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AHO Aktuell - 11.05.2005

Tierhilfeorganisation als international tätige, illegale Hundehändler entlarvt


Darmstadt-Dieburg (aho) - Das Veterinäramt des Landkreises
Darmstadt-Dieburg ist nach eigenen Angaben illegalen, offenbar
professionell aufgezogenen Geschäften mit Straßenhunden aus Osteuropa
auf die Spur gekommen. Bei einer Razzia wurden am Dienstag mit
Polizeiunterstützung auf dem Gelände einer angeblichen
Tierhilfeorganisation an der Bergstraße zwei Mietwagen voll "frischer
Ware" gestoppt. Der Transport umfasste nach derzeitigen Erkenntnissen
45 Hunde, die über Internet bei einer Organisation in Großbritannien
bestellt worden waren und von Ungarn aus an fünf Adressen in
Deutschland und weitere in den Niederlanden ausgeliefert werden
sollten. Die Vierbeiner, die sich nach Behördenangaben in einem
erbarmenswerten Zustand befanden, werden jetzt von einem Tierarzt
behandelt, ein Teil befindet sich auf der Quarantänestation eines
Tierheims. Gegen alle bisher bekannten Beteiligten leitete der
Landkreis Verfahren ein. Zur Aufklärung der internationalen
Verflechtungen sind weitere Recherchen von Polizei, Zoll und
Veterinärbehörden im Gang.

Die Bergsträßer "Tierhilfe" hatte das Veterinäramt schon eine Weile im
Auge. Als sich die Hinweise verdichteten, erfolgte unmittelbar nach
der Ankunft der Lieferung der Zugriff. In dem einen Wagen, einem
Kombi, befanden sich 24 Hunde, in dem anderen, einem Geländewagen,
elf. Zehn weitere Tiere waren offenbar, der Bestellung entsprechend,
gerade ausgeladen worden. Die Fahrer wiesen sich als Engländer und
Rumäne aus, die Beifahrerin stammte aus Holland. Sie waren nach
eigenen Angaben von einer Sammelstelle in Ungarn gut 13 Stunden
nonstop durchgefahren. Die jungen "Promenadenmischlinge" hatte man im
Fond der Wagen, ohne besondere Boxen oder Abtrennungen,
zusammengepfercht. "Die Tiere sind hochgradig scheu und verängstigt",
berichtet die Amtstierärztin. "Es sieht aus, als habe man sie von der
Straße aufgelesen. Fast alle sind abgemagert, ihr Fell ist verfilzt,
einige leiden an keuchendem Husten, eines lahmt", so die erste
Augenscheindiagnose. Nur für 16 Tiere konnten - in Ungarn ausgestellte
-Impfpässe vorgelegt werden, drei davon waren gefälscht. Nicht einer
der Hunde trug, entgegen der europaweiten Kennzeichnungsvorschrift,
einen Chip oder eine Tätowierung.

Auf dem Freigelände der "Tierhilfe", einem mit Stahlmatten umzäunten
Sandplatz mit Bauwagen als Wetterschutz, trafen die Einsatzkräfte laut
Veterinäramt insgesamt rund vierzig Hunden in mehreren Rudeln an. Die
Verantwortliche wurde aufgefordert, binnen einer Woche Impfpässe und
Herkunftsnachweise vorzulegen. Zumindest so lange gilt ein
Vermittlungsverbot. Die 56 Jahre alte Frau verfügt über keine
Genehmigung, eine "tierheimähnliche Einrichtung" zu betreiben. Der
Behörde ist bekannt, dass sie regelmäßig zumindest in einem
Anzeigenblatt Hunde zum Kauf inseriert. Gegen sie läuft jetzt eine
Anzeige wegen illegalen Hundehandels.

Der aktuelle Fall veranlasst die stellvertretende Leiterin des
Kreis-Veterinäramtes, Dr. Christa Wilczek, erneut vor dubiosen
Hundeverkäufern zu warnen. "Hier wird auf die Mitleidstour Kapital
geschlagen", so die Amtstierärztin. Rund 250 Euro würden
durchschnittlich für ein Tier verlangt. Auf gefühlige Art mache man
Interessenten glauben, sie könnten mit dem Kauf arme Geschöpfe retten.
"Wer wirklich helfen will, soll seriös arbeitende Tierschutzvereine
ansprechen oder im Ausland autorisierte Stellen vor Ort unterstützen
und sich nicht von Internetangeboten oder zweifelhaften
Hilfsorganisation blenden lassen", betont Wilczek gegenüber der
Presse. In ihrer Tierliebe ausgenutzte Menschen liefen Gefahr,
unfreiwillig kriminelle Machenschaften zu fördern und sich zudem einen
seuchenkranken Hund ins Haus zu holen. Wer unsicher ist, kann beim
Veterinäramt des Kreises unter Telefon 06151/65064 Rat einholen.



 



 

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