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AHO Aktuell - 26.10.2001

"Grüne" Medikamente ernten


(idw) - Blutersatzstoffe oder Antikörper gegen den Karieserreger aus
Pflanzen ernten - molekulares Farming macht es möglich.
Fraunhofer-Forscher produzieren verschiedene wertvolle Wirkstoffe
in Tabak. Für ihre Leistungen erhielten sie den diesjährigen
Fraunhofer-Sonderpreis.

Über ein Viertel aller Medikamente werden heute bereits mit Hilfe der
Bio- und Gentechnologie hergestellt. Bislang stammen die Wirkstoffe wie
zum Beispiel Insulin, Interferon oder Impfstoffe gegen Gelbsucht vor
allem aus Bakterien oder Zellkulturen von Tieren. Allerdings haben diese
Herstellungsverfahren einige Nachteile: Die mikrobiell oder in
Säugetierzellkulturen produzierten Proteine können Immunreaktionen
auslösen oder Pathogene wie HIV oder Hepatitisviren übertragen.
"Pflanzen hingegen erzeugen keine bakteriellen Giftstoffe, Viruspartikel
oder Krankheitserreger, die den Menschen gefährden", erläutert Dr.
Stefan Schillberg vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und
Angewandte Ökologie IME. Daher wollen Fraunhofer-Forscher künftig
Medikamente aus Pflanzen ernten.

Die Wissenschaftler nutzen Pflanzen als "Biofabrik", um Wirkstoffe
wirtschaftlich und sicher herzustellen. Beim Molekular Farming wird ein
zusätzliches Gen - etwa das für den Antikörper gegen den Karieserreger -
in das Erbgut einer Pflanze integriert. Dieser gentechnisch veränderte
Organismus produziert dann beim Wachsen automatisch das neue
"rekombinante" Protein. Der Wirkstoff gegen Karies muss dann nur noch
isoliert werden. "Die in Pflanzen hergestellten Proteine haben eine hohe
Qualität - sie weisen eine korrekte dreidimensionale Faltung auf", nennt
Schillberg einen wesentlichen Vorzug des Verfahrens. Zudem ist die
Herstellung hochwertiger Wirkstoffe in Pflanzen 10 bis 50-mal
kostengünstiger als in Bakterien oder tierischen Zellkulturen. Bisher
haben die Fraunhofer-Forscher mehr als 150 verschiedene rekombinante
Proteine in Tabak, Weizen oder Reis produziert - darunter zum Beispiel
das menschliche Bluteiweiß Serumalbulmin, Antikörper gegen den
Karieserreger oder Enzyme. "Am besten eignet sich Tabak zur
Massenproduktion von Wirkstoffen. Die Pflanze ist leicht gentechnisch zu
verändern und preiswert zu kultivieren. Tabak produziert pro Hektar und
Jahr die meiste Biomasse und somit große Mengen an Produkt", fasst der
Biologie die Ergebnisse zusammen.

Für seine Arbeiten erhält Dr. Schillberg den Fraunhofer-Sonderpreis
2001. Denn für die Diagnose und Behandlung bestimmter Krebsarten und
Infektionen werden große Mengen neuartiger Pharmazeutika benötigt.
Molekulares Farming ist ein Verfahren, mit dem Wirkstoffe sicher und in
großem Maßstab kostengünstig hergestellt werden können.

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Fraunhofer-Gesellschaft, 26.10.2001
 



 

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