig erhalten können."
 



 

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