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AHO Aktuell - 26.02.2003

Das langsame Sterben der Schildkröten


Basel/Zürich (aho) - Schildkröten sind keine einfachen Heimtiere. Ihre
Halter müssen sich jahrzehntelang intensiv mit der Pflege und richtigen
Ernährung der Schildkröten auseinandersetzen. Schildkröten können 120 Jahre
alt werden und ihren Besitzer überleben. Eine falsche Haltung - das wurde an
der Pressekonferenz des Schweizer Tierschutz STS deutlich - hat ein langes,
qualvolles Sterben zur Folge.

Heinz Lienhard, Präsident des Schweizer Tierschutz STS, legte an der
Medienkonferenz in Zürich dar, dass viele Tierschutzprobleme aus der
Gedankenlosigkeit von Leuten entstehen, die sich Tiere aus einer Laune
heraus anschaffen und aus der Skrupellosigkeit anderer, die daraus Profit
schlagen. Der Tierschutz werde immer mehr mit Problemen im Zusammenhang mit
der Haltung von Schildkröten konfrontiert. Schildkröten sterben langsam,
erklärte die Zoologin Eva Waiblinger, sie können unter falscher Haltung oder
Ernährung jahrelang krank sein und leiden, ohne dass dies der Halter
bemerkt. Wenn Gesundheitsprobleme endlich erkannt werden, ist dies meist
schon zu spät. Zahlreiche schildkrötenspezifische Krankheiten liessen sich
durch eine tiergerechte Haltung und Ernährung vermeiden. Viele
Schildkröten-halter scheuen die Ueberwinterung ihrer Tiere, weil sie nicht
ein halbes Jahr auf ihre Tiere verzichten wollen. Ein Winterschlaf gehöre
aber zur Biologie der meisten Schildkrötenarten, so Eva Waiblinger. Werden
Schildkröten nicht überwintert, könne sich dies langfristig negativ auf ihre
Gesundheit und Lebenserwartung auswirken.

Ausgesetzte oder zur Last gewordene Schildkröten, die im Tierheim oder in
einer Auffangstation abgegeben werden, müssen oft jahrelang dort gepflegt
werden, weil die Vermittlung an wirklich tiergerechte Haltungen äusserst
schwierig ist.

Schildkröten landen laut Urs Jost, Präsident der
Schildkröten-Interessengemeinschaft Schweiz SIGS, trotz Washingtoner
Artenschutzabkommen in vielen Ländern im Suppentopf oder aber in der Schweiz
auf dubiosen Reptilienbörsen. Skrupellose Geschäftemacher finanzieren sich
ihre Urlaubsreise in den Süden mit dem Schmuggel von Landschildkröten. Die
aufgedeckten Fälle seien da nur die Spitze des Eisbergs, erklärte Urs Jost.
Er forderte eine bessere Kontrolle der Reptilienbörsen.

Meeresschildkröten sind auf der ganzen Welt stark bedroht: Gejagt als
Nahrung, missbraucht für Touristenattraktionen, gefährdet durch die
Hochseefischerei, unter Druck wegen Lebensraum- und Nistplatzverlust. Doch
Meeresschildkröten stellen für die Tourismusländer einen sehr hohen Wert
dar. Sie wirken als eigentlicher Publikumsmagnet. Diese Einsicht muss auch
den Küstenfischern vermittelt werden, in deren Netzen sich Schildkröten
gerade in der so wichtigen Fortpflanzungszeit verfangen. Tierfilmer Mark
Rissi berichtete von einem Schildkröten-Informationsprogramm an der
kenianischen Küste, das unter Mitwirkung des STS aufgebaut wurde. Ziel der
Aufklärungsarbeit ist es, die Fischer dafür zu gewinnen, die Schildkröten
nicht mehr zu töten. Statt dessen sollen die Tiere aus den Netzen befreit
und zur Registrierung in die Schutzstation gebracht werden. Für jedes
registrierte Tier erhalten die Fischer eine finanzielle Abgeltung. Mit
diesem Anreiz ist es gelungen, alte Verhaltensmuster aufzubrechen und die
lokale Bevölkerung in die Schutzbestrebungen einzubinden.


 



 

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