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AHO Aktuell - 02.08.2002

Tierschutz-Chaos: Die Sofaziege


Darmstadt-Dieburg (aho) - Gesundheitsschäden von teilweise extremem Ausmaß
weisen die 133 Ziegen auf, die das Veterinäramt - wie berichtet -
vor einer Woche auf einem "Gnadenbrothof" im vorderen Odenwald gegen den
massiven Widerstand der Besitzerin beschlagnahmt hat. Bei ersten Unter-
suchungen wurden schwerste chronische Schäden an Klauen und Gelenken
festgestellt. Zahlreiche Tiere können sich aufgrund von Deformationen und
Entzündungen kaum noch fortbewegen, humpeln, kriechen, sind teilweise
außerstande, sich aufzurichten. "Die Befunde sind noch weitaus schlimmer,
als wir erwartet hatten", sagt Dr. Christa Wilczek, die stellvertretende
Leiterin des Veterinäramts. Die Tiere befänden sich in einem erbärmlichen
Zustand. Durch fachkundige Behandlung versucht man jetzt, möglichst viele
von ihnen zu retten und die Voraussetzungen für ein wenigstens einigermaßen
artgemäßes Leben zu schaffen. Alle beschlagnahmten Ziegen sind mit der
so genannten Moderhinke infiziert, einer höchst ansteckenden, im
fortgeschrittenen Stadium äußerst schmerzhaften Krankheit, bei der sich
das Horn an den Zehen allmählich zersetzt. An ihrem derzeitigen Aufenthalts-
ort befinden sich die Tiere deshalb außer Kontaktweite zu anderen
Viehbeständen. Weil notwendige Pflegemaßnahmen unterblieben oder nicht
fachgerecht ausgeführt wurden, sind zudem die Klauen der Ziegen verwachsen,
teilweise höchst gradig verformt und zu Klumpfüßen oder Stelzen degeneriert.
Diese Beeinträchtigungen haben vielfach bereits massive Gelenkschäden
hervorgerufen. Weil sie sich vor Schmerzen nicht auf den Beinen halten,
oft ohnehin nur schräg und schief stehen können, rutschen die betroffenen
Tiere zur Entlastung auf den abgewinkelten Vorderläufen. Dies wiederum
führt zu extrem dicken Schwielen. Bei einer Reihe von Böcken und Ziegen
wurden auch noch starke Hautveränderungen an Brust, Bauch und Flanken
festgestellt, deren Ursache noch abzuklären ist. Als besonders erschütternd
beschreibt die Amtstierärztin den Anblick eines Lämmchens, das nur noch
über eine Klaue verfügt. Die anderen Beinen sind verkürzt und enden in
Stümpfen. Nach Angaben der Eigentümerin handelt es sich dabei um ihre
"Hausziege mit Stammplatz auf der Couch". Tatsächlich aber war das Geschöpf
von Behördenmitarbeitern hilflos im Gelände vorgefunden worden. Wegen der
Schwere der Tierschutzverstöße muss die Frau mit einem Strafverfahren
rechnen. Es ist nicht beabsichtigt, ihr die Ziegen zurückzugeben.
 



 

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