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AHO Aktuell - 09.10.2001

Bayern: Human - und Veterinärmediziner gemeinsam gegen Bioterrorismus


(aho) - Selbst wenn es nach wie vor keine Hinweise auf geplante Terror-
anschläge mit biologischen Kampfstoffen in Deutschland gibt, setzt Bayerns
Gesundheitsminister Eberhard Sinner auf vorbeugende Maßnahmen. Sinner: "Aus
den USA wird gemeldet, dass Menschen gezielt mit Milzbrandbakterien
infiziert worden sein könnten. Auch wenn die Frage eines terroristischen
Hintergrunds noch unklar ist, müssen wir uns in Deutschland auf die
gegenwärtige internationale Bedrohungslage einstellen. Die Bundesregierung,
deren originäre Aufgabe der Schutz der Bevölkerung vor Terrorangriffen ist,
hat hierzu bisher keine konkreten Konzepte vorgelegt. Bayern wird im
Gesundheitsministerium unverzüglich eine zentrale Stelle einrichten, die das
Gefährdungspotential biologischer Kampfstoffe abschätzen und
Abwehrstrategien entwickeln soll."

Die Zentralstelle, die Teil des heute von Ministerpräsidenten Dr. Edmund
Stoiber in seiner Regierungserklärung bekannt gegebenen Sicherheitspakets
ist, wird Informationen und Veröffentlichungen auf den Gebiet biologischer
Kampfstoffe sammeln und auswerten, um eine Risikobewertung zu erstellen und
Abwehrstrategien zu entwickeln. Dazu ist eine enge Vernetzung mit
Sachverständigen aus der Wissenschaft sowie ein Zusammenwirken mit
internationalen Organisationen wie der WHO vorgesehen.

Weiterhin werden derzeit die bereits bestehenden mobilen Einsatzteams bei
den Landesuntersuchungsämtern für das Gesundheitswesen (LUA) Nordbayern und
Südbayern auf die Möglichkeit einer neuen Bedrohungslage vorbereitet. In
einer akuten Krisensituation werden sie die Gesundheitsbehörden vor Ort in
allen Bereichen unterstützen. Dazu gehört im Falle eines Anschlags, die
Wirkungen auf die Gesundheit schnell zu analysieren, eine weitere
Ausbreitung zu unterbinden und Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.

Sinner wies darauf hin, dass mit dem Zusammenschluss der Gesundheits- und
Veterinärämter zu Kompetenzzentren auf der Ebene der
Kreisverwaltungsbehörden und mit dem neuen Verbraucher- und
Gesundheitsministerium die organisatorischen Voraussetzungen für Vorsorge
auch gegen mögliche Angriffe mit Biowaffen bestehen. "Wir verfügen in der
staatlichen Gesundheitsverwaltung
über Humanmediziner, Chemiker und Biologen, Veterinäre und Öko-trophologen.
Bei bioterroristischen Anschlägen wären diese Spezialisten gefragt. Sie sind
vertraut mit Biosystemen und den Wirkungen, die bestimmte Stoffe auf den
Organismus haben."

News 348 - 09.10.2001


Info: Die wichtigsten Biokampfstoffe

(DIE WELT, Dienstag, 09. Oktober 2001)

Milzbrand (Anthrax): Dieser Erreger wird seit vielen Jahren für einen Einsatz
in Biowaffen optimiert. Es gibt inzwischen gegen Antibiotika resistente Stämme.

Pest (Yersinia pestis): Wurde 1942 erstmals von Japan gegen China in der
Mandschurei eingesetzt. Neue, weiterentwickelte Stämme sind nicht bekannt.

Q-Fieber (Coxiella burnetii rickettsiae): Ein hoch virulenter, hitzebeständiger
Erreger, der normalerweise zu keiner fatalen Infektion führt, aber mit hohem
Fieber und Kopfschmerzen verbunden ist. Infizierte Truppen sind nicht mehr
einsatzfähig.

Tularämie (Francisella tularensis): Auch als Hasenpest bekannt. Ein hoch
infektiöser Erreger, der in Mengen von 50 Kilogramm zwei Kilometer von einer
Stadt entfernt freigesetzt, einen von fünf Menschen töten kann.

Pocken (Variola-Virus): Ein hoch virulenter Variola-Stamm, der etwa 1980 aus
einem Wildstamm angezüchtet wurde, wird in zwei russischen und einem
amerikanischen Sicherheitslabor gelagert. Nach Geheimdienstinformationen
sollen aber mehr als zehn weitere Staaten über ähnliche Pockenviren verfügen.
Alle herkömmlichen Impfstoffe sollen bei diesem Erreger versagen.

Aflatoxine (Schimmelpilze): Der US-Geheimdienst vermutet, dass im Irak
Pilzkulturen zur Gewinnung des hoch giftigen, lethal wirkenden Toxins
existierten. Das Toxin greift besonders die Leber an.

Ebola-Influenza-Hybride (Ebola Viren): Führen zu grippeähnlichen aber
hämorrhagischen Erkrankungen, gegen die Gegenmittel entwickelt werden.
Beweise über Ebola-Virenkulturen stehen bislang noch aus.

Botulinus-Toxin (Clostridium botulinum): Wohl das gefährlichste Gift überhaupt:
Schon die Menge von einem Gramm des kristallinen Toxins kann eingeatmet mehr
als eine Million Menschen töten.

Ricin: Hoch giftiges Protein aus der Ricinusstaude gilt als Atemgift-
Kampfstoff. Schon ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht tötet Mäuse.
Ricin wurde nachweislich 1978 zur Ermordung eines bulgarischen Politikers
benutzt.

RNAi (Ribonukleinsäure-Interferenz): Hierbei handelt es sich um eine doppel-
strängige RNA.Gelangt sie in den Körper, schaltet sie alle Gene ab.

Saxitoxin (Gonyaulax catenella Toxin): Ein Toxin, das in Muscheln gebildet
wird, wenn sie mit dem Dinoflagellaten Gonyaulax catenella infiziert sind.
Es ist ein Neurotoxin, das zu Paralyse und Tod führt.

Substanz P: Ein nicht näher spezifizierter Neurotransmitter in Form eines
Aerosols. Es soll noch viel toxischer sein als chemische Kampfmittel wie
Sarin und VX.
 



 

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