Aktuelle Meldungen     Nachrichten suchen    kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 14.06.2004

Tollwutwarnung: Flugunfähige Fledermäuse nicht anfassen!


Hamburg (aho) - In Hamburg wurde eine Tollwut-infizierte Fledermaus
identifiziert. Sie hatte am Pfingstsamstag eine 72jährige Frau
gebissen, die das flugunfähige Tier in ihrem Garten fand. Die Frau
wurde sofort im Tropeninstitut gegen Tollwut geimpft. Das Institut für
Hygiene und Umwelt erhielt das Tier später zur Untersuchung und
stellte am vergangenen Donnerstag abschließend Tollwut fest. Aus
diesem Anlass warnt das Tropeninstitut davor, flugunfähige Fledermäuse
anzufassen. Hunde und Katzen sollten von solchen Tieren ferngehalten
werden. Auf eine wirksame Tollwutschutzimpfung von Hunden und Katzen
ist grundsätzlich zu achten. Da die einheimischen Fledermäuse sehr
scheue Tiere sind und überdies kein Blut lecken, geht von ihnen nur
dann eine Infektionsgefahr aus, wenn sie flugunfähig oder verletzt
aufgefunden werden.

Wie kann man sich schützen?

· Fledermäuse nicht ohne wichtigen Grund anfassen, es handelt
sich um eine geschützte Tierart!
· Wenn flugunfähige Fledermäuse aufgefunden werden, Amtstierarzt
des Bezirkes verständigen.
· Wenn flugunfähige Tiere vom Fundort entfernt werden müssen:
Handschuhe tragen oder ersatzweise die Tiere mit Schachteln, Tüchern
oder Gläsern handhaben.
Fledermausschützer oder -forscher sollten sich vorsorglich gegen
Tollwut impfen lassen (Impfprophylaxe). Dies gilt auch für Jäger
bzw. Forstpersonal und Tierärzte.

Verletzt, was nun?

· Wundbereich waschen (Wasser + Seife) und desinfizieren.
· Arzt konsultieren, auch nach geringfügigem Kontakt oder
winziger Verletzung durch eine Fledermaus.
Das Tropeninstitut empfiehlt nach Verletzung bzw. Biss durch eine
Fledermaus generell eine postexpositionelle Impfung gegen Tollwut!

Fachlicher Ansprechpartner im BNI:
Prof. Dr. Gerd-Dieter Burchard
Tel. 040/4 28 18-390
E-mail: gerd.burchard@bni-hamburg.de

Hintergrund

Tollwut wird durch ein Virus verursacht, dass sich im zentralen
Nervensystem vermehrt. Die Inkubationszeit beträgt 3-8 Wochen.
Nicht jeder Biss durch ein erkrankten Tier führt auch zur Infektion
des Menschen. Der Ausbruch der Krankheit kann durch eine
postexpositionelle passive und aktive Impfung verhindert werden.
Bei der passiven Impfung werden schützende Immunglobuline
verabreicht, bei der aktiven Impfung abgetötete Viren. Kommt die
Krankheit jedoch zum Ausbruch, endet sie immer tödlich. Die
aktive Tollwut-Impfung hat eine Langzeitwirkung und wird auch
als vorbeugende Schutzimpfung eingesetzt (Impfprophylaxe).
Die Zahl der registrierten Tollwutfälle hat sich in Deutschland
seit 1990 drastisch reduziert (5572 im Jahr 1990 auf 43 im Jahr
2002, davon die meisten bei Fuch, Hund und Katze. Quelle: RKI).
Die letzte gemeldete Tollwuterkrankung bei einem Menschen wurde
1996 registriert.
Der Fledermaustollwut wird international große Aufmerksamkeit
gewidmet, sie ist bisher in Europa jedoch nur selten nachgewiesen
worden. Das Europäische Fledermaustollwutvirus (European Bat
Lyssavirus, EBLV) ist mit dem Erreger der Fuchs-Tollwut eng
verwandt, aber nicht identisch. Beide sind Lyssaviren aus der
Familie der Rhabdoviren. Auch der Mensch und andere Säugetiere
sind für EBLV-Infektionen empfänglich. Nach Auskunft der
Bundesanstalt für Viruskrankheiten der Tiere sind EBLV-Infektionen
in Deutschland bereits vereinzelt registriert worden. Die Befunde
kamen häufig dadurch zustande, dass im Umgang mit Fledermäusen
unerfahrene Laien beim Handhaben von Fledermäusen gebissen wurden.
Eine tatsächliche Übersicht über die epidemiologische Situation
besteht nicht. Sie wäre nur um den Preis erheblicher Eingriffe in
die Populationen der vom Aussterben bedrohten Tiere zu erlangen.



 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de