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AHO Aktuell - 15.11.2003
Ayurvedische Bleivergiftung
Stuttgart (aho) – Alternative Behandlungsmethoden wie Ayurveda („das Wissen vom
Leben“) sind in der Humanmedizin sehr beliebt und gewinnen auch in der
Veterinärmedizin immer mehr an Bedeutung. Darum dürfte ein Bericht in der
aktuellen Ausgabe der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ von allseitigem
Interessen sein. Hier berichten Humanmediziner über eine 39-jährige Patientin mit
bekannter, chronischen, nicht heilbaren Muskelerkrankung, die plötzlich zusätzlich
über zunehmende Muskelschwäche, eine zunehmende Abnahme der körperlichen und
geistigen Leistungsfähigkeit, Appetitverlust mit Blähungen und Obstipation,
Schlafstörungen und Glieder- und Rückenschmerzen klagte. (Labor: Bei einem
Hämoglobin (Hb)-Wert von 7,9 g/dl zeigte sich in den Erythrozyten eine basophile
Tüpfelung. Die Knochenmarkzytologie ergab eine ausgeprägte Dyserythropoiese mit 50
% Ringsideroblasten). Bei einer Blutuntersuchung wurde eine Bleivergiftung (880
Mikrogramm/l Blut) diagnostiziert. Als Vergiftungsquelle wurden ayurvedischen
Heilpillen ausgemacht, die sich die Patientin von einem Indienaufenthalt
mitgebracht hatte. In einer Pillensorte zeigte die toxikologische Analyse eine
hochgradige Bleibelastung von 50,4 mg/g, so dass die Diagnose einer chronischen
Bleivergiftung durch Einnahme ayurvedischer Heilpillen gestellt wurde. Die
Patientin hatte diese Pillen zunächst gar nicht erwähnt, sei es weil sie sich
dafür nicht rechtfertigen wollte oder weil sie sie nicht als Medikamente ansah.
Die Patientin wurde mit 16 Infusionen Natrium-EDTA und später über 4 Wochen mit
oraler Dimercaptopropansulfonsäure behandelt. Die Symptome bildeten sich daraufhin
zurück.
Die Autoren des Berichtes empfehlen, bei der Untersuchung von Patienten, auch nach
der Einnahme oder Anwendung alternativmedizinischer Präparate zu fragen.
R. Weide, S. Engelhart, H. Färber, F. Kaufmann, J. Heymanns, H. Köppler
Chronische Bleivergiftung durch ayurvedische Heilpillen
Dtsch med Wochenschr 2003; 2418-2420
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