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AHO Aktuell - 02.11.2003

Leishmaniose: Tragen Tierärzte leichtfertig zur Verbreitung bei?


Leipzig (aho) – Sowohl der zunehmende Tourismus als auch der organisierte Import
von Streunerhunden aus dem Mittelmeerraum durch Tierschutzorganisationen führten
dazu, dass in Mitteleuropa Tausende von Hunden leben, die mit dem Erreger
Leishmania infantum infiziert sind. Diese Tatsache verdeutlichte Professor Dr.
Peter Deplazes vom Institut für Parasitologie der Universität Zürich kürzlich
anläßlich einer Tagung in Leipzig.

Laut Deplazes gibt es seit den 70-er Jahren es aber auch Einzelberichte über
Leishmaniose-Fälle bei denen die betroffenen Menschen und Tiere nie im
Mittelmeerraum oder einem anderen Endemiegebiet waren. Die für die Übertragung
von Leishmanien notwendigen Sandmücken (Phlebotomen) wurden bereits früher in
Frankreich und der Südschweiz beobachtet. Neue Funde in Süd-Deutschland von
Sandmücken (Phlebotomus mascittii) und ein Nachweis von Sandmücken
(P. perniciosus) in Gehrweiler (Rheinland-Pfalz) sowie einige vermutete
sogenannte autochthone (ohne Herkunft aus oder Reisen in
Endemiegebieten) Fälle bei Tieren (Pferd, Hunde) und bei einem
15 Monate alten Kleinkind haben die Diskussion über die Bedeutung von
chronisch mit Leishmanien infizierten Hunden in unseren
Breitengraden neu belebt.

Würde sich herausstellen, dass die in Mitteleuropa vorkommenden Sandmücken als
Überträger (Vektoren) fungieren könnten, so müssten laut Deplazes die bisherigen
Behandlungsstrategien neu überdacht werden, da infizierte, auch klinisch
erfolgreich behandelte Hunde, ein Infektionsreservoir darstellen würden. Laut
Deplazes muß der kürzlich erhobene Vorwurf, dass die Tierärzteschaft für die
Ausbreitung der Leishmaniose in Nicht-Endemiegebieten mitverantwortlich sei, sehr
ernst genommen werden.

Nach Meinungen des Referenten sind Untersuchungen über das Vorkommen von
Phlebotomen (Sandmücken) in unseren Breitengraden dringend notwendig. Eine
Übertragung der Erreger ausgehend von Leishmania-infizierten Hunden während der
Mückensaison könnte durch ein Deltamethrin-Protectorband (Scalibor®) verringert
werden. Diese Massnahme könnte nach Meinung von des Referenten die Tierärzteschaft
vom oben erwähnten Vorwurf vorübergehend entlasten bis fundiertere
epidemiologische Daten vorliegen.



P. Deplazes, M. Mettler
Epidemiologische und klinische Aspekte der caninen Leishmaniose in Zentraleuropa
Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen
Leipzig, 20.-21. März 2003
Tagung der DVG-Fachgruppe "Parasitologie und Parasitäre Krankheiten" und
DGP-Zwischenmeeting in Verbindung mit der Sächsischen Landestierärztekammer

 



 

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