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AHO Aktuell - 16.12.2001

Erdfressen (Geophagie) bei Pferden: ein Kurzbericht über 13 Fälle


aus: "Nutztierhaltung", Nr. 2 / 2001, Seite 8 + 9

Das Fressen von Erde ist sowohl von Wildpferden als auch von domestizierten
Pferden überliefert. Normalerweise wird es als Zeichen für Nährstoffdefizit
oder Langeweile interpretiert. Für die erste Hypothese spricht die Tatsache,
dass Geophagie meist beim Weiden nach der Wintereinstallung auftritt. Das
Verhalten ist von Interesse, weil die übermässige Aufnahme von Erde den
Magen-Darm-Trakt reizen könnte. In dieser Studie wurden Bodenproben analysiert
mit dem Ziel, die von den Pferden nachgesuchten Stoffe zu identifizieren. In
vier australischen Pferdemagazinen wurde nach Geophagie gefragt. Nach einem
Telefoninterview wurden von den 35 gemeldeten Fällen 13 Pferde (verschieden
in Rasse, Geschlecht und Alter) für die Studie ausgewählt. Die Tierhalter
schickten je zwei Bodenproben ein: 1) vom Ort, wo Geophagie beobachtet worden
war, 2) von einer 5 m entfernten Stelle. Die Bodenproben der 13 verschiedenen
Weiden variierten stark in Zusammensetzung, elektrischer Leitfähigkeit und pH.
Die gepaarten Stichproben hingegen unterschieden sich in diesen Parametern
ebenso wenig wie im Gehalt an austauschbaren Kationen, Gesamtphosphor oder
Zink. Doch die zum Fressen von Erde aufgesuchten Orte wiesen signifikant
höhere Anteile an Eisen und Kupfer auf als die Vergleichsorte, an denen
keine Geophagie beobachtet worden war. Das Fehlen von physikalischen
Unterschieden lässt eine therapeutische Wirkung der aufgenommenen Erde
unwahrscheinlich erscheinen. Da sich die gepaarten Stichproben auch chemisch
nur im Eisen-und Kupfergehalt unterschieden, sind diese Elemente vermutlich
die Auslösefaktoren für Geophagie. Ob die Wahrnehmung der Bodenelemente durch
den Geruchssinn erfolgt, bleibt ebenso noch zu klären wie die genaueren
Ursachen für dieses Verhalten.


Geophagia in horses: a short note on 13 cases
McGreevy, P.D., Hawson, L.A., Habermann,
T.C. & Cattle, S.R.: Appl. Anim. Behav.
Sci. 71, 119-125 (2001)
 



 

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