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AHO Aktuell - 23.10.2002

Toxoplasmose: Katzen raus aus dem Schweinestall


Champaign, Ill. USA (aho) – Katzen sind im hohem Maß für die Infektion von
Schweinen mit dem Parasiten „Toxoplasma gondii“ verantwortlich und sollten
deshalb aus Schweinebeständen fern gehalten werden. Diese Empfehlung geben
Wissenschaftler der Universität von Illinois (College of Veterinary
Medicine). Sie hatten über zehn Jahre und mit Hilfe einer komplexen
Computersimulation die Verbreitung des Parasiten in Schweinebeständen
untersucht. Sie stellten mittels Blutproben fest, daß der Toxoplasma-Parasit
in 42 Prozent der Zuchtschweine (7 – 97 Prozent) und in 23 Prozent der
Schlachtschweine (0 – 23 Prozent) nachzuweisen ist. Weiter wurde geprüft, ob
eine Impfung der Katzen auf den Schweinefarmen gegen den
Toxoplasma-Parasiten einen Einfluß auf die Verbreitung des Parasiten bei den
Schweinen hatte. Das Ergebnis enttäuschte. Allein durch eine deutliche
Reduktion der Katzen auf den Farmen konnte ein deutlicher Einfluß auf die
Infektionshäufigkeit bei Schweinen genommen werden. (1)

Katzen scheiden den Parasiten mit dem Kot aus. Menschen können sich so z.B.
beim Reinigen der Katzentoilette infizieren. Gelegentlich wird der Parasit
auch in rohem Schweinefleisch gefunden, so daß auch eine Infektion durch den
Verzehr von z.B. rohem Hackfleisch erfolgen kann. Auch unter Menschen ist
der Toxoplasma-Parasit weit verbreitet. Solange das Immunsystem nicht
geschwächt ist, verursacht er allerdings keine Schäden. Eine besondere
Bedeutung besitzt die Infektion für Schwangere, da bei einer Erstinfektion
während der Schwangerschaft eine Übertragung der Parasiten auf das
ungeborene Kind möglich ist. Kommt es danach nicht zu einem Abort
(Fehlgeburt) oder einer Totgeburt, so kann das Erscheinungsbild der
vorgeburtlichen Toxoplasma-Infektion beim Neugeborenen von den seltenen
schweren Schäden bis zu subklinischen, zunächst nur serologisch (im
Bluttest) nachweisbaren, Infektionen reichen. Bei klinisch nicht
feststellbaren Infektionen können sich jedoch nach vielen Monaten oder
Jahren Schäden einstellen, die besonders das Zentralnervensystem
(psychomentale Retardierung) und die Augen (Retinochorioiditis, Erblindung)
betreffen. Bei Kindern konnte ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität,
niederem Intelligenzquotienten und hohen Toxoplasmawerten festgestellt
werden.

Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern vermutet Infektionen als Ursache
psychiatrischer Krankheiten. Der Virologe Fuller Torrey vom Stanley Research
Center in Maryland, USA, nach einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine
Infektion durch den Katzenparasit Toxoplasma gondii für die Schizophrenie
verantwortlich sein könnte. Torrey hatte zusammen mit seinem Kollegen Robert
Yolken von der John Hopkins University of Medicine in Baltimore 53.000
Blutproben untersucht, die schwangeren Frauen entnommen worden waren. Die
Analyse ergab, dass Mütter Schizophrener häufiger Antikörper gegen Herpes
und Toxoplasmose in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose, glaubt
Torrey, schädigt den Hippocampus der Kinder, das Zentrum des limbischen
Systems, das Gefühle und Verhalten steuert.

Nach neuesten Erkenntnissen erweckt eine erlittene Infektion alte Erreger
sogenannte Retroviren, die inaktiv im Genom des Menschen ruhen. Der Ausbruch
der eigentlichen Krankheit erfolgt erst im jungen Erwachsenenalter. Solche
Retroviren konnten im Nervenwasser erst kürzlich an Schizophrenie erkrankter
Patienten nachgewiesen werden. Das Virus könnte daher eine wichtige Rolle am
Anfang der Krankheit spielen, folgerten die Forscher. (2)


(1) Nohra E. Mateus-Pinilla, Bruce Hannon and Ronald M. Weigel
A computer simulation of the prevention of the transmission of Toxoplasma
gondii on swine farms using a feline T. gondii vaccine
Preventive Veterinary Medicine
Volume 55, Issue 1, 10 September 2002, Pages 17-36

(2) ZEIT Nr. 18/2001, 26. April 2001

 



 

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