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AHO Aktuell - 29.11.2001

DTB: Eulen sind keine Kuscheltiere


(DTB) - Auf diesen Tag haben viele Kinder gewartet: Harry Potter kommt ins
Kino. Die Verfilmung des ersten von insgesamt 4 Romanen der englischen Autorin
Joanne K. Rowling hat bereits im Vorfeld bundesweit großes Aufsehen erregt.
Neben der Hauptfigur des Zauberlehrlings Harry Potter ist im Film auch die
Schnee-Eule Hedwig zu sehen. Hedwig ist Harrys Freundin und sie bringt ihm die
Post.

Seit jeher üben Eulen aufgrund ihrer verborgenen Lebensweise und ihres äußeren
Erscheinungsbildes auf Menschen eine große Faszination aus. Sie gelten als
Symbole der Seele, als Sinnbild für die Mächte der Finsternis, als Inbegriff
der Weisheit, der Hilfsbereitschaft und der Tapferkeit.

In England ist nach dem Filmstart ein regelrechtes "Hedwig-Fieber" ausge-
brochen. Englische Kinder wünschen sich zu Weihnachten eine Schnee-Eule als
Haustier. Da es nicht genug Schnee-Eulen gibt, werden mittlerweile auch
Schleiereulen verkauft. Hier ist das Tierleid bereits vorprogrammiert, denn
die Haltung dieser Vögel erfordert spezielle Sachkunde, die man bei den
Käufern nicht unbedingt voraussetzen kann. Es ist zu befürchten, dass auch
in Deutschland ein Eulenboom einsetzt.

Auch wenn die Eule Hedwig für Harry eine gute Freundin ist: Eulen eignen
sich absolut nicht als Haustiere. Sie können - trotz ihres kuscheligen
Aussehens - für Menschen sogar gefährlich werden. Abgesehen davon, ist es
aufgrund rechtlicher Bestimmungen in Deutschland so gut wie unmöglich diese
Tiere für private Zwecke zu erwerben.

Eulen gehören nur an einen Ort, an dem sie sich wohl fühlen und ihr
faszinierendes Verhalten ausleben können, nämlich in die Natur. Die Haltung
dieser Tiere in Gefangenschaft kann deshalb aus der Sicht des Tierschutzes
nur dann toleriert werden, wenn es darum geht kranke und verletzte Vögel
aufzunehmen, zu pflegen und später wieder auszuwildern. Auch der Deutsche
Tierschutzbund hat eine Auffangstelle für verletzt aufgefundene Eulen in
seinem Tier-, Natur- und Jugendzentrum in Kappeln (Schleswig-Holstein).

Nachfolgend haben wir einige Informationen über die Biologie der Eulen im
Allgemeinen und über die Schnee-Eule zusammengestellt - vor allem für Kinder
und Jugendliche, die Interesse an diesen Vögeln finden und wissen wollen,
wie diese Tiere leben, wo sie vorkommen und was sie bedroht.

Nur wer etwas über das Leben der Eulen weiß, kann ein natürliches Verhältnis
zu diesen Tieren aufbauen und sich erfolgreich für deren Schutz einsetzen.

WELTWEIT sind rund 130 Eulenarten bekannt. Man erkennt sie leicht, da sie
ein typisches Erscheinungsbild haben: den großen runden Kopf und die
ausdrucksvollen, nach vorne gerichteten Augen im abgeflachten, entfernt
menschenähnlichen Gesicht, manchmal mit Federohren, das weiche Gefieder,
der Hakenschnabel mit einer Brechscherenfunktion sowie die stark gekrümmten
und dolchartigen Krallen.

In vielen Büchern werden Eulen als "Nachtgreife" bezeichnet und mit Greifvögeln
"in einen Topf geworfen". Eulen und Greifvögel haben zum Teil zwar eine
ähnliche Lebensweise, die verwandtschaftlichen Unterschiede sind jedoch so groß,
dass die Zoologen die Eulen als eigenständige Gruppe ansehen. Greifvögel und
Eulen unterscheiden sich nicht nur in ihrem äußeren und inneren Körperbau,
sondern ganz erheblich auch in ihrem Verhalten. So kommen z.B. Eulenkinder im
Gegensatz zu jungen Greifvögeln blind zur Welt.

