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AHO Aktuell - 25.03.2003

Tierschutzgerechter Fallenfang


(idw) - Viele Säugetiere werden seit Menschengedenken bei der Jagd oder
zur Abwehr von Schäden in Fallen gefangen. Es sind vor allem ethische
Gründe, die es gebieten, das Leiden dieser Tieren mit Hilfe moderner
technischer Möglichkeiten gering zu halten. An der Biologischen
Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Münster
diskutierten kürzlich Wissenschaftler, Behördenvertreter und Vertreter
von Tierschutz- und Jagdverbänden über Tierschutzaspekte beim
Fallenfang. Hintergrund ist das "Übereinkommen über internationale
humane Fangnormen", das 1998 von der Europäischen Union, Kanada und
der Russischen Föderation beschlossen wurde.

Von den in Europa vorkommenden Tierarten sind vor allem Bisam,
Marderhund, Baummarder, Biber, Dachs, Hermelin und Waschbär von dem
"Übereinkommen über internationale humane Fangnormen" betroffen. Dabei
ist der Bisam aus Gründen des Hochwasser- und Küstenschutzes die am
häufigsten gefangene Art. Der Einsatz von Fallen bei der Jagd und bei
der Bisambekämpfung ist in Deutschland derzeit Sache der Bundesländer.
Die Prüf- und Zulassungsbestimmungen sind uneinheitlich und die
Anforderungen teilweise gering.

Die Teilnehmer des Symposiums aus Deutschland, Großbritannien, den
Niederlanden und Belgien diskutierten, wie Säugetierfallen künftig
geprüft und bewertet werden können, wobei methodische, technische und
ethische Fragen erörtert wurden. Oberstes Ziel ist es, nur solche Fallen
anzuwenden, die die Tiere möglichst schmerz- und angstfrei töten, so der
Anspruch an die Tierschutzgerechtigkeit. Werden Tiere lebend gefangen,
soll die Belastung ebenfalls gering gehalten werden. Das von der EU,
Kanada und der Russischen Föderation beschlossene Übereinkommen, das von
der EU noch nicht in Regelungen für die Mitgliedsstaaten umgesetzt
wurde, setzt in diesen Punkten Maßstäbe.

Am Beispiel des Bisams wird deutlich, dass dessen Bekämpfung vor allem
der öffentlichen Sicherheit dient. Der Bisam gräbt seine Bauten in
Hochwasserschutzanlagen und beeinträchtigt so deren Funktion. Gerade in
Gebieten, die unter dem Meeresspiegel liegen, sind intakte Dämme für
Menschen und Tiere lebensnotwendig. Im Auftrag der Europäischen
Kommission führt das Institut für Nematologie und Wirbeltierkunde der
BBA daher zusammen mit dem Central Science Laboratory in York
(Großbritannien) ein Modellvorhaben durch, bei dem ein in York
entwickeltes Testverfahren in Münster am Bisam geprüft und bewertet
wird. An den Tieren sollen zum Beispiel die Herzfrequenz und
Hormonschwankungen während der Gefangenschaft in einer Lebendfalle
gemessen, das Verhalten der Tiere gegenüber den Fallen beobachtet und
Prüfkriterien für verschiedene Fallentypen entwickelt werden. Ziel ist
eine bessere und einheitliche Bewertung der Fallen unter Aspekten des
Tierschutzes.

Die Teilnehmer des Symposiums waren sich einig in dem Ziel, Schmerzen
bzw. Belastungen von Säugetieren beim Fallenfang auf ein Minimum zu
reduzieren. Neben der bisher üblichen mechanischen Prüfung der Fallen
muss in Zukunft auch das Verhalten der Tiere beim Fallenfang stärker
berücksichtigt werden. Anhand der in Münster durchgeführten
Forschungsarbeiten wurde gezeigt, wie dies umgesetzt werden könnte.


 



 

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