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AHO Aktuell - 15.05.2002

Artgerechte Fütterung: Augen auf beim Futterkauf!


Stellungnahme der AGK (Arbeitsgemeinschaft Kleintierpraxis im BPT e.V.)
zum Thema artgerechter Fütterung von Kaninchen, Meerschweinchen und Vögeln

Augen auf beim Futterkauf!


Zunehmend unübersichtlicher wird die im Zoofachhandel und in den Supermärkten
angebotene Palette an Futtermitteln und Snacks für kleine Heimtiere und Vögel.
Bezugnehmend auf das Deutsche Tierschutzgesetz, das eine artgerechte Tier-
haltung und damit auch -ernährung verlangt, möchten wir, die in der Kleint-
ierpraxis tätigen Tierärztinnen und Tierärzte, die Halter von Kaninchen,
Meerschweinchen und Vögeln stärker sensibilisieren. Wir möchten sie ermuntern,
die angebotenen, so genannten Alleinfuttermittel, Zusatzfuttermittel, Bunt-
futtermischungen, Snacks etc. einer kritischen Betrachtung zu unterziehen
und sehen es deshalb als unsere Aufgabe an, im Interesse der Gesunderhaltung
dieser Tiere auf die dringende Notwendigkeit einer art - und bedarfsgerechten
Fütterung hinzuweisen.

Viele der im Handel vertriebenen Tiernahrungen werden dem Anspruch an eine
artgerechte Ernährung in keiner Weise gerecht. Häufig sind sie sogar schlicht
gesundheitsschädlich und damit lebensverkürzend für die angesprochenen
Tierarten.
Ein Augenmerk sollte zunächst gerichtet sein auf wichtige Angaben, die auf
keiner Futtermittelverpackung fehlen sollten:
- Gehaltsanalyse (Bestandteile)
- Dosierungsrichtlinien
- Haltbarkeit, vor allem im Hinblick auf die Aufbewahrungsvorschrift für den
häuslichen Gebrauch

Ferner sollte den Ernährungsgewohnheiten einzelner Tiere in ihrer natürlichen
Umgebung Rechnung getragen werden:

Kaninchen und Meerschweinchen, die ursprünglich in karg bewachsenen
Regionen leben (z.B. Anden, Heidelandschaften), benötigen für den lebens-
wichtigen Abrieb ihrer ständig nachwachsenden Zähne rohfaserreiches Futter,
da dieses lange zermahlen werden muss. Die ausschließliche Verfütterung
von Heu, Stroh und Grünfutter
erfüllt genau diesen Anspruch und sorgt
auch für eine ausreichende Energieversorgung. Beim Kauf sollte darauf geachtet
werden, dass sowohl Heu, als auch Stroh, in luftdurchlässigen Verpackungen
angeboten wird, da in Plastikverpackungen die Gefahr der Schimmelbildung
besteht.
Ungeeignet für die Fütterung von Kaninchen und Meerschweinchen ist jede Art
von Misch- und Buntfutter, da die Tiere die für sie schmackhaftesten,
besonders fettreichen Bestandteile bevorzugen. Da diese, ebenso wie Grün-
Rollies und Pellets, nur wenig gekaut werden müssen sind die Folgen einer
Ernährung mit industriell hergestelltem Futter
- mangelhafter Zahnabrieb, daraus resultierend eine ständig korrektur-
bedürftige, schmerzhafte Zahnfehlstellung und
- krankhaftes Übergewicht durch zu energiereiche Kost.
Gesundheitsschädlich, und deshalb vollkommen abzulehnen, ist die
Verfütterung von "Drops" , wie etwa Joghurt-, Schoko- oder Vitamindrops,
oder jeder anderen Art von süßen Snacks. Diese Zusatzprodukte sind nach
Auffassung der Tierärztinnen und Tierärzte gänzlich überflüssig.

Alle körnerfressenden Ziervögel benötigen, sofern sie mit handels-
üblichen Körnersaatmischungen gefüttert werden, Ergänzungen durch pflanz-
liches Frischfutter (Obst, Gemüse, Wildkräuter oder -gräser) und Vitamin-
und Spurenelementgaben.

Während die handelsüblichen Körnersaatmischungen sich für Kanarien und
andere Singvögel
als Grundfutter eignen, sofern Frische und Hygiene
des Futters gewährleistet sind, werden Körnermischungen für Papageien
und Großsittiche
zunehmend als ungeeignet eingeschätzt. Für diese
Vögel existieren mittlerweile Vollwertfuttermittel in pelletierter Form,
die - auf wissenschaftlicher Basis entwickelt - alle notwendigen Inhalts-
stoffe im geeigneten Mengenverhältnis beinhalten.

Ein Hauptproblem in der Vogelhaltung ist die Verfettung der Tiere. Daher
sollten Vögeln nie unbegrenzt Körnersaatmischungen oder andere hoch-
kalorische Futter (z.B. Kolbenhirse) angeboten werden, sondern ein- bis
zweimal täglich eine feste Menge: 10-20% des Körpergewichts, das sind
für einen Kanarienvogel oder Wellensittich maximal ein gestrichener
Teelöffel pro Tag!

Die immense Zahl angebotener Zusatzfuttermittel (Knabberstangen,
Energie-, Gesundheitsmischungen, Leckerbissen wie Vogelcräcker, Vogelbrot,
aber auch Mauserhilfen) ist durchweg kritisch zu beurteilen - bestenfalls
lässt sich sagen, dass die Produkte keinen Nutzen haben, schlechtestenfalls
dass sie gesundheitsschädlich sind da hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe
unausgewogen.

Sie möchten mehr über artgerechte Haltung und Fütterung Ihrer Heimtiere
wissen? Wir, die Tierärztinnen du Tierärzte der Arbeitsgemeinschaft
Kleintierpraxis im BPT e.V., der AGK, beraten Sie gern!

Dr. Veit Kostka, Stabschef der Interessengemeinschaften

Dr. Ute Zogbaum, Vorsitzende des Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit
 



 

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