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AHO Aktuell - 13.05.2005

Bitte nicht retten! Jungvögel werden häufig aus Unwissenheit von Eltern getrennt


Hannover (aho) - Jedes Jahr im Frühling finden aufmerksame
Spaziergänger und Naturfreunde vermeintlich elternlose Jungvögel und
bringen diese in die Klinik für Zier- und Wildvögel der Stiftung
Tierärztliche Hochschule Hannover. Die Aufnahme in die menschliche
Obhut ist für die Jungvögel jedoch in vielen Fällen keine Hilfe, im
Gegenteil. Überlebensfähig werden die Jungen in der Regel nur durch
das gemeinsame Aufwachsen in der Natur. Fehlprägungen,
Wachstumsstörungen und Befiederungsprobleme verursacht durch eine
künstliche Aufzucht enden im Spätherbst oder Winter fast immer mit dem
Tod, klären die Experten auf. Der Anteil dieser natürlichen Selektion
schwächlicher Individuen kann bei vielen Vogelarten über 70 % der
gesamten Population betragen. Die in menschlicher Pflege aufgezogenen
Vögelküken haben wegen der Konkurrenz der in der Wildbahn
aufgewachsenen und trainierten Artgenossen kaum eine Überlebenschance.

In der Klinik für Zier- und Wildvögel der TiHo wurden im vergangenen
Jahr über 260 Jungvögel zur weiteren Pflege abgegeben. Nur knapp ein
Fünftel davon war tatsächlich verletzt oder erkrankt und bedurfte
tierärztlicher Hilfe. Der weitaus größere Teil waren gesunde
Jungvögel, die durch die gut gemeinte Sammelaktion von ihren Familien
getrennt wurden und an Wildvogelstationen weitergegeben werden
mussten. Nur wenige dieser Vögel fanden nach einem sofortigen
Rücktransport wieder den für ihr Überleben so wichtigen
Familienanschluss.

Um Jungvögeln wirklich zu helfen, sollten daher nur solche Vögel
aufgenommen und zu einem Tierarzt oder in eine Pflegestation gebracht
werden, die tatsächlich abgemagert oder äußerlich erkennbar verletzt
sind (z. B. Federverlust, Haut- oder Muskelwunden, gebrochene Flügel
oder Beine). Andere Vögel sollten ins nahe Gebüsch gesetzt werden,
dort finden sie eine gute Tarnung. Der Geruch der Hände stört die
Vogeleltern nicht, sie werden ihre Jungen nach Entfernung des Finders
weiterhin füttern. Die Familie findet sich durch Rufkontakte.



 



 

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