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AHO Aktuell - 13.03.2004

Parasiten: eine Gefahr für Tier und Mensch


München (aho) – „Nicht gestochen = sicher nicht infiziert = keine Schäden durch
Erreger“. Auf diese kurze Formel brachte Prof. Dr. Heinz Mehlhorn vom Institut für
Parasitologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf seine Empfehlung zur
Bekämpfung von Flöhen, Zecken und Mücken anläßlich einer Pressekonferenz am 9.
März 2004 in München.

Zecken, Flöhe und viele andere Insekten leben als Ektoparasiten auf oder in der
Haut von Menschen und Tieren. Einige Arten dieser Parasiten, die z.T. in riesigen
Mengen auftreten können, halten sich temporär – also evtl. nur für Sekunden – auf
ihren Wirten auf, während andere dauerhaft dort bleiben und nur von Zeit zu Zeit
den Wirt wechseln. Diese Ektoparasiten ernähren sich vom Blut ihrer Wirte. Damit
das aufgesogene Blut nicht in den Mundwerkzeugen der Blutsauger gerinnt,
injizieren diese beim Saugakt Speichel, der neben schmerzstillenden auch
gerinnungshemmende Substanzen enthält.

Ist bereits jeder einzelne Stich dieser Blutsauger infolge des im Bereichs der
Stichstelle entstehenden Juckreiz – eine allergische Reaktion – schon recht
unangenehm, so wird diese Situation noch weiter verschlimmert. Beim Stich werden
nämlich mit dem Speichel oft noch diverse Krankheitserreger übertragen, wobei
selbst die Grenzen des Befalls zwischen Tier und Mensch fließend sein können und
Erreger somit gleichzeitig bei Hund und Halter anzutreffen sind. In diesem
Zusammenhang warnte Professor Mehlkorn davor, Zecken am Hinterleib zu quetschen
oder den Versuch zu unternehmen, Zecken mit einem Feuerzeug zu verbrennen. Dies
läßt die Zecken laut Mehlhorn erbrechen, so dass sich der infizierte Mageninhalt
der Zecke in die Stichstelle ergießt. Auch sei es unwichtig, Zicken links oder
rechts herum herauszudrehen, da die Plagegeister kein Gewinde an ihren Beiß – und
Saugwerzeugen haben. Zecken sollten mit einer Pinzette am Kopf gefaßt und schonend
herausgezogen werden. Der bekannte Parasitologe wies darauf hin, dass Zecken und
Zeckenlarven jetzt schon aktiv seien. Selbst durch schwache Sonnenstrahlung könne
sich unter Blättern ein für Zecken angenehmes Mikroklima einstellen. Hunde sammeln
sich so durch das Schnüffeln im Laub Zecken oder Zeckenlarven auf, wobei die
Larven nur 0,5 mm groß sind und unmöglich vom Tierbesitzer erkannt werden. Deshalb
sei ein Auskämmen oder Absuchen des Hundefells wenig erfolgreich.

So übertragen die folgenden Blutsauger ein breites Erregerspektrum:

Zecken:

- Viren auf Hund und Mensch (z.B. FSME-Viren),
- Bakterien auf Hund und Mensch (z.B. Borreliose-Erreger, Ehrlichiose-Erreger),
- Einzeller auf Hund und Mensch (z.B. Erreger der Babesiosen).

Flöhe:

- Viren auf Hund und Mensch (z.B. Hepatitis B),
- Bakterien auf Hund und Mensch (z.B. Erreger der Katzenkratzkrankheit
(Bartonella henselae) u.a. Entzündungserreger),
- Würmer auf Hund und Mensch (z.B. Gurkenkernbandwurm).

Mücken

- Viren auf Hund und Mensch (z.B. West-Nil-Fieber, Gelbfieber),
- Bakterien auf Hund und Mensch,
- Protozoen auf Hund (z.B. canine Leishmaniose),
und Menschen (Leishmaniose, Malaria),
- Würmer auf Hund und Mensch (z.B. Filarien, Herzwurm).

Diese vielhäuptige stechende Armada bedroht jährlich die Lebensfreude und
Gesundheit von Millionen Menschen und Tiere – und dies nicht nur in den Tropen
oder warmen Ländern, sondern auch hier in gemäßigten Regionen. Da eine Reihe
dieser Erreger in Haustieren wie Hund und Katze ein Reservoir aufweisen, ist es
notwendig, nicht nur den Menschen, sondern auch seine unmittelbaren tierischen
Hausgenossen zu schützen, die zudem oft ebenfalls so schwer erkranken können wie
der Mensch selbst.

Im Verlauf seines Vortrages demonstrierte Prof. Mehlhorn die repellierende Wirkung
des neuen „Floh-Zecke-Mücken-Präparates“ Advantix (Bayer), in dem er sich etwas
Advantix auf einen Finger tropfte und in einen Behälter mit hungrigen Culex-Mücken
steckte. Geschützt durch Advantix überstand Professor Mehlhorn diese Prozedur
unbeschadet. Mehlhorn erläuterte, dass Advantix durch seinen Inhaltsstoff
Imidacloprid spezifische Rezeptoren an den Nervenzellen von Insekten angreift. Da
Säugetiere – inklusive Menschen - diese Rezeptoren nicht in nennenswerter Zahl an
ihren Nerven tragen, ist Advantix für diese Spezies ungefährlich. Allein Katzen
sollen nicht mit Advantix behandelt werden, da Katzen auf den ebenfalls in
Advantix enthaltenden Wirkstoff Permethrin bekanntlich sehr empfindlich reagieren.
Advantix wird Hunden - vorzugsweise im Nackenbereich - mittels einer Pipette auf
die Haut getropft.

Die Entwicklung und Anwendung von sicheren und nicht-gesundheitsgefährden
Substanzen als Abwehrmittel – sog. Repellents – ist gerade heute sehr wichtig. Die
erfolgreiche Expositionsprophylaxe ist nämlich deutlich wirkungsvoller als die
beste Chemotherapie, denn es gilt laut Mehlhorn: Nicht gestochen = sicher nicht
infiziert = keine Schäden durch Erreger.


 



 

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