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AHO Aktuell - 18.09.2002

Beachtliche Erfolge auf dem Weg zur Impfbanane


(idw) - Wenn Kinder geimpft werden, dann ist das meistens mit einer
Injektion verbunden. Wie viel angenehmer wäre es da doch, könnten
die kleinen Patienten alle Impfstoffe einfach essen - zum Beispiel in
Form einer "Impfbanane". Solche Nutzpflanzen, die von selbst Impfstoffe
produzieren, hätten außerdem noch andere Vorteile, und darum wird auf
diesem Gebiet intensiv geforscht - auch am Lehrstuhl für Pharmazeutische
Biologie der Uni Würzburg.

Durch Schutzimpfungen, in der Kindheit verabreicht, ist der Mensch
oftmals jahrelang gegen Krankheiten wie Polio, Masern oder Diphterie
gefeit. Obwohl solche Impfungen die mit Abstand billigste und sicherste
Methode der Krankheitsvorsorge sind, haben sie doch einige Nachteile:
Die Impfstoffe müssen in der Regel injiziert werden, ihre aufwändige
Herstellung macht sie sehr teuer, und die Verbreitung in die ärmeren
Regionen der Welt gestaltet sich äußerst schwierig, da sie ständig
gekühlt werden müssen.

"Mit den Methoden der Gentechnik lassen sich heute Pflanzen erzeugen,
die in der Lage sind, Impfstoffe zu produzieren", wie der Würzburger
Forscher Dr. Heribert Warzecha sagt. Dies würde nicht nur die
Herstellungsmethode, sondern auch die Verabreichung revolutionieren:
Idealerweise könnte man durch den Verzehr einer Banane oder von Salat
einen Impfschutz erhalten, ganz wie bisher mit einer Spritze.

Doch obwohl die Impfbanane noch Zukunftsmusik ist, gibt es auf diesem
Forschungsgebiet schon beachtliche Erfolge. So wurden einzelne Bausteine
(Antigene) von Krankheitserregern, wie zum Beispiel vom
Hepatitis-B-Virus oder Durchfall auslösenden Escherichia coli-Bakterien,
erfolgreich in Kartoffeln und Tomaten produziert. Klinische Studien an
Tier und Mensch haben laut Dr. Warzecha gezeigt, dass durch den Verzehr
solcher Kartoffeln sogar eine spezielle Immunantwort im Körper angeregt
wurde. Die Gefahr einer Infektion bestehe hier nicht, da es sich bei den
Antigenen nicht um komplette Erreger handelt.

Pflanzen haben also durchaus das Potenzial, als billige, leicht zu
handhabende Produzenten von Impfstoffen Verwendung zu finden. Aber noch
gilt es, einige Hürden zu überwinden. Dr. Warzecha: "Zuerst müssen die
Pflanzen so verändert werden, dass sie das Antigen in ausreichender
Menge produzieren, und das ist durchaus kein einfaches Unterfangen."
Auch die Auswahl der Pflanze sei nicht trivial, denn bisher gelingt eine
gentechnische Veränderung nur bei relativ wenigen Pflanzen.

Zudem wird man die fertige Impfpflanze auf die eine oder andere Weise
verarbeiten müssen, um eine gleichmäßige Dosierung zu gewährleisten. So
kann sich der Würzburger Wissenschaftler vorstellen, einen Saft oder
Brei mit einer genau bekannten Menge Impfstoff zu verabreichen. Außerdem
müssen solche Pflanzen erzeugt werden, die sich nicht außerhalb des
kontrollierten Anbaus verbreiten. Schließlich handelt es sich auch bei
einer Impfbanane um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel, das
einer strengen Kontrolle unterliegen muss.

Dr. Warzecha experimentiert mit Tabakpflanzen. Natürlich hat er nicht
vor, eines Tages einmal "Impfzigaretten" zu präsentieren. Stattdessen
will er herausfinden, ob sich in den Chloroplasten - diese winzigen
Organe kommen bei allen Pflanzen vor - grundsätzlich bestimmte
Bakterien-Proteine produzieren lassen. Bei diesem von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt stehen die Erreger der
Borreliose im Mittelpunkt. Diese Bakterien werden von Zecken übertragen
und können zum Beispiel schwere Gelenkentzündungen verursachen.

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 18.09.2002



 



 

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