|
AHO Aktuell - 15.03.2004
Leishmaniose-Risiko: Weitere Sandmückenart in Deutschland entdeckt
Bonn (aho) - In Baden-Württemberg wurde von Wissenschaftlern des Instituts für
Medizinische Parasitologie der Universität Bonn eine eine bisher unbekannte
Sandmückenart Phlebotomus mascittii gefunden (1), aktuell zusätzlich
Phlebotomus perniciosus, ein aus Süd- und Südwesteuropa bekannter Überträger der
Leishmaniose. Alle Sandmücken wurden innerhalb von Ortslagen eingefangen. Die
nördlichste Stadt innerhalb des Untersuchungsgebiet war Baden-Baden. In der Tat
sind in Deutschland in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe von
Leishmaniose-Infektionen bei Mensch (2,3) und Tieren (Hunde (5), Pferd)
aufgetreten, die nicht als „Reiseandenken“ von Fernreisen mitgebracht worden sind.
So ist im letzten Jahr ein Leishmaniose-Hund aus der Ortschaft
Schliengen-Obereggenen (ca. 30 km südlich von Freiburg) bekannt geworden (4).
Sowohl der zunehmende Tourismus als auch der organisierte Import von
Streunerhunden aus dem Mittelmeerraum durch wohlmeinende
Tierschutzorganisationen führen gleichzeitig dazu, dass in Mitteleuropa Tausende
von Hunden leben, die trotz klinisch erfolgreicher Therapie mit dem Erreger
Leishmania infantum chronisch infiziert sind (6) und so wiederum eine
Infektionsquelle für Sandmücken darstellen. Vergessen wird zu oft, daß die
üblicherweise durchgeführten Bluttests wenig geeignet, infizierte Importhunde zu
erkennen. Zu diesem beunruhigenden Ergebnis kommen Fachleute verschiedener
griechischer Forschungseinrichtungen, die ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift
"Veterinary Parasitology" veröffentlicht haben. Sie untersuchten 73
gesunde Jagdhunde sowohl mit einem Test, der die Parasiten direkt nachweist (PCR)
und mit einem Test auf Leishmania-Antikörper. Während bei der direkten
Nachweismethode mehr als Hälfte der Hunde (63%) positiv waren, reagierten im
Antikörpertest nur 12.3% der Hunde positiv. Die Wissenschaftler warnen, sich bei
der Untersuchung von Hunden nur auf einen einfachen Antikörpertest zu verlassen.
(1) T. J. Naucke, C. Schmitt
Is leishmaniasis becoming endemic in Germany?
Int. J. Med. Microbiol. 293, Suppl. 37, 179 - 181 (2003)
(2) Bogdan, C., Schönian, G., Banuls, A. L., Hide, M.,
Pratlong, F., Lorenz, E., Röllinghoff, M., Mertens, R.:
Visceral leishmaniasis in a German child who had
never entered a known endemic area: Case report and
review of the literature. Clin. Infect. Dis. 32, 302 -
306 (2001).
(3) Schmitt, C.: Untersuchungen zur Biologie und Verbreitung
von Phlebotomus (Transphlebotomus) mascittii
Grassi 1908 (Diptera: Psychodidae) in Deutschland).
Diplomarbeit. Inst. f. Med. Parasitol., Bonn. 1 - 91
(2002).
(4) Naucke, Torsten J.; Institut für Medizinische Parasitologie der Universität
Bonn; pers. Mitteilung
(5) Gothe, R.: Leishmaniosen des Hundes in Deutschland:
Erregerfauna und -biologie, Epidemiologie, Klinik,
Pathogenese, Diagnose, Therapie und Prophylaxe.
Kleintierpraxis 36, 69 - 84 (1991).
(6) P. Deplazes, M. Mettler
Epidemiologische und klinische Aspekte der caninen Leishmaniose in Zentraleuropa
Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen
Leipzig, 20.-21. März 2003
Tagung der DVG-Fachgruppe "Parasitologie und Parasitäre Krankheiten" und
DGP-Zwischenmeeting in Verbindung mit der Sächsischen Landestierärztekammer
(7) Leonidas S. Leontides, Manolis N. Saridomichelakis, Charalambos Billinis,
Vasilios Kontos, Alexander F. Koutinas, Apostolos D. Galatos and Mathios E.
Mylonakis
A cross-sectional study of Leishmania spp. infection in clinically healthy dogs
with polymerase chain reaction and serology in Greece
Veterinary Parasitology, Vol. 109 (1-2) (2002) pp. 19-27
|