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AHO Aktuell - 04.08.2002

Tintenfische nehmen die Meere ein


Canberra (pte) - Australische Forscher haben festgestellt, dass Tintenfische
zu den großen Gewinnern der ökologischen Katastrophe in den Meeren gehören.
Sie haben den Menschen in Bezug auf die gesamte Biomasse bereits überholt
und brauchen mehr Platz auf dem Planeten als wir. Das berichtet das
australische Wissenschaftsmagazin Australasian Science in seiner jüngsten
Ausgabe.

"Die unerwartete Spezies scheint den Planeten einzunehmen. Die Tintenfische
fressen alles, was sich ihnen im Weg stellt und wachsen bis sie sterben",
meint George Jackson vom Institute of Antarctic and Southern Ocean Studies
in Tasmanien. "Die Tiere scheinen unsere ökologische Katastrophe zu lieben",
meint der Forscher, der hinzufügt, dass die Überfischung der Meere und die
globale Erwärmung mitverantwortlich für die Invasion der Tintenfische sind.
Aber nicht nur die Gewässer rund um Australien werden von den Kopffüssern
(Cephalopoden) heimgesucht: Mit Ausnahme des Nordost-Antlantiks berichten
Forschungsstationen um den ganzen Globus über das extreme Auftreten der
Tiere. Dabei scheinen die Tintenfische jene Regionen zu bevorzugen, die
bereits vollständig leer gefischt wurden und daher nicht mehr Ziel von
Fangflotten sind. Denn die Bodenfische und bodennahe lebende Fische sind
jene, die den Tintenfischen das Leben schwer machen. Dazu zählen etwa
Flunder, Heilbutt, Dorsch, Meerhecht, Meerbarbe, Rotbarsch, Haie und
Rochen. "Es gibt kaum mehr Wissenschaftler auf der Welt, die behaupten,
dass das Phänomen nicht universell ist", so Daniel Pauly, Professor am
Fisheries Center of the University of British Columbia in Kanada.

Durch das gestörte Ökosystem finden die Tintenfische genug zum Fressen.
"Die Anatomie der Kopffüsser ist so, dass sie durch die viele Nahrung
nicht fett werden, sondern im Größenwachstum zunehmen", so Jackson.
"Viele Spezies weisen ein exponentielles Größenwachstum auf", erklärt
der Forscher. Das schnelle Wachstum der Tiere könne auch von Fressfeinden
wie Thunfischen nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden, obwohl die
Nahrung der Thunfische bis zu einem Viertel aus Kopffüssern besteht.
Ein weiterer Vorteil im Überlebenskampf der Tintenfische ist das rasche
Wachstum der Jungtiere, wenn die Wassertemperatur höher ist. "Das führt
zu einem Schneeballeffekt im Wachstum der gesamten Population", meint
der Forscher. "Auffällig ist auch, dass keiner der Tintenfische, die
vor der Küste des tropischen Australiens gefangen wurde, älter als 200
Tage war", so Jackson. "Wir können viele Portionen Calamari essen, bis
der menschliche Appetit das ökologische Gleichgewicht wieder herstellt",
meint der Forscher.
 



 

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