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AHO Aktuell - 24.01.2005

Nordrhein-Westfalen: Schlusslicht beim Tierschutz


München (aho) - Während Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel
Höhn die Käfighaltung von Legehennen medienwirksam als
tierschutzwidrig geißelt, haben vom 26. bis 30. Januar Besucher die
Möglichkeit, die Vogelweltausstellung in Bad Salzuflen zu besuchen -
eine Veranstaltung, für die die Behörden geltendes Tierschutzrecht
schlichtweg außer Kraft gesetzt haben. Für die Öffentlichkeit ist die
Ausstellung nur fünf Tage geöffnet, doch die Gesamtdauer beträgt 12
Tage, dreimal mehr als nach Tierschutzrecht erlaubt ist. Tausende
Vögel wurden auf behördliche Anordnung bereits Wochen zuvor in die
winzigen Ausstellungskäfige gezwängt, um sie "an die
Ausstellungsbedingungen zu gewöhnen". Aus Tierschutzsicht ist diese
Veranstaltung ein Skandal: "Das wochenlange Einpferchen gewöhnt die
Vögel weder an den Geräuschpegel der Riesenveranstaltung, noch an die
zahllosen fremden Tiere und Menschen", kritisiert Biologin Dr. Sandra
Altherr von PRO WILDLIFE. "Mit dieser Großveranstaltung opfert
Nordrhein-Westfalen erneut den Tierschutz zugunsten rein kommerzieller
Interessen." Sie fordert von Nordrhein-Westfalens Umweltministerin
Bärbel Höhn, tierschutzwidrige Termine wie Wildtierbörsen und
-Ausstellungen nicht mehr genehmigen zu lassen.


Die Vogelweltausstellung stellt ein immenses Tierschutzproblem dar:

· DAUER DER VERANSTALTUNG: Obwohl in Deutschland laut Tierschutzbestimmungen
Ausstellungen mit Papageien und Kleinvögeln nicht länger als vier Tage
dauern dürfen, wurde die Vogelweltausstellung über 12 Tage genehmigt. In
einer Stellungnahme des NRW-Umweltministeriums heißt es hierzu lapidar,
wegen der internationalen Beteiligung und der Größe der Veranstaltung sei
eine engere Terminierung durch den Veranstalter nicht möglich. Für die PRO
WILDLIFE Sprecherin ein Unding: "Ist dies so zu verstehen, dass eine
Veranstaltung nur ausreichend groß bzw. profitabel sein muss, damit die in
Deutschland geltenden Tierschutzbestimmungen außer Kraft gesetzt werden?"

· AUFLAGEN: Das zuständige Veterinäramt Detmold hat u.a. zur Auflage
gemacht, dass die Vögel zuvor mindestens vier Wochen in den
Ausstellungskäfig eingewöhnt werden müssen. Für PRO WILDLIFE ist dies eine
behördliche Anordnung zur Tierquälerei: "Tausende Vögel dürfen inklusive der
Eingewöhnungszeit wochenlang in winzigen, kargen Käfigen eingepfercht
werden, die weit unter den zulässigen Käfignormen liegen - und das nur,
damit ihre Besitzer um Preise und Pokale buhlen können." Die
Ausstellungsbedingungen stellen für die Tiere eine erhebliche Belastung dar.
Auch eine Eingewöhnung in die winzigen Käfige erspart den Vögeln nicht den
tagelangen Stress des Besucherstroms, der Nähe zu unzähligen anderen Vögeln
und des Lärms der gigantischen Veranstaltung.

· QUALZUCHTEN und KREUZUNGEN: Ein Schwerpunkt der Vogelweltausstellung sind
krankgezüchtete Kreaturen: "Der Züchter-Ehrgeiz kennt keine Grenzen:
Kanarienvögel mit anormaler Körperhaltung und Skelettdeformationen sowie
Tauben, denen der Schnabel bis auf einen verkrüppelten Rest weggezüchtet
wurde, gehören zu den ausgestellten Kreationen", kritisiert die PRO WILDLIFE
Sprecherin. Auch eine Vielzahl unnatürlicher Kreuzungen zwischen Kanarien
und Wildvögeln wie Zeisigen oder Gimpeln, aber auch diverse
Wildvogel-Kombinationen gehören zu den fragwürdigen Zuchtkreationen.

Seit Jahren kämpft PRO WILDLIFE gegen Tierquälerei auf Wildtierbörsen -
regelrechten Flohmärkten für Wildtiere. Die größten finden in
Nordrhein-Westfalen statt, z.B. Reptilienbörse TERRARISTIKA, Säugerbörse
EXOTIC ANIMAL. "Dass nun ausgerechnet in NRW auch noch die
Vogelweltausstellung mit ihren eindeutig tierschutzwidrigen Bedingungen
genehmigt wurde, ist schlichtweg ein Skandal", so die PRO WILDLIFE
Sprecherin abschließend. Sie appelliert an die für Tierschutz in NRW
zuständige Umweltministerin Höhn, zukünftige Veranstaltungen nur noch unter
Einhaltung des deutschen Tierschutzrechtes zu genehmigen.


 



 

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