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AHO Aktuell - 02.12.2001

Verhaltenstherapie für Hunde und Katzen: Nachfrage besteht!


München (aho) - In einer Studie am Institut für Tierhygiene, Verhaltenskunde
und Tierschutz der LMU - München wurde untersucht, wie häufig verschiedene
störende oder problematische Verhaltensweisen bei Hunden und Katzen zu
beobachten waren, wobei das Problembewußtsein der Tierbesitzer bezüglich
dieser Verhaltensweisen ein bedeutendes Kriterium der Studie darstellte.
Mit Hilfe eines Fragebogens, der zu diesem Zweck anhand der Literatur für
jede der beiden Tierarten erarbeitet wurde, sollten Informationen über
allgemeine Eigenschaften, Haltungsbedingungen und spezielle Verhaltens-
weisen der Tiere gesammelt werden. Die Fragebögen wurden in den Wartezimmern
von 2 Tierkliniken und 8 Kleintierpraxen im Münchner Raum ausgelegt; die
Tierbesitzer wurden gebeten,den Fragebogen während der Wartezeiten
auszufüllen. Auf diese Art konnten insgesamt Daten über 308 Hunde und 300
Katzen zusammengetragen und statistisch ausgewertet werden.

Die Einstellung der Besitzer zu den Verhaltensweisen ihrer Tiere ließ
erkennen, daß 44,8% Hundebesitzer das Verhalten ihres Tieres als Wesenszug
akzeptierten, dagegen 21,4% Besitzer einige Verhaltensweisen ihrer Hunde
doch als störend empfanden, und eine Veränderung des problematischen
Verhaltens wünschten. Daneben waren 31% Hundehalter überzeugt, daß ihr
Tier keine störenden Verhaltensweisen zeigte. Bei den Katzen akzeptierten
52% Besitzer das Verhalten ihrer Katze als Wesenszug, und nur 11% Besitzer
wünschten eine Lösung der problematischen Verhaltensweisen ihrer Tiere.
Ebenfalls gaben 29,3% Katzenhalter an, daß sich das Tier keineswegs
störend verhielt. Bei der Auswertung der speziellen Fragen zum Hunde- und
Katzenverhalten stellten sich nachfolgende Ergebnisse heraus:

Die häufigsten störenden oder problematischen Verhaltensweisen, welche
für Hunde angeführt wurden, zählten zu folgenden Verhaltensbereichen:
Aggressionen verschiedener Art, wobei häufiger aggressives Verhalten
gegenüber anderen Artgenossen als gegenüber Menschen genannt wurde;
als meistgenannte Aggressionsform wurde territorial aggressives Verhalten
gegenüber anderen Hunden (40,3%) aufgezählt. Weitere Verhaltensweisen,
die gemäß Angaben der Besitzer zahlreich auftraten, waren forderndes
Verhalten (35,1%) und die Aufnahme ungeeigneter Gegenstände und
Substanzen (24%).

Die häufigsten Problembereiche, welche von Katzenbesitzern angegeben wurden,
gehörten zu den Verhaltensbereichen destruktives Kratzen (42,7%) und
instrumentell forderndes Verhalten (41,7%). Unterschiedliche Aggressions-
formen kamen ebenfalls mehrfach zum Vorschein, wobei aggressives Verhalten
gegenüber Menschen wesentlich öfter erwähnt wurde als Aggressivität gegenüber
anderen Katzen; die Aggressionsform, welche am häufigsten genannt wurde, war
die spielerische Aggression gegenüber den Besitzern (29%). Bei beiden
Tierarten war allerdings der meistbezeichnete Verhaltensbereich die Angst
vor Umwelteinflüssen (46,8% der Hunde und 44,7% der Katzen), welche aber in
der Regel von den Tierbesitzern als Wesenszug des Tieres akzeptiert wurde.
Andere Verhaltensbereiche, welche gemäß Literaturangaben häufig auftraten,
kamen in dieser Untersuchung nicht so stark zum Vorschein; das betraf vor
allem das Verhalten der Trennungsangst bei Hunden, das in dieser Studie von
17,5% Hunden demonstriert wurde, und mangelhafte Stubenreinheit, welche von
16,9% Hunden gezeigt wurde. Bei Katzen traten Probleme mit dem Ausscheidungs-
verhalten (Stubenreinheit / 28,7%) seltener auf als in der Literatur
beschrieben.

Bei der Auswertung der allgemeinen Daten der Tiere, ergab sich, daß in der
heutigen Zeit, Haustiere einen hohen Stellenwert im Leben ihrer Besitzer
einnahmen; als eine erfreuliche Folge dieser Wertschätzung war zu betrachten,
daß sich die meisten Besitzer bereit erklärten, vielerlei Behandlungsmethoden
anzuwenden, wenn ihr Tier Verhaltensprobleme aufweisen würde. Zu diesen
Behandlungsmethoden zählte u.a., eine verhaltenstherapeutische Beratung
aufzusuchen, wenn dadurch einem vorhandenen Verhaltenproblem abgeholfen
werden konnte (85,7%; Hundebesitzer und 80,7% Katzenbesitzer). Außerdem gaben
66,6% Hundebesitzer und 59,7% Katzenbesitzer an, es zu begrüßen, wenn der
eigene Tierarzt eine verhaltenstherapeutische Sprechstunde anbieten würde.
Über die Hälfte der Hundehalter und ein Drittel der Katzenhalter zeigten die
Bereitschaft, 100,- DM und mehr als Honorar für eine verhaltenstherapeutische
Beratung ihrer Tiere zu leisten.

Angesichts dieser Ergebnisse kommt die Autorin zu dem Schluß, daß im Bereich
der Verhaltenstherapie ein weiteres Betätigungsfeld für Tierärzte liegt,
da offenbar von Tierbesitzern diese tierärztliche Leistung nachgefragt wird.

Quelle:

Tiefenbach, Petra
Untersuchungen über die Häufigkeitsverteilung von Verhaltensproblemen bei
Hunden und Katzen
Dissertationen an der Tierärztlichen Fakultät (Institut für Tierhygiene,
Verhaltenskunde und Tierschutz) der LMU - München im Sommersemester 2001
 



 

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