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AHO Aktuell - 06.12.2003

3-jähriges Kind stirbt an einer Tollwut-Infektion


Marburg (ots) - Am 22. Oktober 2003 meldete das Institut de Veille
Sanitaire den Fall eines an Tollwut erkrankten 3-jährigen Kindes im
französischen Distrikt Lyon. Der Junge hatte während eines Urlaubs im
westafrikanischen Gabun mit einheimischen, höchstwahrscheinlich nicht
gegen Tollwut geimpften Hunden, gespielt. Dabei kam es unbemerkt zu
einer Infektion mit dem tödlichen Virus, an der das Kind vor einigen
Tagen verstarb. Die Tollwut wird über den Speichel von Tieren durch
Bisswunden oder Kratzer auf den Menschen übertragen. Eine
Tollwut-Erkrankung ist zu 100 Prozent tödlich. Die 58 Kinder und
Betreuer des Kindergartens, in den der Junge in Frankreich geht,
wurden vorbeugend gegen Tollwut geimpft, um die Gefahr einer
Mensch-zu-Mensch-Infektion, die sehr selten ist, auszuschließen.

Über 90 Prozent der menschlichen Tollwutfälle weltweit sind auf
eine Infektion durch einen Hund zurück zu führen. Wichtige Fragen zu
diesem Thema beantwortet im nachfolgenden Interview Prof. Dr. Tino F.
Schwarz vom Juliusspital Würzburg.

Ist die Tollwut-Erkrankung wirklich immer tödlich?

Ja, wenn es nach der Infektion zur Tollwuterkrankung kommt,
verläuft diese zu 100 Prozent tödlich. Nach Schätzungen sterben
weltweit etwa 60.000 Menschen an Tollwut. Besonders betroffen sind
Südostasien, Afrika und Südamerika. Einschleppungen von Tollwutfällen
aus diesen Ländern kommen, wie auch in diesem Fall, immer wieder vor.

Herr Prof. Dr. Schwarz, sind Kinder besonders gefährdet, sich mit
Tollwut zu infizieren?

Kinder sind in den Risikogebieten durch Tollwut besonders
gefährdet. Sie haben häufig Kontakt zu dem Hauptvirusreservoir, den
Hunden. Außerdem werden Verletzungen durch Tiere von den Eltern
häufig nicht bemerkt. Insbesondere Kleinkinder werden von Hunden
häufig im Bereich des Kopfes verletzt. In diesen Fällen ist die
Inkubationszeit einer Tollwutinfektion besonders kurz, so dass durch
eine postexpositionelle Behandlung möglicherweise kein Schutz mehr
aufgebaut werden kann.

Aber andere Personen sind auch gefährdet?

Tollwut kann jeden treffen, der sich in Tollwutrisikogebieten
aufhält. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Aufenthalten in ländlichen
Gebieten, z.B. wenn die Verwandten in der alten Heimat besucht
werden.

Sollte man sich auf jeden Fall gegen Tollwut impfen lassen?

Personen, die in Risikoländer wie z.B. Indien, Philippinen,
Vietnam, Mexiko oder West- und Ostafrika reisen, sollten sich in
jedem Fall bei einem Arzt über die Risiken vor Ort aufklären und ggf.
impfen lassen. Aber auch Geschäftsreisende, sollten sich insbesondere
bei häufigeren Aufenthalten in Tollwutregionen der Welt vorbeugend
beraten lassen.

Wie gut ist die Impfung verträglich?

Bei den in Deutschland zur Verfügung stehenden Impfstoffen handelt
es sich durchweg um moderne sehr gut verträgliche Impfstoffe. Diese
Impfstoffe werden weltweit jedes Jahr millionenfach zur Tollwut
Prophylaxe eingesetzt. In vielen Tollwutrisikoländern stehen jedoch
nicht immer moderne Impfstoffe zur Verfügung. Dort stehen, wenn
überhaupt, nur veraltete, schlecht verträgliche und nur teilweise
wirksame Impfstoffe zur Verfügung.

Wie oft muss man sich impfen lassen, Herr Prof. Schwarz?

Die präexpositionelle Grundimmunisierung besteht aus drei (z.B.
mit Rabipur(R) an den Tagen 0, 7 und 21) bzw. vier Impfungen. Je nach
Expositionsrisiko sollte der Impfschutz alle 2 - 5 Jahre aufgefrischt
werden.

Das Interview führte Christina Kappeller, Oberursel.


 



 

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