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AHO Aktuell - 06.03.2005

Bild am Sonntag: Schwere Vorwürfe gegen Ministerin Künast wegen Paratuberkulose


Berlin (aho/lme) - Jetzt hat auch Bild am Sonntag das Thema "Morbus
Crohn beim Menschen und die Paratuberkulose der Wiederkäuer"
aufgegriffen. Laut BamS schlagenForscher und Ärzte jetzt Alarm und
Agrarpolitiker von SPD, Union und FDP werfen
Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) schwere Versäumnisse
vor. Nach Recherchen von BamS wurde Künast wurde bereits im Oktober
2001 vom damaligen Bundesamt für gesundheitlichen Verbraucherschutz
(bgvv) über eine mögliche Übertragung des Erregers auf den Menschen
informiert und zum Handeln aufgefordert worden. In dem Bericht des
Bundesamts heißt es demnach: "Um zu einer größeren Klarheit zu
gelangen, ist die Aufnahme von Forschungsaktivitäten unumgänglich."

Hans-Ulrich Klör, Professor für Magen- und Darmkrank-heiten an der
Uni-Kinik Gießen, zur BamS: "Wir müssen von der höchsten
Gefährdungsstufe ausgehen. Die Hinweise darauf, daß der
Paratuberkulose-Erreger MAP und Morbus Crohn zusammenhängen, sind sehr
stark. Die Krankheit verläuft bei Mensch und Tier nahezu identisch.
Zudem ist das MAP-Bakterium (Erreger der Paratuberkulose) bei
Morbus-Crohn-Patienten nachgewiesen worden." Noch deutlicher als Klör
wird sein britischer Kollege John Hermon-Taylor, der international als
einer der führenden Morbus-Crohn-Forscher gilt. Taylor zu BamS: "Der
MAP-Keim ist weltweit eine der größten Gefahren für die Gesundheit -
leider haben viele Regierungen wie in Großbritannien und Deutschland
bisher kaum darauf reagiert."

Doch jetzt machen Agrarpolitiker Druck. Wilhelm Priesmeier,
Veterinärexperte der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag in der BamS:
"Wir dürfen den Kopf nicht länger in den Sand stecken, wir müssen bei
möglichen Gefahren unverzüglich handeln. Frau Künast sollte umgehend
die Forschung verstärken, damit wir Klarheit über die Gefährdung der
Bevölkerung bekommen." Tierarzt Priesmeier verlangt Sofortmaßnahmen:
"Wir müssen flächendeckend alle Rinder, Schafe und Ziegen auf
Paratuberkulose untersuchen. Kranke Tiere müssen wie bei BSE getötet
werden." Priesmeier geht davon aus, dass mindestens 30 Prozent der
Wiederkäuer infiziert sind. Bei insgesamt 13 Millionen Rindern in
Deutschland müssten damit mehrere Millionen gekeult werden. Priesmeier
warnt in der BamS: "Die Seuche verbreitet sich rasch!"

Durch die hohe Zahl der infizierten Tiere steigt auch die Gefahr, daß
Menschen mit dem Erreger in Kontakt kommen. Professor Peter
Valentin-Weigand, Mikrobiologe an der Tierärztlichen Hochschule
Hannover: "Die Rinder scheiden die Bakterien mit dem Kot aus, wodurch
sie über die Felder auch ins Wasser gelangen können."

Die Opposition im Bundestag macht Künast laut BamS schwere Vorwürfe.
Ursula Heinen (CDU): "Frau Künast hat seit 2001 die Hände in den Schoß
gelegt und nichts getan." Hans-Michael Goldmann (FDP): "Künast hat
mögliche gesundheitliche Gefahren sowie wirtschaftliche Risiken für
die Landwirtschaft ignoriert."

Künasts Staatssekretär Alexander Müller weist die Vorwürfe zurück:
"Wir nehmen dieses Problem sehr ernst. Schon seit 2001 arbeiten das
Friedrich-Löffler-Institut, das Bundesamt für Risikoforschung und das
Robert-Koch-Institut an der Frage, ob ein Zusammenhang zwischen
Paratuberkulose und Morbus Crohn besteht."

Ein direkter Einstieg in eine Bekämpfung ist offensichtlich nicht
vorgesehen. Für die zweite Jahreshälfte 2005 kündigt das
Künast-Ministerium an, ein Testverfahren auszuschreiben, mit dem der
MAP-Erreger bei Rindern nachgewiesen werden kann.

Weltweit am härtesten geht nach Recherchen der Zeitung Schweden gegen
die Paratuberkulose vor. Dort gilt seit zehn Jahren: Ist auch nur ein
Tier erkrankt, muss die ganze Herde getötet werden. Schweden war seit
vier Jahren frei von Paratuberkulose - bis vor knapp zwei Wochen. Ulla
Carlson vom staatlichen Veterinäramt im Blatt: "Wir haben bei einem
importierten Rind die Seuche festgestellt." Das Tier stammte aus
Deutschland.




 



 

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