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AHO Aktuell - 08.09.2002

Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom: Sind auch Haustiere Opfer?


Bath, UK (aho) - Tierbesitzer, die ihren Lieblingen absichtlich Schmerzen
zufügen, sie quälen, um ihnen dann helfen zu können - eine im ersten
Augenblick absurd erscheinende Vorstellung.

In der Humanmedizin nennen man dieses Phänomen das "Münchhausen-Stellver-
treter-Syndrom". Scheinbar fürsorgliche Mütter bringen ihre Kinder immer
und immer wieder mit Verletzungen, Durchfällen und Hautausschlägen in
Kliniken. Laborbefunde werden durch das Beimengen elterlichen Blutes in
Sputum oder Urin bzw. von Salz oder Flüssigkeiten in Blutproben verfälscht.
Andere Methoden bestehen in Gaben von überdosierten Medikamenten oder von
exzessiven Mengen an Abführmitteln. Die Ärzte stehen oft vor einem Rätsel,
behandeln, finden aber keine wirkliche Ursache. Sie ahnen nicht, dass die
eigene Mutter ihr Kind malträtiert, um die Aufmerksamkeit der Ärzte und
Mitmenschen zu bekommen.

In einer Veröffentlichung in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift
"Archives of Disease in Childhood" berichtet eine Arbeitsgruppe britische
Wissenschaftler vom Royal United Hospital in Bath, daß auch Haustiere
Opfer des "Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms" sein können. Eine Befragung
von 1.000 Tierärzten zu "nicht-zufälligen" Schadensfällen bei Haustieren
ergab, daß bei etwa 2% dieser Vorfälle der begründete Verdacht einer
bewußten Schädigung (Verletzung, Vergiftung) durch den Tierbesitzer
bestand.

So wird der Fall eines Hundebesitzers beschrieben, der seinen Nachbarn
beschuldigte, seinen Hund vergiftet zu haben. Später stellte sich heraus,
daß der Hundebesitzer selbst der Täter war. Oft haben derartige Fälle
ähnliche Muster. So wechseln betroffene Tierbesitzer häufig den Tierarzt
oder sie werden häufig beim Tierarzt vorstellig. Die Wissenschaftler vom
Royal United Hospital berichten von einem Tierbesitzer, der sich an einem
Tag vier Tierarzttermine vereinbarte.

Die Autoren empfehlen Tierärzten, die Erfahrungen von seriösen Kinder -
und Tierschutzorganisationen zu nutzen und mit ihnen zu kooperieren.


Munchausen syndrome involving pets by proxies
H S Tucker, F Finlay, and S Guiton
Arch. Dis. Child. 2002; 87: 263
 



 

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