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AHO Aktuell - 27.10.2003

Wildtiere vom Wühltisch


München (aho) - Der Wildtierhandel in Deutschland erreicht neue
Dimensionen: Auf regelrechten Flohmärkten werden zunehmend Raubtiere,
gefährliche Schlangen und Skorpione sowie gestresste Affen, Chamäleons und
Wildvögel verramscht. "Spezialbörsen für Wildtiere schießen in ganz
Deutschland wie Pilze aus dem Boden", kritisiert Dr. Sandra Altherr,
Biologin bei PRO WILDLIFE. "Unzählige Wildtiere, die für Privathaushalte
völlig ungeeignet sind, werden an ahnungslose Laien verkauft. Das Leiden und
Sterben solcher Tiere ist vorprogrammiert." PRO WILDLIFE kritisiert die
erhebliche Gesetzeslücke, die solche Tierbörsen zulässt, und fordert die
Bundesregierung auf, endlich tätig zu werden. Besonders alarmierend ist das
zunehmende Interesse an exotischen Säugetieren und gefährlichen Arten.

Der Handel mit Exoten als Haustiere boomt: Seit Anfang der 90er Jahre hat
die Haltung von Reptilien in deutschen Haushalten dramatisch zugenommen.
Allein 200.000 Riesen- und 100.000 Giftschlangen leben nach Schätzungen von
Experten unter deutschen Dächern - Tendenz steigend. Neben zahlreichen
kleineren Veranstaltungen findet in Deutschland die "weltgrößte
Reptilienbörse" statt.

Nun entwickelt sich ein neuer Markt: "Exotische Säugetiere sind der letzte
Schrei - wegen ihres oft niedlichen Aussehens oder einfach, weil man ein
Haustier haben will, das sonst keiner in der Nachbarschaft besitzt",
berichtet Altherr. Zu den angebotenen Arten gehören Kleinbären, Raubtiere,
Affen, Gürteltiere, Fledermäuse, Stinktiere und zahlreiche weitere Arten,
von denen viele sogar aus freier Wildbahn stammen. "Einige Käufer greifen
gezielt auf exotische Fledermäuse oder Igel zurück, weil die bei uns
heimischen Arten im Gegensatz zu den Exoten streng geschützt sind. Die
Bundesregierung muss diesem Treiben einen Riegel vorschieben", fordert PRO
WILDLIFE.

Die Wildtierbörsen verursachen eklatante Tierschutzprobleme:

- Skandalöse Verkaufsbedingungen sind Alltag auf Tierbörsen: winzige
Behältnisse ohne Rückzugsmöglichkeiten, nachtaktive Arten in gleißendem
Licht; Herumreichen gestresster Tiere, Verkauf verletzter oder kranker
Tiere.

- Viele der angebotenen Tiere sind Wildfänge, die eigens für den Handel
eingefangen wurden. Die Tiere haben schlimme Strapazen hinter sich. Die
Auswirkungen auf die Wildtierbestände bleiben oft unbekannt.

- Zunehmend werden gefährliche Arten angeboten: Gift- und Riesenschlangen,
Skorpione oder Raubtiere wie z.B. Nasenbären: Diese bissigen Kleinbären
sehen harmlos aus, können aber mit ihren messerscharfen Zähnen in kürzester
Zeit einen ausgewachsenen Schäferhund töten.

- Arten, die in großen Gruppen oder Familienverbänden leben (z.B. Affen,
Erdhörnchen, Präriehunde) werden einzeln verkauft. Diese Tiere leiden
erheblich unter ihrer isolierten Haltung.

- Die oft unerfahrenen Halter, die auf Börsen Wildtiere spontan kaufen, sind
schnell den enormen Ansprüchen ihrer Schützlinge nicht mehr gewachsen. Die
Tiere werden vernachlässigt, leiden an Krankheiten, sterben oder werden
ausgesetzt. Tierheime müssen immer häufiger Stinktiere, Kleinbären und
andere exotische Tiere aufnehmen.

 



 

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