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AHO Aktuell - 25.02.2004

Freude und Trauer im Schönbrunner Affenhaus


Wien (aho) - Das Orang Utan-Weibchen Sirih hatte Samstag früh – auf den Tag genau
sechs Jahre nach der Geburt seiner Tochter Jungly – im Wiener Tiergarten
Schönbrunn wieder ein Junges geboren. Das freudige Ereignis sollte nach einem
Bericht des Schönbrunner Tiergartens im Lauf des Wochenendes jedoch einen
tragischen Ausgang nehmen.
Mutter und Kind waren zunächst wohlauf. Einen Tag zuvor, am Freitag, hatte die
ältere Schwester Jungly allerdings Durchfall und wurde deswegen auf Spezialdiät
gesetzt – für die Zootierärzte eine Routinebehandlung. Jungly sprach auf die Diät
gut an und befand sich am Samstag, ihrem 6. Geburtstag, in einem gesundheitlich
stabilen Zustand.

Am Sonntag, dem 22. Februar, war dann leider alles anders: Jungly starb in den
frühen Morgenstunden. Am Vormittag fand die Obduktion statt, genaue Ergebnisse
liegen noch nicht vor. Zu Mittag zeichneten sich bei ihrer Mutter Sirih ähnliche
Krankheitssymptome ab. Trotz sofortiger Behandlungsmaßnahmen des gesamten
Tierärzte-Teams konnte auch Sirih nicht gerettet werden. Nach Auskunft der Ärzte
verstarb sie an einem akuten Endotoxin-Schock. Diesen massiven Krankheitsverlauf
kennt man auch in der Humanmedizin, wenn Patienten durch ein anderes
gesundheitliches Ereignis (wie in diesem Fall eine Geburt) geschwächt sind und
dann noch eine weitere Belastung, z.B. eine Bakterieninfektion, dazukommt.

Das überlebende Orang Utan-Baby – ein Weibchen - wird nun von den Pflegern im
Affenhaus mit der Flasche aufgezogen. Das Affenhaus wird nun hygienisch
abgeschirmt und bleibt bis auf weiteres für die Besucher geschlossen.

Eine exakte Diagnose der beiden Todesfälle liegt derzeit noch nicht vor. Momentan
steht nur fest, dass es sich um eine akut verlaufende Dickdarmentzündung gehandelt
hat. Die Analyse von Kotproben der Berberaffen legen aber einen Zusammenhang mit
den Todesfällen bei den Orang Utans nahe: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 90%
handelt es bei dem Auslöser der Darminfektion, an der am Wochenende zwei Orang
Utans verendeten, um sogenannte Shigellen.

Eine Infektion mit Shigellen verläuft ähnlich einer Salmonellen-Infektion und wird
über Nahrungsmittel übertragen. Auch die Krankheitssymptome sind ähnlich. Die
Erreger sind extrem ansteckend, d.h. bereits geringe Mengen der Bakterien können
einen Ausbruch der Krankheit zur Folge haben. Beim Menschen verläuft die Infektion
üblicherweise harmlos, lediglich kleine Kinder, kranke, geschwächte oder ältere
Personen sind gefährdet. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.
Die Shigellen wurden vorerst nur in Kotproben der Schönbrunner Berberaffen
nachgewiesen. In dieser Herde sind im Laufe der Vorwoche insgesamt vier Tiere
erkrankt. Drei von ihnen sind verstorben, ein weibliches Tier befindet sich noch
in Quarantäne. Eine Analogie zu den Todesfällen bei den Orang Utans ist nicht von
der Hand zu weisen. Die Analyse der Kotproben der Menschenaffen wird erst
frühestens Ende der Woche vorliegen. Die drei Orang Utans - Wladimir, Nonja und
das Neugeborene sind gesund. Sie werden ebenso wie die Berberaffen vorbeugend mit
einem speziellen Antibiotikum behandelt.


 



 

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