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AHO Aktuell - 12.09.2002

Wenig gestresster Karpfen erliegt schon einem Parasiten


(idw) - Wageninger Forscher haben entdeckt, dass leicht gestresste Karpfen
viel anfälliger für Parasiten sind, als ihre ungestressten Artgenossen.
Alle Laborkarpfen, die eine Minute pro Tag aus dem Wasser geholt worden
waren, starben an der Infektion mit Parasiten. Von den Karpfen, die
nicht dieser leichten Stressbehandlung unterzogen worden waren, starb
lediglich vierzig Prozent.

Die Forscher studierten die Reaktion von Karpfen auf den einzelligen
Parasiten Trypanoplasma borreli. Ein Verwandter aus der Familie dieses
Parasiten verursacht bei Menschen die Schlafkrankheit. Fischzüchter
stören sich an den Parasiten, weil sie Epidemien mit Fischsterben
verursachen können.

Jeden Tag holten die Forscher die mit Parasiten infizierten Karpfen aus
dem Aquarium. Die Karpfen bekamen eine Injektion mit einem
Scheinmedikament und durften wieder zurück ins Wasser. Die Injektion
diente dazu, eine (Impfung)Vakzination zu imitieren, der Fische in
Zuchtanlagen unterzogen werden. Dabei waren die Karpfen eine Minute pro
Tag nicht im Wasser.

Keiner der gestressten, infizierten Karpfen lebte länger als vierzig
Tage. Von den zehn infizierten Karpfen, die in Ruhe gelassen wurden,
blieben allerdings sechs am Leben.

Während der Stressuntersuchung entdeckten die Biologen wie das
Stresshormon Cortisol, die Abwehrreaktion gegen den Parasiten
verschlechtert. Gestresste Karpfen produzieren vermehrt Cortisol. Beim
Karpfen scheint Cortisol vier Eiweisse zu hemmen, die normalerweise
entscheidend dazu beitragen, den Fisch zu schützen. Außerdem bewirkt
Cortisol, dass bestimmte, schützende weiße Blutzellen Absterben. Auch
senkt Cortisol die Menge an Antioxidanten in den Zellen. Dies macht den
Fisch besonders anfällig für Sauerstoffradikale (Oxidantien), die vom
eigenen Abwehrsystem gegen Parasiten produziert werden.

Der Parasit bewirkt dann, dass die Immunantwort des Karpfens
überschiesst und der Karpfen selbst daran zugrunde geht. Der Parasit
lässt den Karpfen besonders viel Stickstoffmonoxid produzieren. Das
Oxidants ist für die meisten Krankheitserreger giftig, so auch für
diesen Parasiten. Der Karpfen produziert jedoch so viel
Stickstoffmonoxid, dass die Karpfenzellen die den Erreger beseitigen,
geschwächt werden. Der Parasit kann sich dadurch ungehindert vermehren.

Weltweit werden die meisten Karpfen, gut neunzig Prozent der
Weltproduktion, in China gezüchtet. Dort werden Karpfen als Speisefische
sehr geschätzt. In den Niederlanden ist der Karpfen wegen der vielen
Gräten als Speisefisch weniger beliebt. In der Natur sind circa 80% der
Karpfen mit dem Parasiten infiziert. Die meisten wilden Karpfen sind dem
Parasiten jedoch gewachsen und überstehen die Infektion.

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung - NWO,
11.09.2002
 



 

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