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AHO Aktuell - 04.03.2004

Oberösterreich: Jeder 4. Fuchs vom Fuchsbandwurm befallen


Linz (aho) – Zu einem alarmierenden Endergebnis ist eine Fuchs-Studie in
Oberösterreich gekommen: In den Bezirken Steyr/Steyr-Land und Kirchdorf trägt
bereits jeder vierte Fuchs den Fuchsbandwurm in seinem Darm. Das berichtet jetzt
die Zeitung „OÖNachrichten“.

Nach einem genauen Stichprobenplan wurden in einem halben Jahr flächendeckend in
ganz Oberösterreich 357 tote Rotfüchse an der Veterinärmedizinischen Universität
in Wien auf Fuchsbandwurm untersucht. Jetzt liegen die endgültigen Ergebnisse der
Studie der Leondinger Tierärztin Gerhild Genger vor - und geben wenig Anlass zur
Freude: Waren vor sieben Jahren noch weniger als 6 Prozent der untersuchten
Reinekes vom gefährlichen Bandwurm befallen, so sind es heute mit im Schnitt 12
Prozent doppelt so viele, berichtet die Zeitung. "Es ist anzunehmen, dass die
Zunahme des Fuchsbandwurms in engem Zusammenhang mit der steigenden
Fuchs-Population steht", wird der Wildbiologe Christopher Böck vom OÖ.
Landesjagdverband in der Zeitung zitiert. Im Vorjahr wurden 7.574 Füchse
geschossen, ein Jahr davor waren es noch rund 1.000 weniger.

Keine Erklärung hingegen haben selbst Experten, warum es in einzelnen Bezirken wie
Steyr/Steyr-Land und Kirchdorf eine Befallshäufigkeit von fast 27 Prozent gibt.
Auch Rohrbach (16,2 %) und Urfahr-Umgebung (17, 2 %) liegen deutlich über dem
Schnitt. Das gesamte Hausruck- und halbe Innviertel hingegen sind nahezu
fuchsbandwurmfrei, berichtet die Zeitung.

Der nur 3 - 5 mm kleine Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)
parasitiert im Darm des Fuchses, seltener auch bei Hunden und Katzen.
Befallene Tiere scheiden mit dem Kot Bandwurmglieder aus, in denen einige
100 Bandwurmeier enthalten sind. Diese Eier werden dann von den sogenannten
Zwischenwirten, normalerweise Mäusen oder Ratten, mit der Nahrung
aufgenommen. In den Zwischenwirten entwickelt sich eine Larvenform, die
sich vorwiegend in der Leber der Tiere ansammelt und diese tumorartig
zerstört. Der Kreislauf schließt sich, wenn der Zwischenwirt von einem
sogenannten Endwirt, in diesem Fall dem Fuchs, gefressen wird. Die Larven
kommen im Darm des Endwirts frei und entwickeln sich zu erwachsenen
Bandwürmern.

Wie die Nagetiere kann sich aber auch der Mensch als ein "Fehlzwischenwirt"
durch Aufnahme der Eier aus dem Kot von Fuchsbandwurmträgern infizieren.
Infektionsmöglichkeiten für den Menschen bestehen durch die Aufnahme von
Wurmeiern mit kontaminierten Waldfrüchten, Pilzen, sowie Gemüse und Fallobst
aus Gärten, zu denen Füchse Zugang haben könnten. Auch durch enge
Tierkontakte haben z.B. Jäger, Tierärzte, Tierpräparatoren und Landwirte ein
erhöhtes Infektionsrisiko.

Infektionsgefahr besteht ferner auch für Besitzer von Hunden und Katzen, die
sich durch das Fressen befallener Mäuse infiziert haben und in denen sich
dann der Fuchsbandwurm entwickelt. Dabei müssen diese Tiere keineswegs
Krankheitssymptome erkennen lassen, d.h. die Infektion des Haustieres ist für
den Besitzer nicht ohne Weiteres festzustellen.

Menschen, die Fuchsbandwurmeier aufgenommen haben, können an der sogenannten
Echinokokkose erkranken, wobei sich die Zeit zwischen Ansteckung und
Erkrankung über Monate oder sogar Jahre hinziehen kann. Eine Erkrankung des
Menschen ist zwar auch in den klassischen Ausbreitungsgebieten des
Fuchsbandwurms (z.B. Süddeutschland) selten, jedoch zumeist schwerwiegend und
kann sogar zum Tode führen, zumal sie oft erst zu spät erkannt wird.

Fachleute empfehlen daher, Waldbeeren nicht roh zu essen. Der Genuss
sollte nur erfolgen, wenn die Beeren mit Wasser abgespült und bei einer
Temperatur von über 70 Grad erhitzt worden sind. Gartenfrüchte sollten
zumindest gut gewaschen werden.

Die üblichen Minustemperaturen in Haushaltskühlgeräten seien nicht in der
Lage, die Eier des Fuchsbandwurms abzutöten, geben Fachleute zu
bedenken. Erst eine extreme Gefriertemperatur von minus 80 Grad
über mindestens 48 Stunden habe eine Schädigung der Eier zur Folge. Alle
gebräuchlichen Desinfektionsmittel seien gegen die Eier des Kleinen
Fuchsbandwurms ebenso unwirksam. Gleiches gelte für den Gärprozess bei
der Herstellung von Fruchtweinen.

Weiterhin wird von Veterinärmedizinern die regelmäßige Entwurmung der
Hunde und Katzen mit dem Wirkstoff Praziquantel in etwa vierteljährlichen
Abständen empfohlen.


 



 

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