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AHO Aktuell - 22.05.2003

Bonner Bienenforscher gewinnt Ebbe Nielsen Preis


Bonn / Kopenhagen (aho) - Dr. Stefan Schröder von der Universität Bonn ist in
Kopenhagen in Anwesenheit des dänischen Prinzen mit dem Ebbe Nielsen Preis in Höhe
von 35.000 US-Dollar ausgezeichnet worden. Der Agrarwissenschaftler hat in
Kooperation mit Bonner Informatikern ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich
verschiedene Bienenarten anhand ihrer Flügeläderung identifizieren lassen. Die
dabei entwickelten Techniken sind auch auf andere Gebiete übertragbar. Das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt findet damit auch
internationale Anerkennung.

Der Ebbe Nielsen Preis wird jährlich einem vielversprechenden
Nachwuchswissenschaftler verliehen, der im Schnittbereich von Informatik und
Biodiversitätsforschung bahnbrechende Ergebnisse vorzuweisen hat. Gestiftet wird
er von der Global Biodiversity Information Facility (GBIF). Dr. Ebbe Nielsen
gehörte zu den Gründungsvätern der GBIF.

Die in Bonn entwickelte Software ABIS erkennt anhand digitaler Flügelfotos, um
welche Biene es sich handelt. In jedem Bienenflügel gibt es einige Zellen, an
deren Form bereits die Gattung zu erkennen ist. Von diesen Zellen ausgehend, sucht
der Computer nach weiteren Adern. Damit er weiß, wo er besonders genau hinschauen
muss, greift er dazu auch auf bereits gespeicherte charakteristische Flügelbilder
zurück. Aus dem, was die Software findet, destilliert sie dann die wesentlichen
Merkmale - sozusagen die Essenz des Flügels, reduziert auf ein paar Zahlen,
Flächengrößen und Winkelangaben. Schon wenige Minuten nach dem Druck des Auslösers
steht fest, zu welcher Art das Versuchstier zählt.

Dr. Stefan Schröder arbeitete bereits während seiner Diplomarbeit am Bonner
Institut für Landwirtschaftliche Zoologie und Bienenkunde mit den gelb-schwarz
gebänderten Insekten. Gemeinsam mit Dr. Volker Steinhage vom Bonner Institut für
Informatik III erarbeitete er das Konzept für die Bestimmungs-Software. Die
Ergebnisse können sich sehen lassen: In 97 bis 99 Prozent der Fälle liegt der
Computer richtig - besser sind auch Experten der Bienenbestimmung nicht. Ganz ohne
den Menschen geht es aber nicht: Für die Trainingsphase braucht der Rechner
nämlich etwa dreißig einwandfrei bestimmte Tiere ein und derselben Art.

Bienenbestimmung ist kein Selbstzweck: Die Hautflügler bestäuben etwa drei Viertel
aller Pflanzen und legen damit die Grundlage für ihre Vermehrung. Verlust
naturnaher Lebensräume, Umweltverschmutzung und Krankheiten haben aber bereits
viele Bienenarten an den Rand des Aussterbens gebracht - mit gravierenden Folgen
auch für die Landwirtschaft, da weltweit Ernteausfälle in Milliardenhöhe drohen.
In den USA werden bereits heute ganze Plantagen von künstlich gezüchteten
Bienenvölkern bestäubt. Die Bienenforscher möchten daher die Verbreitung der Arten
feststellen, auch um herauszufinden, welche Einflüsse genau den Bestand fördern
oder gefährden.


 



 

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