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AHO Aktuell - 17.12.2003

Exoten mit Ellenbogen


(idw) - Sie kommen auf dem Landweg, per Schiff oder per Flugzeug. Verborgen
in Verpackungsholz, untergemischt in Erntegut oder auch gezielt eingeführt
erreichen sie neue Lebensräume. In dem Maße, wie die Mobilität des
Menschen und die Vernetzung der Handelsströme zunimmt, werden immer mehr
Tier- und Pflanzenarten und Mikroorganismen über weite Teile der Welt
verfrachtet. Einige können sich in ihrem neuen Umfeld festsetzen, sich
ausbreiten und teils erhebliche Schäden verursachen. Der
ForschungsReport, das Wissenschaftsmagazin des Senats der
Bundesforschungsanstalten, widmet sich in seiner neuesten Ausgabe diesen
invasiven gebietsfremden Arten.

Die Problematik der invasiven gebietsfremden Arten ist in den letzten
Jahren verstärkt in den Vordergrund gerückt. Viele Experten sehen hierin
- neben der Zerstörung natürlicher Lebensräume - eine der wichtigsten
Ursachen für die Rückgang der biologischen Vielfalt. Invasive
gebietsfremde Arten können einheimische Arten verdrängen und ganze
Ökosysteme verändern. Zu den bekanntesten Beispielen zählen bei uns der
Japanische Staudenknöterich und der Riesen-Bärenklau, der Marderhund und
die Rosskastanien-Miniermotte.

Neben ökologischen Beeinträchtigungen können invasive gebietsfremde
Arten auch große wirtschaftliche Schäden hervorrufen, etwa wenn ein
Pflanzenschädling wie der Kiefernholz-Nematode, der in seiner Heimat
Ostasien und in Nordamerika ganze Kiefernforste zum Absterben bringt, es
schafft, sich in Europa anzusiedeln. Auf erste Funde dieses Fadenwurms
in Portugal reagierte die EU-Kommission mit Notfallmaßnahmen, um seine
weitere Verbreitung in Europa zu verhindern.

Wenig untersucht ist bislang, wie sich exotische Neubürger wie der
Marderhund, dessen Population in Ostdeutschland nahezu exponentiell
zunimmt, auf die Verbreitung heimischer Krankheitserreger wie dem -
auch für den Menschen gefährlichen - Fuchsbandwurm auswirken.

Ein allgemein wenig beachteter Verschleppungsweg ist der internationale
Schiffsverkehr. Die heutigen Ozeanriesen nehmen regelmäßig große Mengen
an Ballastwasser an Bord, um das Schiff zu stabilisieren und
Ungleichgewichte der Ladung auszugleichen. Mit diesem Wasser werden
mikroskopisch kleine Plankton-Organismen, aber auch Fische, Muscheln,
Krebse und Schnecken über die Weltmeere verfrachtet. Der weltweite
Anstieg der Plankton-Blüten in den letzten 50 Jahren wird mit dem
Transport von pflanzlichem Plankton in Ballastwasser von Schiffen in
Verbindung gebracht.

In acht Artikeln informiert der ForschungsReport über die verschiedenen
Aspekte von invasiven gebietsfremden Arten. Es wird gezeigt, wie auf
internationaler Ebene versucht wird, die Ausbreitung dieser Arten
einzudämmen oder zu verhindern, es wird aber auch vermittelt, wieviel
Wissenslücken über die "Exoten mit Ellenbogen" noch zu stopfen sind. Die
Bundesforschungsanstalten des Bundesverbraucherministeriums sind hier in
vielfältiger Weise engagiert.

Der 60 Seiten starke ForschungsReport 2/2003 mit dem Schwerpunktthema
"Invasive gebietsfremde Arten" ist kostenlos zu beziehen über die
Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten, Messeweg
11/12, 38104 Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, e-Mail: senat@bba.de


 



 

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