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AHO Aktuell - 05.06.2004

Betrugs- Skandal bei 'Arche 2000': Weitere Details


Hamburg (aho) - Die "Arche 2000 Welt-Tierhilfe", einer der größten deutschen
Tierschutzvereine, ist wie bereits gemeldet ins Visier der Justiz geraten.
Jetzt veröffentlicht das Hamburger Abendblatt weitere Details. Die
Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt laut Zeitung gegen die Vorsitzende
Tierärztin Dr. Christina Sultan, den Geschäftsführer und 22 weitere
Verdächtige wegen Untreue, Betrugs und Steuerhinterziehung. Die Tierschützer
sollen Vereinsgeld in die eigene Tasche gesteckt und Mitglieder abkassiert
haben. "Wir haben den Verdacht, dass große Summen beiseite geschafft wurden",
wird der Leiter der Abteilung Wirtschaftsstrafsachen, Oberstaatsanwalt
Werner Spohr in der Zeitung zitiert.

Steuerfahnder und Staatsanwälte, Beamte des Bundeskriminalamts und 200
Polizisten hatten kürzlich die Zentrale der Tierschützer in Seeth-Ekholt
(Kreis Pinneberg) sowie Geschäfts- und Privaträume in acht anderen
Bundesländern durchsucht, darunter Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Dabei
wurden kistenweise Unterlagen beschlagnahmt. Ihre Auswertung dürfte laut
Abendblatt mehrere Monate dauern, weil die Tierschützer ein kaum
durchschaubares Organisationsnetz gesponnen haben.

Zur möglichen Schadenshöhe machte Spohr keine Angaben. Insider vermuten
laut Abendblatt, dass seit 1999 mindestens 500.000 Euro aus der
"Arche"-Kasse für private Zwecke abgezweigt wurden.

Geschröpft wurde der Verein offenbar mit mehreren Tricks. So sollen
Mitarbeiter überhöhte Mietkosten angegeben, Leasing-Verträge für Autos
frisiert und viel zu hohe Reise- und Fahrtkosten abgerechnet haben.
Laut Spohr gab es zudem Barabhebungen vom "Arche"-Konto. Im Zentrum
der Ermittlungen steht der Geschäftsführer des Vereins. Er soll die
Strippen gezogen, Verwandte bei "Arche 2000" untergebracht und auch
mit ihrer Hilfe Kasse gemacht haben.

Die Staatsanwaltschaft hat zudem Anhaltspunkte dafür, dass "Arche"-
Mitglieder betrogen wurden. Der Verein soll bezahlte Beiträge
nochmals angemahnt oder sogar abgebucht haben. Viele Mitglieder
merkten nichts.

Die Vorsitzende und Tierärztin Dr. Christina Sultan aus Hamburg
wäscht ihre Hände in Unschuld. "Ich habe nichts gemacht", sagte
sie dem Abendblatt. Zu den Vorwürfen gegen Mitarbeiter äußere sie
sich nicht. "Ich hoffe, dass die Justiz den Fall aufklärt."

"Arche 2000" wurde vor zehn Jahren gegründet. Sie hat nach Angaben
ihrer Vorsitzenden inzwischen 80 000 Mitglieder und betreut sieben
Tierhöfe. Der Verein unterstütze 50 Kooperationspartner in
Deutschland. "Arche 2000" kümmere sich so um weit mehr als 10.000
Tiere. Christina Sultan: "Ich hoffe, dass wir das alles irgendwie
retten können."

Bei anerkannten Tierschutzverbänden hält sich das Mitleid laut
Abendblatt in Grenzen. "Arche 2000" ist umstritten, weil der
Verein mit fragwürdigen Methoden wirbt. Zu spektakulären
Tierrettungsaktionen wurden TV-Sender eingeladen.
"Drückerkolonnen" keilen neue Mitglieder und treiben Spenden
für den Verein ein, der nicht gemeinnützig ist. "Das ist eine
gängige Methode", behauptet Vereinschefin Sultan. Es sei falsch,
von "Drückern" zu sprechen. "Wir arbeiten mit Promotion-Teams."
Derartige Haustür- und Telefonaktionen lehnt der Deutsche
Tierschutzbund (DTB) ebenso wie andere Verbände ab.
DTB-Sprecherin Marion Steinbach beantwortet die Frage nach
der Seriosität von "Arche 2000" dem Hamburger Abendblatt knapp:
"Wir arbeiten mit diesem Verein nicht zusammen."

Seeth-Ekholts Bürgermeister Otto Leverköhne (CDU) wundert sich
nicht, dass die Justiz bei "Arche 2000" nachhakt: "Der Verein
soll nicht ganz sauber sein", wird er abschließend im
Abendblatt zitiert.


 



 

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