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AHO Aktuell - 30.09.2004

Stadt Dormagen leitete Vorsorgemaßnahmen gegen Hanta-Virus ein


Dormagen (aho) - In den vergangenen Monaten kam es in Dormagen-Horrem
(NRW) bei zwei Kindern und einem Erwachsenen zu einer Infektion mit
dem Hanta-Virus. Diese in Deutschland seltene Viruserkrankung (ca. 90
Fälle in diesem Jahr) erfolgt durch Nagetiere, insbesondere Mäuse. Die
Tiere scheiden den Virus mit Harn, Kot und Speichel aus.

Um das Risiko weiterer Infektionen zu minimieren, sollen nach einer
Empfehlung der Stadtverwaltung Dormagen Eltern ihre Kinder darüber
unterrichten und selbst darauf achten, dass die Kinder weder mit
lebenden noch toten Mäusen oder Ratten in Kontakt kommen. Nach dem
Aufenthalt im Freien sollen sich die Kinder die Hände waschen. Die
Stadt hat bereits Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen eingeleitet. Größere
Verunreinigungen und Müllablagerungen beseitigt eine Entsorgungsfirma,
deren Mitarbeiter aus arbeitsrechtlichen Gründen Schutzkleidung
tragen. Es handelt sich dabei um vorbeugende Maßnahmen. Nach Auskunft
des Kreisgesundheitsamtes besteht kein Grund zur Beunruhigung.
Spezielle Absperrmaßnahmen sind nicht erforderlich.

Hintergrund

Während des Koreakriegs Anfang der fünfziger Jahre wurde die exotische
Krankheit im Westen unter dem Stichwort "Korea-Fieber" bekannt. 2.500
amerikanische GIs waren damals im Dschungel an einer geheimnisvollen
Plage erkrankt, 121 verstarben. Damals infizierten sich die
amerikanischen Soldaten durch Mäuse am Fluss Han.

Von dort hat sich der Krankheitserreger wahrscheinlich über die ganze
Welt ausgebreitet und zeigt überall verschiedene Gesichter: Von
grippe- ähnlichen Krankheitszeichen über Nierenversagen, einer
schweren Form von Lungenentzündung bis hin zu schwersten inneren
Blutungen, ähnlich dem Ebola-Virus.

Die gefährlichste Variante des Virus heißt Hantaan, die bisher aber
nur auf anderen Kontinenten nachgewiesen werden konnte. Grundsätzlich
besteht aber das Risiko einer Hanta-Virus-Infektion auch bei uns.

In Europa waren bislang nur milde Varianten der Hanta-Viren bekannt -
der Puumala-Stamm. Er wurde erstmals 1943 beschrieben, nachdem 10.000
deutsche Soldaten in Lappland unter Übelkeit, Erbrechen und Kopfweh
litten. Die Puumala-Variante ist in Europa längst verbreitet und
vermutlich immer häufiger für Fälle von Nierenversagen
verantwortlich. Hanta-Virus- Antikörper lassen sich bei etwa 5 % der
Bevölkerung nachweisen, die Infektion als solche ist also nicht ganz
selten.

Die Röthel-Maus gilt bei uns als Hauptüberträger dieser
Hanta-Variante. Durch das Einatmen des verseuchten Mäusekots kann man
sich beispielsweise bei der Gartenarbeit anstecken. Ansteckend sind
Speichel, Urin und Kot sowie das Nestmaterial von infizierten Mäusen.
Davon abgeleitet können folgende Risikofaktoren benannt werden:

· Wohnen in Waldnähe, bevorzugt Buchenwald in weniger als 50 Meter
Abstand

· Aufräumen von Räumen, die im Winter verlassen sind, wie Keller,
Garagen

· Rauchen durch Reduzierung der Abwehrkräfte im Bronchialsystem

Die Krankheit wird nicht von Mensch zu Mensch, nicht durch
medizinische Eingriffe, nicht durch Blut oder Blutprodukte und auch
nicht durch Haustiere übertragen. Der folgende Krankheitsverlauf ist
typisch: Schweißausbrüche, allgemeine Müdigkeit und Schüttelfrost
lassen den behandelnden Arzt häufig zunächst auf einen grippalen
Infekt schließen. Manchmal werden erst nach einigen Tagen, wenn die
Symptome trotz Medikamentengabe nicht nachlassen, schlechte
Nierenwerte festgestellt.

Eine schützende Impfung gibt es gegen diese Infektion ebenso wenig wie
eine wirklich ursächliche Behandlung. Bei rechtzeitiger Entdeckung der
Krankheit sind bei dieser Hanta-Variante die Heilungschancen jedoch
recht groß.

Empfehlungen zur Vorbeugung gegen Hantavirus-Infektion können nur
ganz allgemeiner Art sein:

· Feuchte Säuberung von Räumen, die längere Zeit unbewohnt waren
(Keller, Garagen).

· Vermeidung von Staubentwicklung, z.B. durch vorheriges Anfeuchten
der zu reinigenden Flächen. Das Tragen eines Mundschutzes, wie er in
Baumärkten angeboten wird zum Schutz bei stark staubenden Tätigkeiten,
bietet keinen hundertprozentigen Schutz, ist aber wohl in der Lage,
das Risiko weiter zu verringern.

· Vermeidung von Lebensmittelresten, Aufbewahren von Lebensmitteln
nur in geschlossenen Behältern.



 



 

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