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AHO Aktuell - 21.07.2004

Pferdehaltung: Im Offenlaufstall Ruhebedürfnis aller Tiere sicherstellen


(aid) - In artgerechten Pferdehaltungssystemen soll jedes Tier seine
essentiellen Bedürfnisse befriedigen können. Dazu gehören
Nahrungsaufnahme, Bewegung, Kontakte aber auch Ruhe. Das Lehrgebiet
für Tierhaltung und Verhaltenskunde der TU München in Weihenstephan
hat untersucht, ob in Offenlaufställen jedes Pferd tatsächlich
ausreichend Ruhemöglichkeiten hat. In sieben Ställen mit insgesamt 75
Freizeitpferden wurden die Tiere mittels Videokameras beobachtet. Die
Gruppengröße variierte von 5 bis 15 Tieren, pro Pferd standen
mindestens 40 qm Fläche zur Verfügung. Alle Ställe hatten räumlich
getrennte Fress-, Liege- und Auslaufbereiche, wobei die Liegeflächen
eingestreut und der Auslauf befestigt waren. Fütterungsart und
Futterzeiten waren annähernd gleich. Bewertet wurden Dösen im Stehen,
Liegen in Bauchlage und Seitenlage. Es bestanden Unterschiede zwischen
den einzelnen Ställen (Gruppen), die durch Größe und Beschaffenheit
des Liegebereichs und/oder Anzahl der Tiere bedingt waren. So lagen
die Pferde bei einer Liegefläche von 17 qm im Mittel 124 Minuten auf
dem Bauch aber nur 47 Minuten bei 5 qm. Die tägliche Gesamtliegezeit
der Gruppenmittel schwankte zwischen 59 und 134 Minuten. Die Tiere
verweilten länger im Liegebereich, wenn sie dort eingestreutes Stroh
fressen konnten. In allen Ställen wurde eine ausgeprägte Rangordnung
beobachtet, die sich deutlich auf die Ruhemöglichkeit des Einzeltieres
auswirkte. Bei rangniederen Tieren wurden die Ruhephasen deutlich
häufiger unterbrochen. In einzelnen Gruppen legten sich die
rangniedrigsten Tiere nie hin, sie waren deutlich erschöpft und
schliefen beim Dösen fast ein, so dass sie beinahe zusammenbrachen und
sich nur mühsam aufrichten konnten. Seitenlage wurde selten oder gar
nicht bei rangniederen Tieren beobachtet; manche legten sich auf den
unbedeckten Betonboden oder den Ausscheideplatz, um überhaupt einen
Ruheplatz zu finden.

Für die Gruppenhaltung von Pferden werden deshalb zum Schutz des
Einzeltiers folgende Maßnahmen empfohlen:

a) den Liegebereich mit nicht fressbarem Material (z. B. Sägemehl)
einstreuen, um ihn nicht auch zum Fressplatz zu machen,

b) durch mehrere überdachte Liegemöglichkeiten rangtieferen Tieren
eine Ausweichmöglichkeit bieten,

c) mindestens zwei Ausgänge in jeder Liegehalle, damit der Ruhebereich
nicht zur Sackgasse wird und

d) die Liegefläche strukturieren, zum Beispiel durch Sichtblenden.

Wie es in einem Bericht in der Zeitschrift "Tierärztliche Umschau"
heißt, ist die Gruppenhaltung zwar ein Fortschritt gegenüber früher
üblichen Haltungssystemen, aber noch nicht in allen Teilen ausgereift.

aid, Dr. Sigrid Baars



 



 

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