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AHO Aktuell - 01.11.2003

Der Fuchsbandwurm ist in Sachsen-Anhalt weit verbreitet


Leipzig (aho) – Der Fuchsbandwurm „Echinococcus multilocularis“
kommt in Sachsen-Anhalt durchaus häufig vor. Dies berichteten
Wissenschaftler anläßlich einer Tagung kürzlich in Leipzig. Von
1998 bis 2002 wurden 920 Füchse aus Sachsen-Anhalt
parasitologisch untersucht. Der Befall mit Endoparasiten (Magen-
Darm-Würmer) schwankte zwischen 93,8% und 96,1%. Dabei
wurden neben Spul- und Hakenwürmern insbesondere Bandwürmer
verschiedener Art nachgewiesen. Der prozentuale Anteil der
Echinokokken im Gesamtuntersuchungsgut lag zwischen 4.5% und
10,8%, wobei regionale Häufungen auftraten. Besonders der südliche
Teil Sachsen-Anhalts wies einen stärkeren Befall mit Echinococcus
multilocularis auf.


Der nur 3 - 5 mm kleine Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)
parasitiert im Darm des Fuchses, seltener auch bei Hunden und Katzen.
Befallene Tiere scheiden mit dem Kot Bandwurmglieder aus, in denen einige
100 Bandwurmeier enthalten sind. Diese Eier werden dann von den sogenannten
Zwischenwirten, normalerweise Mäusen oder Ratten, mit der Nahrung
aufgenommen. In den Zwischenwirten entwickelt sich eine Larvenform, die
sich vorwiegend in der Leber der Tiere ansammelt und diese tumorartig
zerstört. Der Kreislauf schließt sich, wenn der Zwischenwirt von einem
sogenannten Endwirt, in diesem Fall dem Fuchs, gefressen wird. Die Larven
kommen im Darm des Endwirts frei und entwickeln sich zu erwachsenen
Bandwürmern.

Wie die Nagetiere kann sich aber auch der Mensch als ein "Fehlzwischenwirt"
durch Aufnahme der Eier aus dem Kot von Fuchsbandwurmträgern infizieren.
Infektionsmöglichkeiten für den Menschen bestehen durch die Aufnahme von
Wurmeiern mit kontaminierten Waldfrüchten, Pilzen, sowie Gemüse und Fallobst
aus Gärten, zu denen Füchse Zugang haben könnten. Auch durch enge
Tierkontakte haben z.B. Jäger, Tierärzte, Tierpräparatoren und Landwirte ein
erhöhtes Infektionsrisiko.

Infektionsgefahr besteht ferner auch für Besitzer von Hunden und Katzen, die
sich durch das Fressen befallener Mäuse infiziert haben und in denen sich
dann der Fuchsbandwurm entwickelt. Dabei müssen diese Tiere keineswegs
Krankheitssymptome erkennen lassen, d.h. die Infektion des Haustieres ist für
den Besitzer nicht ohne Weiteres festzustellen.

Menschen, die Fuchsbandwurmeier aufgenommen haben, können an der sogenannten
Echinokokkose erkranken, wobei sich die Zeit zwischen Ansteckung und
Erkrankung über Monate oder sogar Jahre hinziehen kann. Eine Erkrankung des
Menschen ist zwar auch in den klassischen Ausbreitungsgebieten des
Fuchsbandwurms in Süddeutschland selten, jedoch zumeist schwerwiegend und
kann sogar zum Tode führen, zumal sie oft erst zu spät erkannt wird.

Fachleute empfehlen daher, Waldbeeren nicht roh zu essen. Der Genuss
sollte nur erfolgen, wenn die Beeren mit Wasser abgespült und bei einer
Temperatur von über 70 Grad erhitzt worden sind. Gartenfrüchte sollten
zumindest gut gewaschen werden.

Die üblichen Minustemperaturen in Haushaltskühlgeräten seien nicht in der
Lage, die Eier des Fuchsbandwurms abzutöten, geben Fachleute zu
bedenken. Erst eine extreme Gefriertemperatur von minus 80 Grad
über mindestens 48 Stunden habe eine Schädigung der Eier zur Folge. Alle
gebräuchlichen Desinfektionsmittel seien gegen die Eier des Kleinen
Fuchsbandwurms ebenso unwirksam. Gleiches gelte für den Gärprozess bei
der Herstellung von Fruchtweinen.

Weiterhin wird von Veterinärmedizinern die regelmäßige Entwurmung der
Hunde und Katzen in etwa vierteljährlichen Abständen empfohlen.

A. Schliephake, E. Vinzelberg, A. Wirth
Endoparasitenbelastung bei Rotfüchsen unter besonderer
Berücksichtigung von Echinococcus multilocularis
Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen
Leipzig, 20.-21. März 2003
Tagung der DVG-Fachgruppe "Parasitologie und Parasitäre Krankheiten" und
DGP-Zwischenmeeting in Verbindung mit der Sächsischen Landestierärztekammer





 



 

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