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AHO Aktuell - 16.08.2001

Exotische Tiere: Lebende Waffen im Wohnzimmer


München (Pro Wildlife) - Die Haltung gefährlicher Wildtiere hat in
Deutschland Hochkonjunktur: Etwa 15.000 großwüchsige Warane, über
19.000 großwüchsige Riesenschlangen, über 5.500 Krokodile und zahllose
Giftschlangen wurden zwischen 1990 und 1999 importiert - die meisten
von ihnen sind für Privathalter bestimmt. Nach Angaben der Münchner
Artenschutzorganisation Pro Wildlife stellt dies nicht nur eine latente
Gefahr für den Menschen dar, sondern führt auch zu erheblichen Tier-
schutzproblemen: "Viele der giftigen und großwüchsigen Arten werden von
ihren Haltern in punkto Hygiene und medizinische Versorgung sträflich
vernachlässigt, da diese den Umgang mit dem Tier auf ein Minimum
beschränken", kritisiert Biologin Daniela Freyer von Pro Wildlife, die
ein generelles Import- und Haltungsverbot für gefährliche Wildtiere
fordert.

Eine aktuelle Pro Wildlife-Analyse der Reptilien-Importe nach Deutschland
ergab eine erschreckend hohe Nachfrage nach gefährlichen Arten - trotz
der oftmals verheerenden Folgen für Mensch und Tier:

Circa 15.000 Exemplare großwüchsiger Waranarten wurden zwischen 1990 und
1999 nach Deutschland importiert. Hierzu gehören z.B. der Bindenwaran,
der bis zu drei Meter lang wird, oder der Steppenwaran - mit seinen zwei
Metern und 75 kg ebenfalls ein Schwergewicht. "Scharfe Klauen, ein
muskulöser Schwanz und ein kräftiger Kiefer lassen das Handling mit
solchen Tieren extrem schwierig werden", erläutert Pro Wildlife-Expertin
Freyer.

Unter den mehr als 19.000 großwüchsigen Würgeschlangen, d.h. über 2.5 m
Endgröße, ist der dunkle Tigerpython mit seinen bis zu 8 Metern und 80
kg der Top-Favorit, gefolgt von Boa constrictor (über 4 m, s. Foto) und
Netzpython (bis über 10 m und mehr als 100 kg). "Verantwortungslose
Privathalter schrecken auch vor Anakondas nicht zurück, die über neun
Meter lang werden können", berichtet Freyer. "Viele der großwüchsigen
Riesenschlangen werden getötet, sobald sie eine Größe erreichen, bei der
die Halter nicht mehr mit ihnen fertig werden."

Die Zahl der Giftschlangen, von denen die meisten ungeschützt sind und
Importe entsprechend nicht registriert werden, lässt sich nur grob
schätzen. Der Meldepflicht für Gifttiere kommt nur ein Teil der Halter
nach. "Jede vierte in Deutschland gehaltene Schlange, so schätzen wir,
ist giftig. Damit beträgt die Gesamtzahl giftiger Schlangen in hiesigen
Haushalten wohl fast 100.000 Tiere", so Biologin Freyer. Hierzu zählen
vor allem Klapperschlangen, Vipern, Kobras und Mambas.

Auch für Krokodile existiert in Deutschland eine kleine, aber stete
Klientel: Immerhin 5.700 Krokodile wurden in o.g. Zeitraum nach Deutschland
eingeführt. Am beliebtesten ist dabei der Krokodilkaiman, der bis 2,7 m
lang werden kann. Als Jungtiere niedlich anzusehen, verfügen bereits
halbwüchsige Krokodile über enorme Kraft und Aggressionspotential.

Gesetzliche Vorgaben zur Haltung gefährlicher Tiere sind in Deutschland
uneinheitlich und unzureichend: Derzeit existieren nur in acht der 16
Bundesländer überhaupt Regelungen. Ist in Bayern z.B. die Haltung
gefährlicher Tiere nur in Ausnahmefällen erlaubt, kann in Nordrhein-
Westfalen jeder Unbedarfte Krokodile und Würgeschlangen halten. Die Pro
Wildlife-Expertin fordert deshalb: "Mangels Einsicht der Besitzer muss
der Gesetzgeber den Import und die Haltung solch gefährlicher Tiere für
die Privathaltung verbieten - und zwar bundesweit."
 



 

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