Die meisten Eulen sind in der Dämmerung und nachts aktiv, einige allerdings
auch bei Tage. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Wirbeltieren, wie
Mäusen, aber auch von Insekten und Würmern. Damit sind sie wichtige Regulatoren
im Naturhaushalt und verdienen den uneingeschränkten Schutz des Menschen.
Unverdauliche Nahrungsreste (z.B. Haare, Federn, Knochen) werden als "Gewölle"
wieder ausgewürgt. Diese Gewölle geben einen guten Einblick, welche Tierarten
bevorzugt von Eulen verspeist werden.

Die biologischen Leistungen dieser Vögel sind phänomenal und optimal auf ihren
Lebensraum abgestimmt. Eulen besitzen die besten Hörorgane im Vogelreich. Der
breite Gesichtsschleier hilft selbst feinste Laute an die großen Ohrenöffnungen
zu leiten. Der Hörbereich der Eulen ähnelt dem des Menschen, das Richtungshören
ist jedoch weit besser ausgebildet als beim Menschen. Die speziell gebauten
großen Augen wirken wie ein Nachtsichtgerät. Die meist sehr großen Eulenaugen
sind unbeweglich, deshalb müssen die Vögel ihren Kopf drehen, wenn sie ihre
Blickrichtung ändern. Eulen haben dennoch einen außergewöhnlich guten
Überblick, denn sie können ihren Kopf um 270 Grad drehen. Wer schon einmal
Eulen beobachten konnte, weiß wie merkwürdig dies anmutet. Der Flug der Eulen
ist geisterhaft geräuschlos.

Eulen legen reinweiße, mehr oder weniger rundliche Eier, die in der Regel von
den weiblichen Tieren bebrütet werden. Nester im eigentlichen Sinn, legen diese
Vögel nicht an. Zumeist legen sie die Eier ohne Unterlage unmittelbar auf den
Boden des Brutplatzes. Die meisten Arten brüten in Höhlen.

Die Fortpflanzungszeit der Eulen liegt in vielen Fällen recht früh im Jahr.
Um die Weibchen anzulocken rufen die Männchen. Diese Rufe können heulend und
sehr melodisch klingen.

Die Lebenserwartung von Eulen beträgt in der Regel nur wenige Jahre.

Die SCHNEE-EULE (Nyctea scandiaca) hat eine imposante Größe von über 60
Zentimetern. Ihre ausgebreiteten Flügel können mehr als 1,60 Meter überspannen.
Ihr Gefieder ist - der Name verrät es bereits - schneeweiß. Weibchen und jung
Männchen sind allerdings kräftig schwärzlich gemustert. Im Gegensatz zu den
meisten anderen Eulen jagen Schnee-Eulen überwiegend am Tag und in der
Dämmerung.

Schnee-Eulen brüten auf Island, in Süd-Norwegen und auf den Shetland-Inseln.
In manchen Wintern kann man, bei viel Glück, auch in Nord- und Ostdeutschland
Schnee-Eulen beobachten. Ihr eigentlicher Lebensraum ist aber die Tundra und
die Bergtundra. Auch im Winter hält sich die Schnee-Eule meist in offener
Landschaft auf, gern im Küstenbereich.

Während des winterlichen Umherstreifens werden als Rastplätze auch Eisschollen,
Schneewehen, Gebäude, Masten oder freistehende Bäume benutzt.

Bei Regen oder Schneefall kommt die Eule ohne Witterungsschutz aus, hingegen
sucht sie bei starker Sonneneinstrahlung schattige Plätze auf.

In größerer Zahl brüten Schnee-Eulen nur dann, wenn genügend Beutetiere, vor
allem Lemminge und andere Mäuse, vorhanden sind. In guten Jahren legen sie 7
bis 9 Eier, in Zeiten mit wenigen Mäusen brüten sie vielfach überhaupt nicht.

Die Schnee-Eule ist, wie die meisten Eulenarten, selten geworden und daher auch
vom Gesetzgeber streng geschützt. Auf europäischer Ebene steht sie unter dem
Schutz der EU-Artenschutzverordnung (Anhang A) und der Vogelschutzrichtlinie.
Eulen unterliegen nicht dem Jagdrecht.

Geschätzte Brutbestände von Schnee-Eulen in Europa:

Island bis 5
Großbritannien 1
Norwegen bis 50
Schweden bis 200
Finnland bis 100
europ. Russland bis 1000
 



 

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