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AHO Aktuell - 24.07.2001

Melancholische Pferde +++ psychiatrisch kranke Menschen

Untersuchungen zum Borna-Virus in der Freien Universität Berlin


(idw) - Anfang Juli berichtete die "Washington Post" ausführlich über
Untersuchungen des Bornavirus. Dieses verursacht eine Virusinfektion im
limbischen System des Gehirns bei Tieren mit neurologischen Symptomen
und ist in psychiatrischen Störungen beim Menschen involviert. In
Deutschland wird dieses Virus seit Jahren an der Freien Universität
Berlin erforscht und in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut beim
Menschen studiert.

Die Borna-Virus-Infektion wird seit über 300 Jahren beim Pferd
beschrieben. Es ist nach der sächsischen Stadt Borna (bei Leipzig)
benannt, wo es zu schwerer Krankheitsausbrüchen kam. Erste Erwähnung
fand die Krankheit 1660 in der Abhandlung "Gestüt-Ordnung und gründliche
Einzäumung, wie auch der Pferde Cur, und Artzney". Die - vorwiegend -
Armeepferde wurden zunehmend trübsinniger und unmotivierter und waren
damit für den ihnen bestimmten Zweck unbrauchbar. Die Krankheit brach in
endemischen Gebieten gehäuft aus und führte zu erheblichen
wirtschaftlichen Verlusten. Nachfolgende Untersuchungen zeigten bereits,
dass die Krankheit das Zentralhirn der Tiere befällt.

Seit den zwanziger Jahren ist das Borna-Virus (Borna Disease Virus, BDV)
als Erreger neurologischer Erkrankungen bei weiteren Haustieren wie
Schafen bekannt und kürzlich auch bei Katzen beschrieben worden. Diese
Tiere können ebenso wie Pferde an der Krankheit sterben. Alle, natürlich
wie künstlich infizierten, Tiere zeigen erhebliche Verhaltensänderungen:
So ist z.B. das Flucht- und Essverhalten infizierter Ratten gestört, und
es kommt zur "Fettleibigkeit"; des weiteren reagieren sie weniger auf
Gefahr und zeigen deutlich Störungen im Lernverhalten.

Ab Mitte der 90er Jahre wird von Untersuchungen an der Freien
Universität Berlin ausgehend - und weltweit bestätigt - eine
BDV-Infektion bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen beobachtet.
Auch hier beeinflusst das Virus Vorgänge im limbischen System des
Gehirns. Als Auslöser der Krankheit bei Mensch und Tier wird Stress als
ein Faktor angenommen. Dies ist nicht anders beim Pferd. Die Infektion
läuft entlang der Nervenbahnen ins limbische System des Gehirns, wo sich
das Virus in bestimmten Neuronen festsetzt. Wie kürzlich berichtet,
wurden auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie in den letzten Jahren
beträchtliche Fortschritte gemacht.


Informationen: Prof. Dr. Hanns Ludwig, Freie Universität Berlin; FB
Veterinärmedizin; Institut für Virologie; Königin-Luise-Str. 49, 14195
Berlin; Tel.: 030/838-55512/11, E-Mail: hluvirol@zedat.fu-berlin.de.
Prof. Dr. Ferdinand Hucho; FU Berlin; FB Biologie, Chemie, Pharmazie;
Institut für Chemie und Biochemie, Thielallee 65, 14195 Berlin, Tel.:
838-55545 und
PD Dr. Liv Bode: Projekt Bornavirus-Infektionen am Robert Koch-Institut.

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Freie Universität Berlin, 24.07.2001
 



 

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