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AHO Aktuell - 31.08.2001

Nicht alle Wespen sind lästig


Waldshut (aho) - Alljährlich zur "Wespenzeit" steht das Telefon bei Behörden,
Feuerwehren, Gesundheitsämtern und Imkern nicht mehr still. Immer eine Flut
von Hilferufen: "Wir haben ein Wespennest - und wir möchten es schnellstens
loswerden". Dabei ist in den meisten Fällen eine Bekämpfung völlig unnötig.
Wer etwas mehr über die Lebensweise der Wespenarten weiß und bei Belästigung
einfache Verhaltensregeln beachtet, kann auch mit Wespen und Hornissen in
Frieden leben.

Wespen werden von vielen Menschen pauschal als aggressiv und gefährlich
eingestuft. Wo immer auch ein Nest dieser Tiere entdeckt wird, fühlen sich
die "Besitzer" bedroht und verlangen von den Behörden oder von der Feuerwehr
seine Beseitigung. Dadurch wurde neben der Hornisse auch die Mittlere Wespe
(Dolichovespula media) stark dezimiert und steht seit 1984 auf der Roten
Liste der gefährdeten Arten.

Eine unterschiedslose Bekämpfung aller Insekten, die ähnlich wie die Wespe
aussehen, ist jedoch nicht angebracht und verstößt gegen geltende
Naturschutzbestimmungen.

Von den acht bei uns vorkommenden Wespenarten können im Grunde nur zwei den
Menschen lästig werden. Das ist die Deutsche Wespe (Paravespula germanica)
und die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris). Das ergibt sich aus der
Vorliebe beider Arten für süße Speisen und Getränke. Dadurch treten sie oft
massenhaft in Konditoreien und Haushalten auf und werden dort auch aus
lebensmittelhygienischer Sicht zum Problem. Bekämpfungsaktionen sollten sich
möglichst nur auf diese beiden Arten beschränken, sofern hier von Fall zu
Fall überhaupt eine Notwendigkeit vorliegt. Die nicht lästigen Arten,
besonders die frei in Hecken nistende Mittlere Wespe (Dolichovespula media),
sollte stets geschont werden.

Wespen aufgrund ihrer Körperzeichnung zu erkennen, kann nicht jedem zugemutet
werden. Durch einige Merkpunkte kann aber eine wirkungsvolle Unterscheidung
zwischen lästigen und nicht lästigen Arten getroffen werden. Die lästigen
Arten, Deutsche Wespe und Gemeine Wespe, nisten nahezu ausschließlich in
dunklen unter- oder oberirdischen Hohlräumen. Sie lassen sich somit durch
die Nistplatzwahl gut von den nicht lästigen Freinistern unterscheiden. Alle
freihängenden Nester auf Dachböden, in Hecken usw. sind den nicht lästigen
Arten zuzuordnen. Diese Nester sind gewöhnlich gut sichtbar und daher leider
auch besonders das Ziel von Vernichtungsaktionen.

Eine weitere Unterscheidungshilfe ist die Volksstärke. Völker der nicht
lästigen Arten bestehen gewöhnlich aus 200 bis 300 Tieren, während die Völker
der lästigen Arten bis zu 7000 Individuen aufweisen. Ebenfalls gilt, dass die
Völker der zu unrecht gefürchteten Wespenarten einen kurzen Lebenszyklus haben
und spätestens bis Mitte September abgestorben sind. Treten nach dieser Zeit
noch stark fliegende Wespenvölker auf, handelt es sich um die Deutsche Wespe
oder die Gemeine Wespe.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Wespen eine wichtige ökologische
Funktion haben und als Insektenjäger zur Ausgewogenheit des Naturhaushalts
beitragen. Gefahrenmomente können entschärft werden, indem z.B. Reste von
süßen Speisen beseitigt und Getränkeflaschen verschlossen gehalten werden.
Vernichtungsaktionen sollen auf keinen Fall pauschal gegen jedes Nest
gerichtet sein, sondern im Einzelfall bei bestehender Notwendigkeit erwogen
werden. Bereits durch das Naturschutzgesetz Baden Württembergs ist es nach
§ 29 nämlich verboten, Tiere "... ohne vernünftigen Grund zu fangen oder
zu töten...".


Landkreis Waldshut
Pressemitteilung von Freitag, 31. August 2001
 



 

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