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AHO Aktuell - 23.04.2003

Perserkatze infiziert Besitzerin mit Kuhpocken


Halle (aho) – Katzen können ihre Besitzer mit Kuhpocken infizieren. Hieran
erinnern Professor Wolfgang Ch. Marsch und seine Kollegen von der
Universitäts-Hautklinik Halle-Wittenberg in der Deutschen Medizinischen
Wochenschrift. Die Autoren berichten über eine 36-jährige Katzenbesitzerin, die
zunächst an sich ein erbsgroßes, gerötetes Knötchen mit zentralem Bläschen an der
rechten Augenbraue sowie eine Lymphknotenschwellung am Kopf beobachtete.
Zeitgleich hatte die Perserkatze der Patientin einen eiternden Knoten an der
Vorderpfote. Bei der Patientin entwickelte sich aus dem Knötchen ein 4 cm großer,
schmerzhafter Knoten mit zentraler, schwarzer, festhaftender Kruste sowie an deren
Rand mehrere Bläschen unterschiedlicher Größe. Außer einer Schwellung der rechten
Gesichtshälfte klagte die Patientin über Fieber bis 39,5 Grad Celsius, allgemeines
Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen. Der Einsatz verschiedener Antibiotika bewirkte
keine Besserung. Die Patientin wurde deshalb weiter stationär behandelt. Mittels
Wundabstrich wurden die Keime Klebsiella pneumoniae und Enterobacter cloacae
isoliert. Nachdem ein geeignetes Antibiotikum im Resistenztest gefunden wurde,
besserte sich der Allgemeinzustand der Patientin. Der Knoten mit der zentralen
schwarzen Kruste wurde jedoch größer. In einer am 8. Tag des stationären
Aufenthaltes entnommenen Gewebeprobe und in Teilen der Kruste konnten unter dem
Elektronenmikroskop sogenannte Orthopoxviren (Kuhpockenviren) nachgewiesen werden.
Innerhalb von 3 Wochen trat dann eine Spontanheilung ein. Allein eine kleine Narbe
erinnert an die Erkrankung.

Professor Marsch erläutert, daß nach der Ausrottung der Pocken, die Infektionen
mit den dem Variolavirus eng verwandten Orthopoxviren in ihrem klinischen Bild
noch zu wenig bekannt seien. Mittlerweile seien zudem 300 Infektionen mit
Kuhpocken bei Hauskatzen bekannt geworden. Bei intaktem Immunsystem heilten
Kuhpocken meist spontan ab. Doch sei in Deutschland auch ein Patient an einer
nachweislich von der Katze übertragen Infektion gestorben. Marsch rät deshalb
Patienten mit gestörtem Immunsystem, Atopikern und Kinder, den Kontakt zu
Infizierten möglichst zu meiden.

A. Steinborn, S. Essbauer, W. Ch Marsch
Kuh-/Katzenpocken-Infektion beim Menschen
Ein potenziell verkanntes Krankheitsbild
Dtsch med Wochenschr 2003; 607-610

 



 

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