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AHO Aktuell - 17.11.2003

Lyme-Borreliose bei Zootieren


Berlin (aho) – Eine erste Studie in Deutschland zeigt, dass zahlreiche
Zootiere mit dem Krankheitserreger „Borrelia burgdorferi“ in Kontakt
kamen. Wissenschaftler des Berliner Instituts für Zoo- und
Wildtierforschung (IZW) haben zusammen mit einem Kollegen des
Bundesinstituts für Risikobewertung erstmals Zootiere
deutschlandweit systematisch auf Lyme-Borreliose hin untersucht.
Dabei zeigte sich, dass mehr als zehn Prozent der Tiere spezifische
Antikörper gegen den Erreger der Lyme-Borreliose aufwiesen.
Weitere elf Prozent wiesen Testwerte auf, die auf eine Infektion
hindeuten, aber nicht eindeutig waren. Katrin Stöbel, Arno Schönberg
und Jürgen Streich berichten darüber im Fachjournal Epidemiology
and Infection (1).

Borreliose wird durch Zecken übertragen und ist auch für Menschen
gefährlich. Die Krankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen; die
Symptome reichen von einer ringförmigen Hautrötung an der Bissstelle
über rheuma-ähnliche Gelenkbeschwerden bis hin zu Symptomen des
Nervensystems. Borreliose ist mit Antibiotika vor allem in der Frühphase
gut zu behandeln.

Die Studie aus Berlin zeigt nun erstmals, dass ein erheblicher Anteil an
Zootieren dem Erreger der Borreliose ausgesetzt ist. Die
Durchseuchungsrate Borrelien-infizierter Zecken in den Tierparks
entspricht derjenigen im europäischen Freiland; bis zu 30 Prozent der
Zecken im europäischen Raum sind mit Borrelien infiziert.

Die Studie ist insbesondere für Zootierärzte wichtig: Sie sollten die
Möglichkeit einer Borreliose-Erkrankung bei der Diagnosestellung in
Betracht ziehen. Gleichwohl ist auch das Personal der Tierparks und
zoologischen Gärten betroffen. Gerade Gärtner sind besonders gefährdet,
da sich die Zecken vor allem im Gebüsch und Unterholz aufhalten. Im
Rahmen der Gehegeausstattung werden Zecken mit Ästen, Blättern und
Grünfutter in die Anlagen getragen. Es sei nicht auszuschließen, heißt
es in der Studie, dass Borreliose auch durch Urin oder Blut von
infizierten Zootieren übertragen werde. Die Gefahr sei jedoch sehr
gering. Zoobesucher sind nach Ansicht der Studienautoren keinem erhöhten
Infektionsrisiko ausgesetzt.

Das IZW forscht in den Bereichen Evolutionsbiologie und -ökologie,
Wildtiermedizin sowie Reproduktionsbiologie. Die Experten untersuchen
Säugetiere und Vögel in ihren Wechselbeziehungen mit Mensch und
biotischer wie abiotischer Umwelt. Hauptziel ist die Erforschung der
Anpassungsleistungen und -grenzen größerer Wildtiere und ihrer Rolle in
naturnahen und kulturnahen Ökosystemen. Schwerpunktregionen sind
Mitteleuropa, Ostasien, Ost- und südliches Afrika. Das Institut legt
besonderen Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Biologen
und Veterinärmedizinern und setzt seine Forschungsziele durch
Kooperationsprojekte mit Schutzgebieten und Zoos in Europa, Afrika und
Nordamerika um. Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB)
Es hat knapp hundert Mitarbeiter und einen Etat von mehr als vier
Millionen Euro.

Im FVB sind acht natur-, umwelt- und lebenswissenschaftlich orientierte
Institute zusammengeschlossen, die wissenschaftlich eigenständig sind,
aber im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame
Interessen wahrnehmen. Alle Institute des Forschungsverbundes Berlin
e.V. gehören zur Leibniz-Gemeinschaft.

(1) K. Stöbel, A. Schönberg, J. Streich: The seroepidemiology of
Lyme borreliosis in zoo animals in Germany; in: Epidemiol. Infect., Bd.
131, S. 975 (2003)



 



 

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